Wenn man dem statistischen Bundesamt trauen darf, dann liegen auf dem ersten und zweiten Rang in der Todesursachenstatistik (2011) in der Bundesrepublik Herz-Kreislauferkrankungen (342.233 Fälle) und Krebsleiden (221.591). Nach der auf der Internetseite der destatis veröffentlichten Tabelle würden dann auf dem dritten Rang mit weitem Abstand Krankheiten des Atmungssystems (60.019) folgen. Berichtet werden auf der Seite über Todesursachen auch Säuglingssterbefälle, die aber von den Zahlen her natürlich verbirgt sich hinter jedem Einzelfall eine familiäre Tragödie nicht besonders ins Gewicht fallen (2.408)
es sei denn, man betrachtet die befruchtete Eizelle, wie in Forschung und Rechtsprechung des Bundesverfassungsgericht anerkannt, und den Embryo vor der Geburt ebenfalls als Menschen. Dann ergibt sich auf der Überblicksseite für Schwangerschaftsabbrüche, deren Link in den Gesundheitsstatistiken pikanterweise direkt über dem Link für die Todesursachen liegt, in räumlicher Nähe aber damit eben auch deutlich getrennt, ein trauriges Beispiel für einen dritten Platz: 111.275 gestorbene Embryonen bzw. Säuglinge, davon 108.867 durch Schwangerschaftsabbrüche und 2.408 nach der Geburt verstorbene Kinder.
Im Jahr 2012 ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche dann um 1,9 % auf noch 106.815 Fälle gesunken, was die Zahlen für die anderen Todesfälle sind noch nicht veröffentlicht wiederum einen traurigen dritten Platz bedeuten wird. Abtreibungsgegner weisen in dem Zusammenhang auf den geringer werdenden Anteil gebärfähiger Frauen in der Gesamtbevölkerung hin und kommen so zu einem relativen Wachstum an Abtreibungen mir fehlt leider die Zeit, das nachzurecherchieren, bin aber auch nicht der Meinung, dass rund 2.000 weniger Abtreibungen bei der Gesamtzahl einen Grund zum übermäßigen Jubel darstellt.
Interessant ist vielleicht in dem Zusammenhang noch, dass von den 106.815 Abtreibungen 3.485 aufgrund einer medizinischen Indikation (also im wesentlichen durch Krankheit des Kindes und/oder Gefährdung der Frau) erfolgten, 25 aufgrund einer kriminologischen Indikation (Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung) 105.357 Abtreibungen, also rund 99 % der Fälle, erfolgen dagegen im Rahmen der Fristenregelung nach einem Beratungsgespräch! Wenn also heute in der Diskussion um die weitere Liberalisierung der Abtreibungsregelungen den widerständigen Kirchen vorgeworfen wird, sie wolle Familien unheilbar kranke Kinder zumuten oder vergewaltigte Frauen zwingen, die eventuell daraus entstehenden Kinder zu gebären, dann lenkt dieser im Grunde nicht falsche Punkt davon ab, dass der überwiegende Teil der Abtreibungen zustande kommt, schlicht weil die Mütter oder deren Umfeld das gezeugte Kind gerade nicht wollen. Natürlich, auch hier gibt es unterschiedliche Konstellationen und dahinter liegende Schicksale aber es geht um Kinder, denen nicht aufgrund medizinischer oder kriminologischer Gründe sondern aufgrund persönlicher Gründe das Lebensrecht nicht zugestanden wird. Im Blog Das hörende Herz, über den ich auch auf die Statistiken gestoßen bin, hat die Autorin es sehr prägnant ausgedrückt:
Über 100.000 Babys haben nicht die Chance bekommen, zu leben und zu zeigen was in ihnen steckt und wie sie die Gesellschaft zu Besseren hätten verändern können, weil sie ihren Erzeugern oder deren Umfeld nicht in den Kram passten.
Das nicht in den Kram passten ist eine Formulierung, die etwas pauschaliert und eben Notlagen von Frauen, die sich zu einer Abtreibung entschließen, vielleicht zu sehr ausblendet im Grunde ist sie aber richtig und so ist es wohl auch angemessen, angesichts der Dramatik der Zahlen, sie zu verwenden. Bei rund 99% der Abtreibungen besteht keiner der in der Gesellschaft weithin akzeptierten Begründungen wie Krankheit oder Vergewaltigung (über die man separat noch mal etwas sagen müsste, die Leser dieses Blogs wissen, dass ich die einzige Grauzone einer Abtreibungsentscheidung bei der Wahl zwischen dem Überleben der Mutter oder dem Überleben des Kindes sehe) sondern es steht eine persönliche Entscheidung im Hintergrund, in nicht wenigen Fällen auch das Schicksal einer jungen Frau, die in ihrer Not keine Unterstützung findet und keinen anderen Ausweg sieht als die Tötung ihres Kindes.
Beten wir also für die Seelen der ungeborenen Kinder, beten wir aber auch für deren Mütter und deren Familien und Freunde, beten wir auch für uns als Gesellschaft, die wir es trotz allen Überflusses bis heute nicht geschafft haben, Frauen in solchen Notsituationen einen Ausweg zu weisen, der nicht in der Tötung eines ungeborenen Menschen besteht. Beten wir auch für uns und alle in den verantwortlichen Positionen, die wir uns zu sehr mit dem beschriebenen Zustand abfinden und nicht ausreichend tätig werden, diesen alltäglichen Genozid zu verhindern!
Gertie
Zunächst einmal „DAnke“ für die Verlinkung!
Und dann möchte ich hinzufügen, dass die Brisanz des Themas eine leichtfertige und pauschalisiernde Behanlung geradezu verbietet, weshalb ich sehr froh um den differenzierten und faktenstarken Bericht hier bin.
Leider war ich gestern morgen von der schieren Zahl derart geschockt, dass mir diese Formulierung entschlüpft ist. Auch wenn es mir fern liegt, eine Frau in einer derartigen Notsituation verurteilen oder gar kriminalisieren zu wollen, schreibe ich generell eher aus der Perspektive des (ungewollten) Kindes und versuche auch, alternative Möglichkeiten (Babyklappe oder Adoption) aufzuzeigen. Das Grundrecht jedes Menschen auf das Leben steht für mich nämlich über dem Recht auf Kenntnis der Herkunft, da solche Fragen im Allgemeinen im lebenden Zustand aufkommen.
RH
Dass diesen Frauen keine Hilfe angeboten werde, kann man so pauschal nicht stehen lassen. Es gibt viele Lebensschützer, die sich mit viel Liebe zum ungeborenen Menschen und dessen in Not geratener Mutter einsetzen,ja, die Hilfe auf breiter Front anbieten. Das wirkliche Problem ist, dass man buchstäblich vor den Abtreibungskliniken / – praxen mit dem hirnrissigen Argument, man setze die Frauen unter Druck, vertrieben wird. Druck wird meist in der Umgebung der Frau aufgebaut von Angehörigen, von Freunden, von Menschen, die es ja ‚ach so gut meinen‘ und die keine Ahnung vom Geschehen haben.
Alle Lebensschutzorganisationen achten peinlichst darauf, dass diese Frauen mit großer Feinfühligkeit und sehr zurückhaltend angesprochen werden, um ihnen Auswege aus ihrer Notlage zu zeigen und zu vermitteln. Selbst dann, wenn sich die Frau zur Abtreibung entschieden hat, wenn dann alle, die es ‚ja ach so gut‘ mit ihr gemeint haben, sich zurückziehen, helfen dann wieder einmal nur die Lebensschützer mit ihren Erfahrungen, stehen ihr zuhörend und beratend bei, wenn PAS ihr Leben zerstören möchte. Lange Zeit war nicht einmal eine Krankenkasse bereit, für diese Fälle die Kosten für eine Psychotherapie zu tragen.
Das wirkliche Problem sind nicht die Frauen sondern das Umfeld. Manchmal werden sie von Angehörigen dorthin gedrängt, weil das ja nur so ein Spaziergang ist. Mögliche Folgen kommen auch in der Beratung nicht zur Sprache. Unsere linke, gottlose Gesellschaft. verteidigt hirnlos ein sog. Recht auf Abtreibung, wie wenn es so etwas geben könnte???!!!
Abtreibung ist mittlerweile zum lukrativen Wirtschaftszweig geworden. Es geht gar nicht mehr um die Frau, sondern um das Geschäft. Genau deshalb macht sie den Lebensschützern, die nicht viel Zeit – nicht in ihrem eigenen Interesse – investieren, sich von anderen mangels besseren Wissens belächeln und verspotten lassen, das Leben zur Hölle. Man muss sich nur die Gebetszüge 1000 Kreuze ansehen, mit welcher Aggression diese von links angegriffen werden.
So schaut eine Gesellschaft ohne Gott aus! Die Schwächsten werden weggeräumt, der Starke hat Vorfahrt! Die nächste Zielgruppe ist schon ausgemacht. Zur Lektüre sehr empfehlenswert ist das Buch von Dr. Andreas Püttmann: Gesellschaft ohne Gott. Spätestens dann weiß jeder, wohin die Reise geht!
Vielleicht reicht es den Betreibern dieser Ideologien irgendwann zu dem Gedanken, dass sie selbst einmal zur Zielgruppe gehören könnten, evt. auch noch zu dem Gedanken, was nach diesem relativ kurzen Leben in Ewigkeit sein wird.
RH
Es soll natürlich so heißen: Genau deshalb macht sie den Lebensschützern, die oft enorm viel Zeit – nicht in ihrem eigenen Interesse – investieren, sich von anderen mangels besseren Wissens belächeln und verspotten lassen, das Leben zur Hölle.
Papsttreuer
Vielen Dank zunächst für den Kommentar!
Es ist natürlich richtig, dass es Hilfen gibt (ich verweise zum Beispiel auf das Online-Angebot https://vorabtreibung.net/ der Aktion 1000plus), es gelingt „uns“ (in Summe als Christen, auch wenn viele Lebensschützer alles ihnen Mögliche dafür tun) aber bislang nicht, sie so zu positionieren, dass sie auch flächendeckend greifen.
In einer idealen Welt, beschränken wir es mal auf Deutschland, sollte keine Abtreibung ohne ein vorheriges Gespräch mit einem einfühlsamen Katholiken stattfinden, der nicht nur problembewusst ist sondern auch weiß, wer für welche Probleme (finanzielle, familiäre, psychologische …) Hilfen anbietet. Dass wir Katholiken uns dabei nicht auf die Medien oder Gesundheitsorganisationen verlassen können, dürfte klar sein, also müssen wir selbst ran und im Rahmen unserer Möglichkeiten persönlicher Anlaufpunkt für Freunde, Bekannte, Kollegen, Gemeindemitglieder etc. sein. Es darf unser Gewissen nicht beruhigen, dass es Hilfsangebote gibt, wenn Abtreibungen vorgenommen werden und die betroffenen Frauen nicht mal von diesen Angeboten, die es gibt, wissen. Anders gesagt: wenn in meinem Umfeld eine Abtreibung geschieht, dann bin ich auch dann mit verantwortlich, wenn ich davon nicht mal etwas gewusst habe, einfach weil die betreffende Frau gar nicht auf den Gedanken gekommen ist, mich anzusprechen oder sich nicht getraut hat, oder, oder, oder … Das mag krass erscheinen, aber nur so werden wir – so denke ich – unserer Verantwortung für das ungeborene Leben und auch für die Mütter und Familien gerecht.
Das Thema ist aber vermutlich einen eigenen Beitrag wert.
Herzliche Grüße und Gottes Segen
Der Papsttreue