Aus aktuellem Anlass und ohne Namen zu nennen, hier ein – zugegeben etwas längerer – Auszug aus dem apostolischen Schreiben „Familiaris Consortio“ von Papst Johannes Paul II. über die Aufgaben der christlichen Familie in der Welt von heute:
14. Dem Plan Gottes entsprechend ist die Ehe die Grundlage der größeren Gemeinschaft der Familie, sind doch die Ehe als Institution und die eheliche Liebe auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet und finden darin ihre Krönung (Vgl. Gaudium et Spes, 50).
In ihrer tiefsten Wirklichkeit ist die Liebe wesenhaft Gabe, und wenn die eheliche Liebe die Gatten zum gegenseitigen „Erkennen“ führt und zu „einem Fleisch“ (Vgl. Gen 2, 24) macht, erschöpft sie sich nicht in der Gemeinschaft der beiden, sondern befähigt sie zum größtmöglichen Geben, zum Schenken des Lebens an eine neue menschliche Person, wodurch sie zu Mitarbeitern Gottes werden. Während sich die Eheleute einander schenken, schenken sie über sich selbst hinaus die Wirklichkeit des Kindes: lebender Widerschein ihrer Liebe, bleibendes Zeichen ihrer ehelichen Gemeinschaft, lebendige und unauflösliche Einheit ihres Vater- und Mutterseins.
Als Eltern empfangen die Eheleute von Gott die Gabe einer neuen Verantwortung. Ihre elterliche Liebe ist dazu berufen, für die Kinder zum sichtbaren Zeichen der Liebe Gottes selbst zu werden, „von der jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat“ (Eph 3,15).
[…]
Ein grundlegendes Element zum Aufbau einer solchen Gemeinschaft bildet der erzieherische Austausch zwischen Eltern und Kindern (Vgl. Eph 6,1-4; Kol 3,20 f), bei dem jeder gibt und empfängt. Durch die Liebe, die Achtung, den Gehorsam gegen die Eltern leisten die Kinder ihren spezifischen und unersetzlichen Beitrag zum Aufbau einer recht menschlichen und christlichen Familie(Vgl. Gaudium et Spes, 48). Das wird ihnen leichter gemacht, wenn die Eltern ihre unverzichtbare Autorität als einen wirklichen und echten „Dienst“ ausüben, der auf das menschliche und christliche Wohl der Kinder ausgerichtet ist, im besonderen darauf, daß diese eine wahrhaft verantwortliche Freiheit gewinnen, und wenn in den Eltern das Bewußtsein des „Geschenks“ lebendig bleibt, das ihnen ständig in den Kindern zuteil wird.Die Familiengemeinschaft kann nur mit großem Opfergeist bewahrt und vervollkommnet werden. Sie verlangt in der Tat eine hochherzige Bereitschaft aller und jedes einzelnen zum Verstehen, zur Toleranz, zum Verzeihen, zur Versöhnung. Jede Familie weiß, wie Ichsucht, Zwietracht, Spannungen und Konflikte ihre Gemeinschaft schwer verletzen und manchmal tödlich treffen: daher die vielfachen und mannigfaltigen Formen von Spaltung im Familienleben. Aber gleichzeitig ist jede Familie immer vom Gott des Friedens gerufen, die frohe und erneuernde Erfahrung der „Versöhnung“ zu machen, der wiederhergestellten Gemeinschaft, der wiedergefundenen Einheit. Im besonderen der Empfang des Bußsakraments und die Teilnahme am Mahl des einen Leibes Christi schenkt der christlichen Familie die Gnade und die Verantwortung, alle Spaltungen zu überwinden und auf die volle Wirklichkeit der von Gott gewollten Gemeinschaft zuzugehen und so dem innigen Wunsch des Herrn zu entsprechen, daß „alle eins seien“ (Joh 17,21).
[…]
26. In der Familie als einer Gemeinschaft von Personen muß dem Kind ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, in tiefem Gespür für seine personale Würde, in großer Achtung und selbstlosem Dienst für seine Rechte. Das gilt für jedes Kind, gewinnt aber eine besondere Dringlichkeit, wenn das Kind noch klein und hilflos ist, krank, leidend oder behindert.
[…]
Annahme, Liebe, Wertschätzung, vielfältige und gemeinsame – materielle, affektive, erzieherische, spirituelle – Hilfen für jedes Kind, das in diese Welt kommt, müssen immer ein unverzichtbares Kennzeichen der Christen sein, im besonderen der christlichen Familien. So können die Kinder heranwachsen und zunehmen an Weisheit und Gefallen finden bei Gott und den Menschen (Vgl. Lk 2,52) und werden ihren wertvollen Beitrag zum Aufbau der Familiengemeinschaft und zur Heiligung der Eltern leisten (Vgl. Gaudium et Spes, 48).
(Hervorhebungen durch mich)
Und dann ein Kind spätestens am Ende des 1. Lebensjahres in die Kita schicken? Man muss schon sehr wenig von der Ehe verstehen oder in einer sehr drängenden Notlage sein, um das adäquat zu finden. Irgendwie finde ich, dass es Aufgabe der Politik sein sollte, solche Notlagen, die es ohne Frage geben wird, zu mindern und nicht sie zu zementieren. Aber was weiß ich schon von Politik?
Bei der Diskussion um das Betreuungsgeld schrecken aber einige Befürworter vor einem Thema noch zurück: Man wolle niemanden zu einem bestimmten Lebensstil zwingen, daher sei auch die Kita-Subventionierung zu sichern, damit eine Wahlfreiheit entstünde.
Natürlich, in einer Welt in der jeder nach seiner Facon glücklich werden soll und der Begriff „Wahrheit“ dem Begriff des „Rechts“ (im positivistischen Sinne) gewichen ist, da wird man nicht umhin können, auch denjenigen Familien Unterstützung zukommen zu lassen, die ihre Kinder, aus welchen Gründen auch immer, frühzeitig in eine familienfremde Betreuung geben „wollen“. Aus Glaubenssicht kann es dabei aber keine „Gleichberechtigung“ unter den Alternativen geben: Kinder so früh wie möglich in die Kita zu geben, damit sich die Eltern im Beruf „vermwirklichen“ und am sozialen Leben in gewohnter Weise „teilhaben“ können – das widerspricht der Funktion einer Familie, insbesondere der Funktion, die Eltern für ihre Kinder wahrnehmen sollten. Insofern ist das entschiedene Betreuungsgeld nicht nur richtig (wenn man von der Notwendigkeit eines solchen Instruments absieht, die sich aus anderen wirtschsftspolitischen Entscheidungen ergibt, die ich hier nicht thematisieren möchte) sondern in seiner Ausprägung noch zu gering, um Eltern eine wirkliche Wahlfreiheit zu lassen, und in seiner Entstehungsgeschichte, in der das Kindeswohl keinen Platz hatte, ein Skandal.
Es mag Ausnahmen zur Regel der Betreuung und Erziehung der Kinder in der Familie geben – Notlagen der Eltern, auch erzieherische Mängel, die es ratsam erscheinen lassen, ein Kind in fremde Betreuung zu geben – die frühkindliche Kita aber zum Standard zu erheben (und nichts anderes bedeutete es doch, wenn sich der Staat verpflichtet, einen Kita-Platz für jedes Kind vorzusehen), das ist nicht im Sinne des Erfinders (und wer das ist, muss ich hier wohl nicht extra betonen).
Tiberius
„Man muss schon sehr wenig von der Ehe verstehen oder in einer sehr drängenden Notlage sein, um das adäquat zu finden.“ … „Aus Glaubenssicht kann es dabei aber keine „Gleichberechtigung“ unter den Alternativen geben …“
Diese Passagen finde ich etwas anmaßend. Der Text gibt das nicht her.
Gassenreh Jakob
Das Betreuungsgeld ist sehr zu begrüßen, denn die Krippe scheint eine Einrichtung zum Wohlergehen von Erwachsenen zu sein. Ein bezüglich der sehr frühen Krippenaufbewahrung nicht ausreichend beachtetes Problem (neben zu befüchtender erhöhter Stresshormonausschüttung infolge „learned helpnessless“ und Wachstumshormonmangel infolge reduziertem Langsamen-Wellen-Schlaf in der Krippe) ist die mögliche Störung bzw. Verzögerung der frühkindlichen Sprachentwicklung Ein wichtiger Unterschied zwischen Tier und Mensch ist die Sprache auch als Basis des Denkens. Mangelnde primäre (besonders 0- 1,5 Jahre)frühkindliche Sprachentwicklung hat oft die Folge von Lese- und Rechtschreibstörungen und letztlich ungünstiger kognitiver Entwicklung.
Dadurch ist zu erwarten, dass die wichtigste Resource, welche unser Volk besitzt, nur ungenügend sprachlich und kognitiv entwickelt geerntet wird. (Siehe Ärztereport der Barmer Ersatzkasse vom Januar 2012 mit bereits jetzt schon ca. 40% sprachgestörten Kindern im Alter von 5-6 Jahren (Gründe: Zunahme Tagesmütter: 2006
ca. 14%, bereits 2010: 23%;; enorme Lärmpegel in Kitas); logopädische Behandlungskosten etwa 1 Milliarde Euro).
Warum heißt es Muttersprache und nicht Vatersprache?
Bereits ab der 20. Gestationswoche hört der Foet im Mutterleib flüssigkeitsangekoppelt die Mutterstimme und ist nach der Geburt massiv darauf fixiert, sodass eine längere (max. bis zu 3 Jahren) dyadenspezifische Beziehung zwischen diesen beiden Personen notwendig ist, zumal in diesem Zeitraum zumindest zwei kürzere Phasen besonders begierigem Sprechlernen des Kleinkindes individuell verschieden auftreten (siehe „Vergewaltigung der menschlichen Identität; über die Irrtümer der Gender-Ideologie“)