Zum letzten Jahreswechsel hatte ich ein paar Themen in eigener Sache geschlossen um nicht noch lose Enden mit ins neue Jahr zu tragen. Ein dickes offenes Ende ist mir aber durch gegangen, ein Thema, das auf ZdK-Treffen genau so wenig thematisiert zu werden scheint wie in Dialoggesprächen oder Diözesanversammlungen, jetzt ist es mir aber wieder ins Gedächtnis gerückt: letztens erreichte uns wieder mal ein Katalog des Weltbild-Verlags, in dem neben jeder Menge Haushaltstinnef auch für Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt geworben wird wenig bis nichts christliches geschweige denn katholisches, was doch erstaunt wenn man die Selbstdarstellung des Verlags im Internet bedenkt:
Verantwortung gegenüber Kunden, Gesellschaftern, Mitarbeitern und der Öffentlichkeit prägt das unternehmerische Denken und Handeln. Christliche Weltanschauung mit den Erfordernissen des Marktes überzeugend in Einklang zu bringen, heißt die tägliche Herausforderung. Die Orientierung an Werten ist Maßstab. Bücher und andere Medien können einen Beitrag leisten, die Welt begreifbar zu machen. Sie können Antworten auf die Fragen nach dem Woher und Wohin geben, vermitteln Wissen, regen die Phantasie an und geben Rat in Lebensfragen und Fragen des Alltags.
Zum Weltbildverlag habe ich mich in der Vergangenheit eindeutig geäußert, das möchte ich jetzt hier nicht noch mal alles erläutern. Das habe ich aber im vergangenen Jahr in zwei Schreiben (Emails) an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, als Vertreter der Eigentümer des Weltbildverlags, getan, die ich nachdem dessen Sekretariat diese ebenfalls an einen anderen Adressaten weitergeleitet hat hier wiedergebe (der Text mag auch als Erinnerung dienen, um was es bei der Frage Verlagsprogramm Weltbild eigentlich geht).
Am 12. Juli des vergangenen Jahres habe ich aufgrund der Vorkommnisse um den Weltbildverlag eine erste Mail an Michael Maas, auf der Internetseite des Erzbistums Freiburg hinterlegt als Ansprechpartner für den Kontakt zum Erzbischof, gesandt mit der Bitte um Weiterleitung an den Herrn Erzbischof:
Eure Eminenz, lieber Erzbischof Zollitsch,
eigentlich ist es nicht meine Art, unsere Bischöfe mit meinen Sorgen zu behelligen; da sich diese konkrete Sorge aber um unsere Kirche in Deutschland dreht, glaube ich, es ist meine Pflicht als Katholik, Kontakt mit Ihnen auch als Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz aufzunehmen.
In den vergangenen Tagen sind wir Zeuge geworden, wie unser Papst und mit ihm die ganze Kirche Opfer übelster Anfeindungen geworden ist – ausgelöst durch die unsägliche Bildmontage der Titanic, verstärkt aber durch allerlei Verteidigungen dieser Bilder, die diese mit den sogenannten „Machenschaften“ der Kirche rechtfertigen. Ich selbst betreibe einen kleinen Internet-Blog zu katholischen Themen, habe einen Beitrag darüber und eine Verteidigung verfasst, und bin auf diesem Weg ebenfalls Opfer übler Anfeindungen geworden. Nun hat unser Herr Jesus uns prophezeit, dass wir Verfolgung zu erleiden haben, und diese Art der Verfolgung ist sicher leichter zu ertragen, als das, was Jesus selbst auf der Erde erlitten hat, daher wollen wir uns nicht beklagen.
Richtig ist aber auch, dass wir an unsere Kirche höhere Maßstäbe anlegen müssen als an andere weltliche Institutionen – unser aller Versuch, heilig zu werden, darf nicht in den Schmutz gezogen werden, denn damit wird die Kirche und Christus selbst beschmutzt. Es hat mich daher getroffen, als ich vor einigen Tagen lesen musste, dass sich die Eigentümer des Weltbild-Verlages entschlossen haben, den Verlag entgegen ihrer eigenen Beschlusslage nicht zu veräußern sondern in eine Stiftung zu überführen und die Erlöse kirchlichen karitativen Zwecken zukommen zu lassen. Sicher wird zu dem Entschluss auch die Sorge um die Zukunft der Mitarbeiter des Verlages beigetragen haben. Leider wurde in den Zusammenhang das eigentliche Problem des Produktportfolios nicht angesprochen, und so hatte ich lediglich eine vage Hoffnung, dass man nun bemüht sei, aus dem weltlichen Unternehmen in Kirchenbesitz ein wirklich katholisches Unternehmen zu machen.
Umso mehr betrübt es mich, wenn ich nun in den Medien lese, dass man sich rein technisch-organisatorisch nicht in der Lage sieht, das Repertoire des Verlags (Versand und Geschäfte) um Angebote aus dem Bereich der Erotik, der Esoterik und allerlei anderem Schund zu befreien. Man mag sich von Seiten des Verlags wohl von solchen Produkten distanzieren, kann aber den Verkauf und damit die Gewinnerzielung über diese Produkte nicht verhindern. Meine Einschätzung war zum Zeitpunkt des Verkaufsbeschlusses, dass genau das der Grund war, warum man sich von Weltbild trennen wollte.
Nun stellt sich das Bild also so dar, dass man den Verlag nicht verkauft, das Sortiment nicht bereinigt und nur die Erlöse, auch aus diesen „schmutzigen“ Quellen, karitativen Zwecken zukommen lassen will (was auch die Frage aufwirft, wohin die Erlöse bislang geflossen sind, aber das ist ein anderes Thema)
Sehr geehrter Erzbischof, mit der Entscheidung, die Geschäfte des Weltbildverlags weiterlaufen zu lassen wie gewohnt, schlagen die Eigentümer all denjenigen ins Gesicht, die sich um den Ruf und den inneren Frieden der katholischen Kirche sorgen. Ich kann nicht umhin, mein völliges Unverständnis darüber zum Ausdruck zu bringen, dass man auf diese Art weiter Geschäfte zu machen gedenkt. Verzeihen Sie mir den Vergleich, aber wenn die Kirche feststellen würde, dass in einer ihrer Immobilien ein Bordell betrieben wird, würde sie den Betrieb dieses Ortes doch auch nicht aufrecht erhalten, nur weil man sich nicht in der Lage sieht, daraus ein ordentliches Hotel zu machen, oder weil man nicht weiß, was aus den Frauen in diesem Bordell werden soll? Ich weiß wohl, dass der Vergleich hinkt, da der Verlag offenbar nur einen kleinen Bruchteil seiner Umsätze aus den in Rede stehenden Produkten erlöst. Andererseits ist das aber, so glaube ich, kein Platz für Kompromisse, und die Eigentümer bringen all diejenigen in einen Gewissenskonflikt, die einerseits hinter ihren Bischöfen stehen wollen, andererseits aber nicht umhin können, die Doppelmoral zu erkennen, die sich hier Bahn bricht.
Abschließend stellt sich mir die Frage, ob ich in diesem Zusammenhang vielleicht wesentliche Aspekte übersehen habe, die ich in meinem Schreiben nicht angesprochen habe. Daher wäre ich für eine Stellungnahme von Ihnen dankbar, wie Ihre Einschätzung zu dem Thema ist. Ich weiß, Sie haben sicher mehr zu tun, als sich nur mit dem Thema Weltbild auseinanderzusetzen, aber – das Wortspiel sei erlaubt – das Thema Weltbild ist ein Teil des Bildes, dass die Kirche der Welt von sich vermittelt!
Ich danke Ihnen im voraus für Ihre Antwort und sende herzliche Grüße und Gottes Segen
Nachdem ich auf dieses Schreiben zunächst keine Antwort erhielt habe ich am 31. Oktober 2012 noch einmal mit folgendem Schreiben daran erinnert:
Eure Exzellenz, lieber Erzbischof Zollitsch,
am 12. Juli diesen Jahres hatte ich Sie bereits einmal angeschrieben in Sachen der Vorgänge um den Weltbildverlag (siehe auch anhängende Mail unten). Damals trieb mich die Sorge um das Außenbild, das unsere heilige Kirche in dieser Sache abgibt genau so um wie die Frage, wie man denn als Katholik zu diesem Thema stehen sollte.
Zwischenzeitlich hat sich nach meiner Wahrnehmung in dieser Sache leider nichts getan, abgesehen von der Tatsache, dass der Weltbildverlag weiterhin wider besseres Wissen und anscheinend ohne Intervention der Eigentümer esoterische und erotische Literatur (wie den Nachfolgeroman zu Shades of Grey) verbreitet. Meine Sorge hat sich insofern bestätigt, als man in den Medien tatsächlich die Streichung eines Aufklärungsbuches und die Beibehaltung des Verkaufs von Shades of Grey als bigott wertet dieser Einschätzung kann man sich leider kaum entziehen.
Im gerade begonnen Jahr des Glaubens sind wir alle aufgefordert, ein Zeugnis echten Glaubens zu geben, eine Aufforderung die sowohl an Laien wie auch an Priester und Bischöfe gerichtet ist. Viele Katholiken in meinem Umfeld nehmen diesen Aufruf, der auch beinhaltet, sich in seinem Glauben selbst zu vergewissern, sehr ernst. Zu diesem Aufruf gehört aber auch, sich mit den Positionen unserer Kirche vertraut zu machen, für sie einzutreten, sie notfalls zu verteidigen. Ich bin nicht blauäugig genug zu glauben, dass die Institution Kirche so heilig sei, wie es die Kirche Christi ist, der Anspruch den wir aber an uns jeder an sich persönlich und wir alle an die Kirche stellen müssen ist trotzdem ein anderer als der der restlichen Welt.
Wie ich in meinem Schreiben vom Juli bereits angedeutet habe, ziehe ich hinsichtlich der Problematik „Weltbild“ durchaus auch ins Kalkül, dass ich diese nicht vollständig durchblicke. In diesem Fall wäre es aber schön, wenn sich die Eigentümer des Verlags mit Ihnen als prominentem Kopf, zumindest in dieser Hinsicht äußern würden. Wie es jetzt ist besteht die Gefahr, dass sich nicht nur die Welt sondern auch viele gläubige Katholiken von der Kirche abwenden, weil sie den Weg, den sie in der Welt einschlägt nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren können.
In diesem Sinne hoffe ich weiterhin auf eine Antwort und verbleibe im Gebet für Sie und unsere Kirche verbunden!
Herzliche Grüße
Immerhin, auf dieses Schreiben erhielt ich am 22.11. des vergangenen Jahres eine Antwort per Brief vom Sekretariat Bereich Kirche und Gesellschaft der Deutschen Bischofskonferenz:
Sehr geehrter Herr Honekamp,
im Auftrag des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Herrn Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, danke ich Ihnen für Ihre Email vom 31. Oktober und für Ihre Mitsorge.
Ihre Beschwerde über die aktuelle Geschäfts- und Sortimentspolitik werde ich an den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Verlagsgruppe mit der Bitte um Beantwortung weiterleiten.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Lina Brockhaus
Wundert es irgend jemanden, dass ich anschließend weder von einem Vertreter von Weltbild geschweige denn von dessen Aufsichtsratsvorsitzenden etwas gehört habe?
In einem meiner letzten Beiträge hatte ich Auszüge aus der Predigt von Erzbischof Zollitsch in der Autobahnkirche Baden-Baden zu dessen Entlastung des Vorwurfs, Papst Franziskus gegen Papst Benedikt ausspielen zu wollen, zitiert. Aus dieser Predigt stammt auch folgendes Zitat:
Christen sind nach Ansicht von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (Freiburg) heute geradezu herausgefordert, wieder mutiger zu werden und unseren Glauben offen und offensiv zu bekennen; ihn öffentlich befragen zu lassen und der Bewährung auszusetzen durch die Vernunft und das Tag für Tag gelebte Leben. In einer Predigt in der Autobahnkirche Baden-Baden sagte der Erzbischof von Freiburg am Sonntagmorgen wörtlich: Die Glaubwürdigkeit einer Religion hängt oft noch weitaus mehr von ihrer Glaubenspraxis ab und von der Glaubwürdigkeit ihrer Glaubenszeugen. Und in unserem medialen Zeitalter richtet sich die Aufmerksamkeit dabei primär auf die religiösen Führer, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.
Zwischenzeitlich, bereits 2012, ist der Dritte Band der in Rede stehenden Shades of Grey Reihe erschienen, im Weltbildverlag verkauft, wiederum mit dem Feigenblatthinweis, dass diese Art der Literatur dem Welt- und Menschenbild, von dem wir uns als Buchhändler leiten lassen [widerspricht]. Mehr als 100 positive Bewertungen des Buches durch Leser beweisen: man hat diese Menschen mit Material beliefert, dass (angeblich) dem eigenen Welt- und Menschenbild widerspricht und den durch dieses Buch verursachten Schaden an der Seele der Leser in Kauf genommen.
Seit dem 27. Juni 2012, dem Tag an dem die Einbringung des Unternehmens Weltbild in eine Stiftung beschlossen wurde, gibt es übrigens auf der Presseseite des Unternehmens keine Informationen zum weiteren Verfahren, geschweige denn zur Sortimentspolitik.
Vielleicht darf ich noch mal eine Frage aus einem Posting des vergangenen Jahres zitieren:
Wieso sollten die Gläubigen, die jeden Tag den Kopf auch für ihre Hirten in den Diskussionen um Kirchenrecht, Moralfragen etc. hinhalten, glauben, dass aus dem Bordell Weltbild eine Kirche wird?
Presbyter
Wenn man bedenkt, dass Generalvikar Beer aus München Aufsichtsratsvorsitzender ist, braucht einen wirklich gar nichts zu wundern. Im Bistum geht es unter seiner Leitung auch nur um Macht, Posten und Karriere. Mobbing und Verleumdungen sind an der Tagesordnung.