Dünnes Eis nennt man die Situation, in der man sich zu Themen äußert, die in der Gesellschaft in der man sich bewegt kritisch gesehen werden oder mit Empfindlichkeiten behaftet sind. Die Männer unter den Lesern kennen das: mit einer Frau über ihr Gewicht zu sprechen, ohne sich Mund oder Finger zu verbrennen? Dünnes Eis!
Auf ähnlich dünnes Eis hat sich jetzt unser Papst Franziskus begeben und beweist einmal mehr, dass er dieses nicht scheut, auch wenn es diesmal von den Medien mehr oder weniger unentdeckt geblieben ist, vielleicht auch nicht verstanden wurde oder nicht verstanden werden will. Ein Großteil der Mainstreammedien (natürlich längst nicht alle) hat sich offenbar dafür entschieden, unseren Papst mit einer Art falschem Wohwollen zu begegnen und ihn zu einem Reformpapst, besonders in Abgrenzung zu seinem Vorgänger, zu schreiben. Da passt das, was er am gestrigen Mittwoch in der von ihm nun fortgesetzten Katechese zum Jahr des Glaubens gesagt hat, eher weniger ins Bild.
Zunächst mal spricht der Papst über die Auferstehung Jesu und deren Bedeutung im Leben der Christen,
Der Tod und die Auferstehung Jesu sind wirklich das Herz unserer Hoffnung. Ohne diesen Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu ist unsere Hoffnung schwach, sie ist nicht einmal eine wirkliche Hoffnung. Es sind grade der Tod und die Auferstehung Jesu, die das Herz unserer Hoffnung sind. Der Apostel bestätigt das: Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren. (1 Kor 17).
was das Fehlen dieses Glaubens an die Auferstehung im Umkehrschluss bedeutet
Leider wurde oft versucht, den Glauben an die Auferstehung Jesu zu verdunkeln, und auch unter den Gläubigen selbst wurden Zweifel erweckt. Das ist ein Rosenwasserglaube, wie wir sagen. Das ist kein starker Glaube. Das ist aus Oberflächlichkeit geschehen, manchmal auch aus Gleichgültigkeit, beschäftigt mit tausend Sachen, die man für wichtiger hält, als den Glauben, oder nur aufgrund einer flachen Vision des Lebens.
und wieder umgekehrt die Auswirkungen dieses Glaubens an die Auferstehung:
Aber es ist gerade die Auferstehung, die uns die größte Hoffnung eröffnet, denn sie öffnet unser Leben und das Leben der Welt zur ewigen Zukunft Gottes hin, zur vollen Freude, zur Gewissheit, dass das Böse und die Sünde besiegt werden können. Und das führt dazu, den Begebenheiten des täglichen Lebens mit mehr Vertrauen zu begegnen, sie mit Mut und Einsatz anzugehen. Die Auferstehung Christi erhellt diese täglichen Realitäten mit einem neuen Licht. Die Auferstehung Christi ist unsere Stärke!
Glauben setzt aber auch Wissen, oder vielleicht besser: Kenntnis voraus: Kenntnis von dem, was da vor gut 2000 Jahren geschehen ist, warum das geschehen ist und welche Bedeutung das für uns hat. Und diese Kenntnis wird seit 2000 Jahren weiter vermittelt, verkündet, eben bezeugt. Und neben dem Zeugnis in geprägten Worten, sogenannten Glaubensbekenntnissen, die sich auch im neuen Testament, vor allem auch in den Paulus-Briefen finden, geht der Papst dann besonders auf die zweite Art des Zeugnisses ein: der Erzählung der Vorgänge, so wie sie uns in den Evangelien und der Apostelgeschichte berichtet werden. Der Unterschied besteht nun zunächst darin, dass hier nicht Glaubenssätze formuliert werden sondern Begebenheiten, persönliche Erlebnisse wiedergegeben werden Zeugenaussagen würden wir es heute nennen. Und genau an dieser Stelle betritt der Papst dann das dünne Eis:
Zunächst einmal stellen wir fest, dass die ersten Zeugen dieses Ereignisses die Frauen waren. [ ]
In den Evangelien [ ] haben die Frauen eine Hauptrolle, eine fundamentale Rolle. Hier können wir ein Element sehen, das für die historische Auferstehung spricht: Wenn es eine erfundene Begebenheit wäre, dann wäre sie nicht mit dem Zeugnis der Frauen verknüpft. Die Evangelisten hingegen erzählen einfach das, was geschah: die Frauen sind die ersten Zeugen. Das sagt uns, das Gott seine Zeugen nicht nach menschlichen Kriterien aussucht: die ersten Zeugen der Geburt Jesu sind Hirten, einfache und barmherzige Menschen, die ersten Zeugen der Auferstehung sind die Frauen.
Dünnes Eis ist das deshalb, weil sich mit so einem Einstieg möglicherweise eine Erwartungshaltung verbindet nicht wenige Mitglieder unserer Kirche sehen die Gleichberechtigung von Frauen bei uns nicht ausreichend gewürdigt, da kommt so eine prägnante Rolle, im neuen Testament verbürgt, gerade recht. Aber das ist nur die Grundlage des dünnen Eises, denn der Papst geht weiter:
Und das ist schön, das ist ein bisschen auch die Mission der Frauen, der Mütter, der Großmütter: Zeugnis ablegen gegenüber den Kindern, den Enkeln. Dass Jesus lebt, dass er auferstanden ist. Mütter und Frauen: macht weiter mit diesem Zeugnis!
Für Gott zählt das Herz, wie offen wir für ihn sind, ob wir wie Kinder sind, die vertrauen. Aber das lässt uns auch darüber nachdenken, wie die Frauen in der Kirche und auf dem Weg des Glaubens eine besondere Rolle dabei hatten und haben, dem Herrn die Türen zu öffnen, ihm zu folgen und sein Antlitz zu verkünden, denn der Blick des Glaubens braucht immer einen einfachen Blick voll tiefer Liebe. Die Apostel und die Jünger haben Mühe zu glauben, die Frauen nicht. Petrus rennt zum Grab, aber er bleibt vor dem leeren Grab stehen. Thomas muss mit seinen Händen die Wunden des Körpers Jesu berühren. Auch auf unserem Weg des Glaubens ist es wichtig, zu wissen und zu spüren, dass Gott uns liebt und keine Angst davor zu haben, ihn zu lieben: Glauben bezeugt man mit dem Mund und mit dem Herzen, mit Worten und mit Liebe.
Und hier müsste nun eigentlich der eigentliche Aufschrei erfolgen: Frauen werden im Wesentlichen auf eine Mutterrolle reduziert, ihnen wird der einfache Blick zugewiesen, während die Männer eher die analytische Rolle übernehmen. In Zeiten des Gendermainstreamings so etwas zu sagen, ist doppelt dünnes Eis: es weist einerseits auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern hin und weist dann den Frauen auch noch eine in weiten Teilen der aufgeklärten Welt ungeliebte Rolle zu: die der einfachhin Vertrauenden, Liebenden und eben der Mutter und Großmutter! Man kann vielleicht von Glück sprechen, dass das in den Mainstreammedien noch niemand bemerkt hat also warum schreibe ich hier darüber und riskiere, trotz eingeschränktem Leserkreis, das doch jemand darauf aufmerksam wird?
Weil der Papst mit seinen Worten die Rolle der Frauen in der Kirche eben nicht klein redet sondern im Gegenteil ihre Bedeutung hervorhebt! Es ist eine Rolle von Frauen, wenn sie Mütter sind, ihren Kindern ein neutral formuliert Wertesystem mitzugeben, und als Väter wissen wir hoffentlich diese Aufgabe zu schätzen. Wenn heute propagiert wird, Kinder so früh wie möglich in die Kita zu geben und Frauen zurück an die Werkbank zu schicken (übrigens ein hundertprozentig nationalsozialistisches Frauenbild) dann erahnen wir in dem Zusammenhang die Schwierigkeiten, die uns mit den Kindern bevorstehen, denen diese Rolle ihrer Mutter nicht zuteil werden konnte. Die Rolle der Frauen ist also in den Fragen der Glaubensweitergabe essentiell! Vielleicht kann man sich sogar zu der Aussage versteigen: Wenn die Frauen in der Geschichte nicht diese Rolle wahrgenommen hätten, wäre der Glaube in der Gesellschaft bis heute völlig verkümmert (und ein Schelm wer Böses dabei denkt wenn er beobachtet, aus welcher Glaubensecke die Hauptprotagonisten der Kleinkindfremdbetreuung stammen).
Der Papst anerkennt also die wichtige, essentielle Rolle der Frauen in der Kirche, ohne andererseits die Forderungen auf andere Rollenwahrnehmung (Frauen als Priester, Frauen in Führungspositionen der Kirche) auch nur zu erwähnen. Frauen, die diese Rolle mit Liebe wahrnehmen, mit Freude und darf man das sagen? Demut übernehmen, können sich also freuen: sie haben im Papst einen mächtigen Fürsprecher in der Kirche. Das sagt direkt noch nichts über die Wertung anderer Rollen aus, setzt aber ein Signal für all jene, die die traditionelle Rolle der Frau in der Familie klein und diese Frauen zu Heimchen am Herd herunterreden wollen. Ums mal provokant zu formulieren: Frauen, die der vom Papst beschriebenen Rolle nicht gerecht werden reißen eine Lücke in der Glaubensverkündigung und damit auch in der Gesellschaft. Es mag gute Gründe dafür geben, aber diese Gründe müssen sich genau daran messen lassen wie gesagt: Dünnes Eis!
Anonymous
Über dickes Eis kann jeder gehen. Ùber dünnes Eis nur Wenige.
Ùbers Wasser nur Jesus Christus.
Danke daß sie über dùnnes Eis gehen.
Papsttreuer
Ich danke für den freundlichen Kommentar – über wirklich dünnes Eis geht aber unser Papst selbst, ich bin nur ein Blogger, der berichtet und ab und zu seine Meinung sagt!
Herzliche Grüße und Gottes Segen!