Gegen neun habe ich mich heute morgen aufgemacht zum Eucharistischen Kongress in Köln, genauer zur ersten Katechese, anschließender Messe, gehalten vom Augsburger Bischof Konrad Zdarsa zum Thema „Herr, zu wem sollen wir gehen? Zu dem, der uns in seiner Kirche versammelt“.
Ich hatte in diesem Blog schon mal auf Bischof Zdarsa hingewiesen im Zusammenhang mit den Veröffentlichungen von Pfarrer Oblinger in der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ – wenig hatte ich von Bischof Zdarsa seither gehört, abgesehen davon, dass sich seine Gemeinden vehement gegen Reformen im Sinne von Zusammenlegungen wehrten, wobei ich dabei eher die Position des Bischofs vertreten konnte. Der Bischof schien mir in den vergangenen Monaten immer als ein starker Mann des Glaubens, der auch den Sinn für das Praktische nicht vernachlässigt (bei Gelegenheit würde ich ihn gerne noch mal nach den Geschehnissen um Pfarrer Oblionger befragen, bis dahin aber gehe ich eher davon aus, dass der Bischof schlecht informiert war, die Aussagen seines Pfarres jedoch in keiner Weise beanstandet).
Bischof Zdarsa ließ in seiner einführenden Katechese nichts an Klarheit zu wünschen übrig, und es war so gar nicht das vielleicht vom einen oder anderen befürchtete Konsensgesäusel, dass man bei derartigen Großeranstaltungen im Sinne der Political Correctness bisweilen erwartet. Ausgehende von der Frage des Wunderglaubens breitete Zdarsa eine Art „Herleitung der Eucharistie durch Jesu Leben“ aus. Gottes vorsichtige Pädagogik beginnt mit der Brotvermehrung, die Zdarsa deutlich als historische Tatsache gegen Relativierungen in Schutz nahm, die auf den sozialen Aspekt des Teilens abheben: Teilen, was man hat, ist ebenfalls wichtig, aber in den entsprechenden Evangelienstellen nicht der Punkt: Gott schenkt Leben und er schenkt Brot zum Leben, und wenn der nicht auch Macht über die Materie hätte, wäre es nicht Gott!
Die anschließende Rede in Kafarnaum, mit der sich Jesus auch gegen die Vereinnahmung als „Brotkönig“ wehrte, in der er davon spricht, dass man sein Fleisch essen und sein Blut trinken solle, und in deren Anschluss sich viele Jünger von ihm abwenden, führt dann zu seiner Frage: „Wollt auch ihr gehen?“ und Petrus Sprung in ein Glaubensbekenntnis: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens …“ Jesus buhlt dabei nicht um Nachfolger, aber er ringt um den Glauben seiner Jünger. Einen Glauben, der erst nach der Einsetzung der Eucharistie, nach dem Tod, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu wirkmächtig zum Tragen kommt durch das Pfingstereignis, den Heiligen Geist. Und diese Wirkung hat er den Aposteln und Priestern in seiner Nachfolge übertragen, die mit den Einsetzungsworten „Sprachhandlungen“ vornehmen, also mit den Worten Folgen, eben die Wandlung von Brot und Wein bewirken. Die Priester stellen dabei ihre Sprache Christus zur Verfügung, dessen Leiden hier und jetzt, nicht nur als Erinnerung, stattfindet.
In Bezug auf die Eucharistie verschwieg Zdarsa auch nicht, dass dieser katholische Glaube an die Wandlung einen deutlichen Unterschied zur evangelischen Vorstellung vom Abendmahl darstellt. Der Respekt gebietet es, auch den evangelischen Glauben ernst zu nehmen, die Ökumene endet aber dort, wo der Glaube an die Eucharistie in Frage gestellt wird.
Im weiteren ging Zdarsa auch darauf ein, was es mit der „Neuübersetzung“ des „pro multis“ mit „für viele“ statt „für alle“ für eine Bewandnis hat: niemand kann sagen, wer gerettet werden wird, ob es am Ende „sind“ entscheidet Gott selbst. Allerdings tragen die vielen (oder manchmal auch wenigen), die die Eucharistie empfangen auch Verantwortung für alle. Die Kommunion ist damit nicht mehr Privatsache, wie auch die eucharistische Anbetung nicht Sache des Einzelnen ist. Zdarsa wies dabei auf die notwendige rechte Gesinnung zur Kommunion hin: Das Beispiel des Zöllners aus Jesu Gleichnis, der im hinteren Winkel des Tempels die Worte „Herr, sei mir Sünder gnädig“ spricht, weist dazu den Weg. Zdarsa verlangte dabei nicht, die Häufigkeit des Kommunionempfangs grundsätzlich zu reduzieren, die Gesinnung mit der wir aber zur Kommunion treten, ist entscheidend: wir alle sind nicht würdig, und dennoch lädt uns Gott ein!
Als Ergänzung dazu lud Bischof Zdarsa dazu ein, die Worte beim Kommunionempfang auch als Glaubensbekenntnis zu betrachten, mithin das „Der Leib Christi“ mit einem stillen Fragezeichen zu versehen: Der Leib Christi? Amen – ja, das glaube ich!
Ich saß bei der Katechese hinter dem geschätzten Bloggerkollegen Peter Winnenmöller, der sich anschließend zu mir mit dem Wort „Donnerwetter“ umdrehte (ich hoffe, er verzeiht mir, wenn ich ihn hier so zitiere). Dieser Ausruf gilt auch für mich: selten habe ich derart klare Worte zur Eucharistie gehört, zur Anbetung, zur Wandlung, letztlich auch zur Geschichtlichkeit und Wahrheit dessen, was wir da als Katholiken glauben. Gerne würde ich die Rede noch einmal nachlesen und wäre gespannt, ob sie mich wiederum so beeindruckte – sie wäre sicher geeignet, in der Erwachsenenkatechese generell verwendet zu werden, in der es um den Glauben an die Eucharistie, die Wandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi nicht immer allzu gut bestellt ist.
So mit Worten gestärkt verbrachte ich einen Großteil der Mittagspause in St. Mariä Himmelfahrt zur Anbetung des Allerheiligsten, in die ich nun eben nicht nur meine Anliegen sondern auch die der mir verbundenen Menschen, besonders – zugegeben – meiner Familie mitgenommen habe. Nun, „stille Anbetung“ war das in der Kirche, wie ich aus einer Rückmeldung einer Zuhörerin bei der Katechese bereits wusste, nicht: das Allerheiligste war ausgesetzt und schön geschmückt, im Hintergrund lief allerdings leise Musik vom Band. Nichts, was man nicht auch „wegbeten“ könnte, aber für den Anlass (eben nicht Nightfever sondern Anbetung durch gläubige Pilger) reichlich überflüssig.
Am Nachmittag war ich noch bei einem Vortrag von Weihbischof em. Dr. Klaus Dick, der zum Thema „Eucharistie im Leben und Denken des Seligen John Henry Kardinal Newman“ sprach. Seine Kennerschaft über das Leben Newmans, seine Konversion von der anglikanischen zur katholischen Kirche, seine Schwierigkeiten in beiden Konfessionen und eben auch seine Liebe zur Eucharistie, merkte man zu jeder Sekunde des Vortrags, der sich durch seine Dichte auch der Wiedergabe durch mich leider weitgehend entzieht. Daher nur ein paar Hinweise: den weitergehenden Opfercharakter beschrieb er sehr anschaulich als „nicht notwendig aber von Gott gewollt“: Gott hätte uns auch anders erlösen können, hat sich aber für sein Opfer entschieden und dafür, dass dieses Opfer in der Eucharistie „weitergeht“, damit es nicht verloren geht. Bischof em. Dick zitierte dazu auch lange Auszüge aus Briefen Newmans, die in sich einige dogmatische Inhalte enhielten, die zum Verständnis Newmans, wie der katholischen Kirche, zur Eucharistie wesentlich sind (ich muss mich beizeiten doch mal mehr mit Newman beschäftigen). Deutlich wurde auch hier, das Newmans Verständnis der Eucharistie – und die Glaubensinhalte der katholischen Kirche hierzu – weit über das hinausgehen, was heute in der Katechese oft als „Heiliges Brot“ reduziert dargestellt wird. Die Begeisterung von Bischof em. Dick für die Eucharistie einerseits wie für den Seligen Kardinal Newman andererseits war den ganzen Vortrag über ansteckend, sodass das Ende – nach einigen interessanten Rückfragen wie zum Verständnis Newmans zum Gewissen – fast abrupt kam. Wie gesagt: mich motiviert das, mich doch noch mal intensiver mit diesem konvertierten Anglikaner und Doktor der katholischen Theologie zu beschäftigen.
Leider waren diese beiden Veranstaltungen wohl – abgesehen von der Abschlussmesse am Sonntag – wohl die einzigen, an dene ich werde teilnehmen können, familiäre und andere Verpflichtungen gehen vor. Und dennoch ist mir nicht bange um die Zukunft der Kirche, wenn ich die vielen Menschen aller Altersklassen in den Vorträgen und als Pilger an den roten Bändchen mit den Zutrittskarten erkennbaren Freunden der Eucharistie denke. Der Kölner Stadtanzeiger, dessen Pamphlete ich immer weniger geneigt bin zu verlinken, hier werde ich es überlassen, hat in einem Verriss bereits im Vorgriff auf den Kongress auf die mangelnde Kritik seitens der Teilnehmer an der Kirche aufmerksam gemacht – als ob nur – wie Petra Lorleberg von kath.net es so schön ausdrückte – nur kritische Katholiken gute Katholiken seien. Der zuständige Redakteur, dessen Namen ich hier dem Vergessen anheim geben will, hat ganz offensichtlich nichts von der Eucharistie verstanden und noch weniger vom Charakter eines katholischen Kongresses. Die Tage in Köln versprechen – so sehe ich das nach meinem kurzen Einblick – ein wirkliches Fest des Glaubens zu werden. Wer diesen Glauben nicht teilt, der kann sich von der Kirche abwenden, aber er soll es doch bitte unterlassen, über gläubige Katholiken das Schwert zu brechen! Ich jedenfalls bete gerne in den kommenden Tagen, in denen ich nicht dabei sein kann für die Pilger und Verantwortlichen des Kongresses und bin gespannt, mehr über Vorträge und Veranstaltungen bei anderen teilnehmenden Bloggern zu lesen!
Stanislaus
Den Vortrag von Bischof Dick (und viele andere) kann man übrigens hier nachhören: http://www.domradio.de/radio/sendungen/kopfhoerer/weihbischof-em-dr-klaus-dick
gebsy
Grüß Gott und Vergelt’s Gott für die anschauliche Schilderung.