Der RBB, ein von Zwangsgebühren bezahlter sogenannter öffentlich-rechtlicher Sender, macht gerade Werbung für eine Latenight-Show die von Kurt Krömer, bürgerlich Alexander Bojcan. Krömer ist kein Unbekannter in der Comedy-Szene, hat diverse Preise eingeheimst und wer sich seinen Eintrag in Wikipedia anschaut, kann ins Grübeln kommen, ob er nicht ein netter Kerl sei.
Das hatte sich, nachdem sie sich wie berichtet wird mal persönlich getroffen hatten, auch Matthias Matussek gedacht und ist deshalb seiner Einladung in seine internationale Show gefolgt, hoffte sicher, dort etwas über seinen Glauben, sein Buch oder eben seinen Lebensweg als katholischer Journalist berichten zu können. Sicher wird Matussek auch klar gewesen sein, dass es in der Show eher robust zugeht, eine Art von Brachialhumor gepflegt wird, der nicht jedem liegt. Darauf kann man sich vorbereiten und es ist nicht so, als ob er völlig blauäugig in den Auftritt gegangen ist. Was aber dann passierte und zwischenzeitlich in der Presse angekommen ist, spotte jeder Beschreibung.
Vorgestellt wird Matussek von Krömer als hinterfotziges Arschloch, dem nach seiner auf Nachfrage positiven Bewertung des Zölibats vom Moderator vorgeworfen wird, er sei ein Puffgänger. Matussek ist verheiratet und hat einen Sohn und mit dieser unterirdischen Pointe sicher nicht gerechnet und nicht rechnen müssen, schon gar nicht, dass ihn die Bezeichnung Puffgänger durch die weitere Sendung begleiten würde. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es Matusseks Frau geht, wenn die entsprechende Sendung ausgestrahlt wird, oder seinem Sohn, wenn er mal von Freunden damit aufgezogen wird. Das alles wird Matussek bei der Zusage nicht bedacht haben und hat es auch nicht bedenken müssen, durfte er doch wie jeder Gast einer Talkshow mit einem Mindestmaß an Respekt rechnen. Krömer hat das vielleicht nicht vor Augen gehabt, aber was er einer Familie mit seinem dreckigen man mag es kaum so nennen Humor antut, sollte ihm heute wenigstens Leid tun und ihn veranlassen, die Ausstrahlung der Sendung stoppen zu lassen. Tut er aber nicht, sein Anwalt zieht sich im Hinblick auf eine drohende Unterlassungsklage auf den Standpunkt der künstlerischen und satirischen Freiheit zurück. Was daran Kunst ist, wenn ein ehrenwerter Mensch, was Matussek sicher auch Gegner seines Lebenslaufs bescheinigen, in den Dreck gezogen wird, muss einem erst mal jemand erklären. Und was das Ziel einer derartigen Satire sein sollte, können wohl auch nur Menschen erklären, die über das damalige Titanic-Cover mit der Fotomontage von Papst Benedikt als inkontinenten alten Mann, auch schon lachen konnten.
Aber vielleicht ist dieser Vergleich umgekehrt auch passend: Es geht ja nicht darum, einen Prominenten in den Dreck zu ziehen, da hätte Krömer sicher bessere finden können, die tatsächlich Leichen im Keller haben (Claudia Roth zählte zu seinen Gästen oder auch Carolin Kebekus das ist die mit dem antikatholischen Video in ihrer Show). Nein, nicht Matussek selbst ist das Ziel sondern seine Aussagen: sein Bekenntnis zum katholischen Glauben, sein Bekenntnis auch zu katholischen Glaubenspositionen wie des Zölibats, seinen Lebenslauf als Katholik hat sich Krömer zum Abschuss vorgenommen. Die Botschaft lautet: Wer so katholisch ist, der hat Dreck am Stecken! Jemand wie Krömer ist offenbar gar nicht mehr in der Lage auch nur anzunehmen, dass Matussek ein authentischer Zeuge des katholischen Glaubens sein könnte, einer der in der Welt des Journalismus seine Meriten verdient hat und trotzdem zu Anstand und Moral und Glauben und Gott steht. Was nicht sein darf, das kann nicht sein! Und so muss einer, der die Sexuallehre der katholischen Kirche verteidigt, glücklich verheiratet ist und den Zölibat als eine mutige und respektable Entscheidung für eine Bindung an den Himmel und an die Gemeinde beschreibt eben ein Puffgänger sein.
Spätestens jetzt geht es nicht mehr nur darum, ob Matussek diese Show besser abgesagt hätte, ob er die Aufzeichnung einfach hätte verlassen sollen, als sich die Tendenz mehr als deutlich abzeichnete, ob er als gestandener Medienmann es hätte besser wissen müssen und selbst schuld sei, wenn er sich so in die Höhle eines solchen Bettvorlegerlöwen begibt. Abgesehen davon, dass jeder zu einer in einem öffentlich-rechtlichen und mit Gebührengeldern aller deutschen Haushalte zwangsfinanzierten Sender ausgestrahlten Show eingeladene Gast mit einem Mindestmaß an Fairness und Respekt rechnen dürfen sollte, ging es hier offenbar darum, den katholischen Glauben als Ganzes anzugreifen, damit auch jeden gläubigen Katholiken, der ein gottgemäßes Leben zu führen versucht und zusammen mit Matthias Matussek bei Krömer in den Dreck gezogen wird. Der Schluss Du bist für den Zölibat und glücklich verheiratet? Dann bist Du ein Puffgänger ist ein Vorwurf, den Krömer jedem macht, der diese beiden Aussagen auf sich bezieht, ich beziehe es auf mich und fühle mich von Krömer beleidigt. Wenn es nur um Matussek und mich ginge, wäre es auch noch egal, aber jeder katholische Leser dieses Blogs darf auf dieser Anklagebank Platz nehmen, die hier für den Schauprozess vorbereitet wurde. Mit Nazivergleichen sollte man vorsichtig sein, aber bei solchen Fernsehtribunalen muss man sich doch an den Volksgerichtshof und die Tiraden von Roland Freisler erinnert fühlen: Keinen Ausweg für den unschuldig Angeklagten lassen und ihn notfalls niederbrüllen (oder in unserer Zeit eben niederlachen) das ist kein fairer Umgang, das ist keine Satire, die sich zumindest auf Realitäten beziehen sollte, und auch ein etwaiger Begriff von Kunst muss dafür wohl über die Maßen gedehnt werden!
Dass dieses Showmachwerk nun ab dem 10. August samstags im Anschluss an das christliche Wort zum Sonntag ausgestrahlt werden soll, komplettiert nur das Bild und lenkt den Blick vom trotz aller Preise doch minderklassigen Comedian Kurt Krömer weg und hin auf die Sendeanstalt, die wir alle bezahlen. Ist es Auftrag der überfinanzierten ARD-Sender, solche Shows zu produzieren? Gehört es zum Bildungs- und Unterhaltungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, solchen Schund zu senden? Wer diese Frage mit Ja beantwortet, der hat sich schon entschieden, in welche Richtung die Medien unsere Gesellschaft steuern sollten jedenfalls keine, die von Konsens, Fairness oder gar Liebe getragen wird, sondern eine von Einschaltquoten und dem Spiel mit den niederen Instinkten der vermeintlichen Masse! Man kann nur hoffen und beten, dass die sich damit nicht gemein macht und die Winkelzüge erkennt, die hinter all dem stehen!
Papsttreuer
Zu dem Thema haben sich verständlicherweise auch noch andere geäußert, ein paar Kommentare möchte ich den Lesern nicht unterschlagen und zur Lektüre vorschlagen:
Michael Hesemann auf kath.net: „Wir sind Matussek!“ http://kath.net/news/42164
Alexander Wallasch auf The European: „Junge, sei doch einfach still“ http://www.theeuropean.de/alexander-wallasch/7215-kurt-kroemer-vs-matthias-matussek
Alexander Kissler auf Cicero online: „Kunst kommt von Können, nicht von Kotzen“ http://www.cicero.de/salon/kroemer-vs-matussek-kunst-kommt-von-koennen-nicht-von-kotzen/55160