Ein Blogbeitrag von Bastian auf dem an dieser Stelle von mir sehr empfohlenen Blog Echo Romeo hat mich ein wenig nachdenklich gemacht. Viele katholische Blogs, meine allzumal, wurden unter dem Pontifikat von Papst Benedikt XVI. gestartet. Wenn ich also hier von Papsttreue gesprochen habe, dann bezog sich das natürlich im Prinzip (!) auf das Papstamt an sich, faktisch aber auf unseren jetzt emeritierten Papst. Ich selbst habe unter seinem Pontifikat nicht nur diesen Blog gestartet sondern habe darin auch zurück zum Glauben gefunden.
Ich teile die Verehrung, die viele Glaubensgeschwister für Papst Johannes Paul II. hegen, kann aber ihre persönliche Bindung an ihn nur bedingt nachvollziehen, einfach weil ich ihn nicht im aktiven Glaubensleben erlebt habe. Mein Papst war also von Beginn meines erneuerten Glaubensweges Papst Benedikt XVI. und dessen Zeit ist nun zu Ende und es steht eine neue Zeit an, die von Papst Franziskus. Seine ersten Auftritte haben mir sehr gefallen, ein paar Ausschnitte aus Predigten und Ansprachen über die ich gestolpert bin, kann ich unterschreiben ob Papst Franziskus aber exakt so tickt wie Benedikt darf man wohl bezweifeln. Gerade Benedikts Schwerpunktthema Glaube & Vernunft hat mich immer wieder angezogen und meinen Glauben vertieft. Ich habe manchmal gesagt, dass Papst Benedikt der richtige Papst zur richtigen Zeit war, ein grandioser Theologe in Zeiten der Verwirrung aber wenn ich ehrlich bin war er vielleicht auch nur der richtige Papst für mich in meiner Zeit der (noch andauernden) Umkehr. Franziskus wird vermutlich einen anderen Schwerpunkt haben, seine Namenswahl deutet schon darauf hin, und auch dieser Papst wurde im eigentlichen Sinne von Gott selbst ausgewählt durch dessen beauftragte Kardinäle, ist also der richtige Papst zur richtigen Zeit – aber dann auch der richtige Papst „für mich“?
Papsttreu kann sich dieser Blog nur nennen, wenn er dem aktuellen Papst treu ist, damit im Prinzip jedem Papst zu seiner Zeit. Viele Journalisten und Kommentatoren haben schon begonnen zu analysieren, was von Papst Franziskus zu erwarten sei vielfach verbunden mit eigenen Vorstellungen, was ein Papst in deren Augen zu tun habe und wie eine Kirche nach ihrem Geschmack auszusehen habe. In den meisten Fällen entsprechen diese veröffentlichten medialen Kommentare dem exakten Gegenteil von dem, was ich mir von einem Papst wünschen würde (von Allgemeinplätzen wie ein Papst, der auf die Menschen zugeht einmal abgesehen). Das ist aber umgekehrt auch nichts anderes als eine Erwartungshaltung, die ich an den neuen Papst hege und ich laufe Gefahr, sein Pontifikat, seine Predigten, Ansprachen, Aktionen genau daran zu bewerten, ohne den Vertrauensvorschuss zu gewähren, den Papst Benedikt XVI. hatte und vielleicht sogar beide miteinander wertend zu vergleichen. Konkret: was mache ich, wenn der neue Papst Entscheidungen trifft (nennen wir sie taktische Entscheidungen, an Glaubenswahrheiten wird er nicht rütteln), die ich nicht nachvollziehen kann oder die ich mir anders gewünscht hätte? Bin ich dann noch papsttreu? Im engeren Sinne sicher nicht!
Ubi Petrus, ibi ecclesia! Wo der Papst ist, da ist die Kirche! ist ein Leitspruch dieses Blogs, und Petrus ist eben jetzt nicht mehr Benedikt sondern Franziskus. Benedikt musste ich nie widersprechen, Franziskus zu widersprechen, und diese Option ist bei Erwartungshaltungen immer implizit, hieße der Kirche zu widersprechen. Ich bin versucht, von der Notwendigkeit eines Resets in meinem Kopf zu sprechen; nicht um die Erfahrungen mit Benedikt XVI. zu vergessen, sondern um die Erwartungshaltung an Franziskus zu löschen und stattdessen seine zukünftigen Worte und Taten in diesem Blog mit dem gleichen ich möchte sagen vorauseilenden Wohlwollen zu begleiten, wie ich das bei Benedikt XVI getan habe. Das wird sonst würde ich diesen Beitrag in meiner eigentlich blogfreien Zeit nicht schreiben sicher nicht einfach werden, und so stelle ich mich in eine Reihe mit Bastian vom oben genannten Echo Romeo-Blog, und bete nicht nur für den Papst sondern auch für mich, dass ich auch diesem Papst, dieser Kirche unter diesem obersten Hirten, mit diesem Blog diene, es also ein wahrhaft papsttreuer Blog bleibt.
Das Gebet in meinem letzten Beitrag ist dafür sicher geeignet, wobei ich so ehrlich muss ich mit mir und den Lesern hier sein vielleicht an der einen oder anderen Stelle werde umformulieren müssen, indem ich nicht einfach verspreche, bekräftige o.ä. sondern den Herrn bitte, dass er mir hilft, mir die innere Einstellung die dem Gebet zugrunde liegt, auch anzueignen. Das Versprechen, das das Gebet beinhaltet gilt weiterhin zu diesem Zeitpunkt kann es aber sein, dass das Einhalten eine größere Herausforderung darstellt, als es das bislang getan hat oder auch nicht, das wird die Zukunft zeigen, in die dieser Papst als Stellvertreter Christi uns, Jesu Kirche führen wird! Ich hoffe, dass Gott es mir nicht schwer macht, aber ich weiß, was er dann von mir erwartet und bete, dass ich seine, Gottes Erwartungshaltung werde erfüllen können!
ultramontan
Salü, du schriebst:
> Franziskus zu widersprechen, und diese
> Option ist bei Erwartungshaltungen
> immer implizit, hieße der Kirche zu
> widersprechen.
Nein, das ist nicht katholisch. Der Papst ist nicht die Kirche, und auch ein Papst kann Unsinn reden und schreiben. Viele Heilige haben sich heftig mit ihrem jeweiligen Papst gefetzt, z. B. die heilige Birgitta und der heilige Philipp Neri.
Papsttreuer
Da habe ich mich wohl nicht ganz korrekt ausgedrückt, oder war davon ausgegangen, dass klar ist, dass es mir nicht darum geht, einfach zu folgen, wenn ein Papst Glaubenswahrheiten widerspricht. Der Widerspruch den ich hier meine ist eben der aus meinen Erwartungshaltungen.
Vielleicht ein Beispiel: Benedikt XVI. hat mich aufgrund seines theologischen Scharfsinns, und seiner gleichzeitigen Fähigkeit, komplizierte theologische Sachverhalte für jede Zielgruppe (so sie denn guten Willens ist) verständlich darzulegen. Papst Franziskus scheint (!) mir eher nicht ein Mann der geschliffenen theologischen Formulierungen, sondern der klaren Worte (Stichwort: Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel). Das mag den einen oder anderen enttäuschen, für mich ist aber die Frage, ob der Heilige Geist nicht Papst Franziskus gerade aus diesem Grund ausgewählt hat, einen wie Simon Petrus, ein Mann des Volkes?
Meine Erwartungshaltung, wieder einen (ich bitte die Zuspitzung zu entschuldigen) „Theologenpapst“ zu bekommen, wird sich offenbar nicht erfüllen, trotzdem folge ich diesem Papst als PaPa – „Pastor Pastorum“(eingangs erwähnte Einschränkung vorausgesetzt)
Ich hoffe, so wird es klarer?
Ihnen ein gesegnetes Wochenende und Gottes reichen Segen
Der Papsttreue
Sean Witt
Wir brauchen keinen Papst für Kleriker sonder für die restlichen 1880 Mio. katholishen Christen. Es ist zeit für eine Reform und Rückkehr zu den alten Werten der Evangelien. Eine Reformierung der Kirch die so manchem Kleriker nicht schmecken wird in Deutschland. Ich persönlich finde Reichtum für Kleriker unangemessen, wie der Zölibat ist auch die Bescheidenheit eine Verpflichtung für jeden Kleriker. Selbstdarstellung ist nicht das was Jesu wollte. Wozu müssen Bischöfe Dienstwagen der 100T Klasse fahren, das Geld kann man besser für bedürftige Verwenden. Wasser predigen und selber Wein trinken, das ist das Problem der europäischen Katholischen Kirche mit D an der Spitze. Ich habe dafür gebetet, dass es einen nicht europäischen Papst gibt, der mit diesem Sumpf aus Selbstdarstellung aufräumt. Schade ist, es dass so viel aufrechte europäische Kleriker seit Jahrzehnten unter diesen Selbstdarstellern zu leiden hatten und mit Ihnen in einen Topf geschmissen wurden. „Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Und er ließ sie stehen und ging weg.! Mt 16.4
MoMi
Jegliches hat seine Zeit… Da kann man nun die Puhdys oder die Bibel zitieren. Jeder Mensch hat von Gott einen wunderbaren Satz an Fähigkeiten mitbekommen. Kein Mensch vereinigt aber alle positiven Eigenschaften in sich. Daher müssen sich auch auf dem Stuhl Petri verschiedene Menschen abwechseln, um allen Menschen einen Zugang zu erlauben und alle zum Herrn zu führen, die guten Willens sind.
Franziskus wird uns durch die Zeiten führen. Er wird auf dem festen theologischen Fundament, das Benedikt XVI gelegt hat die Kirche weiterbauen. Wahrscheinlich nicht so theologisch geschliffen, dafür mit einem direkteren Zugang zu den Herzen der Menschen.
Da wir nicht alles gleichzeitig haben könen, bekommen wir es nacheinander – Gott ist groß! Franziskus wird fest stehen und nach meinem Eindruck den Glauben mit klaren Worten verteidigen. Gott macht es wie immer: Er macht es anders, als wir es uns vorstellen, aber besser, als wir es uns hätten ausdenken können.
Anonymous
„Jegliches hat seine Zeit.“ steh ich voll und ganz dahiner!
Anonymous
Der Papst ist nicht die Kirche,aber wo der Papst steht dort ist die Kirche.
Ps: Habe ich seber nur gelesen aber ich denke das stimmt.