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  1. Man sollte als Katholik vorsichtig sein, vor welchen Karren man sich spannen lässt!

    Die Politikwissenschaftlerin Karin Priester schrieb Ende 2010 in APuZ, dass der minimalstaatliche Libertarismus in Deutschland ein Forum in der Zeitschrift eigentümlich frei finde. Die ideologischen Leitfiguren seien die politischen Philosophen Murray Rothbard und Ayn Rand, welche Eigennutz und Egoismus moralphilosophisch als Tugenden legitimierten. Ziel sei die staatlich ungehinderte Nutzenmaximierung neuer „Leistungsträger“. Das Grundübel sähen sie im „Sozialdemokratismus“, welcher auch die CDU unter Vorsitz von Angela Merkel befallen habe. Seit 2007 suche der Herausgeber von eigentümlich frei, André Lichtschlag, der ein Bündnis radikal libertärer und nationalkonservativer Kräfte anstrebe, auch die Nähe zum Rechtsextremismus. Priester machte dies an Interviews mit dem NPD-Vorsitzenden Udo Voigt und dem Nationalanarchisten Peter Töpfer sowie zwei Artikeln (aus den Jahren 2003–2004) von Angelika Willig fest, die für die Junge Freiheit schrieb, dann 2008 bis 2009 Chefredakteurin von Hier & Jetzt und danach Autorin der Deutschen Stimme war. Als ideologisches Bindeglied zwischen Libertarismus und Rechtsextremismus fungierte laut Priester der Sozialdarwinismus mit der naturgewollten Überlegenheit der Starken gegenüber den Schwachen und der Elite gegenüber der Masse.

    • Lieber Katholik,

      vielen Dank für den Hinweis und die darin enthaltene Sorge um diesen Blog. Allerdings teile ich Ihre Sorge nicht und – um den Hinweis zurück zu geben – man sollte vorsichtig sein, vor welchen Karren man sich spannen lässt! Karin Priester hat in ihrem Beitrag offensichtlich in die Trickkiste der Halbwahrheiten und Unterstellungen gegriffen. Wenn bspw. ein Magazin einen NPD-Politiker interviewt ist damit für mich noch lange nicht ausgemacht, dass sie sich mit dessen Positionen gemein macht. Schließlich haben auch sogen. Mainstreammedien einen Udo Vogt interviewt ohne sich diesem Vorwurf ausgesetzt zu sehen.

      Ich lese die „eigentümlich frei“ jetzt schon einige Jahre und hatte nie einen Zweifel daran, dass es sich um ein libertäres und nicht-rechtes Blatt handelt; die Ablehnung staatlicher Intervention, die von vielen missgedeutet wird als „Raubtierkapitalismus“ prägt diese Zeitung jedoch und ist auch meine feste Überzeugung (siehe dazu z.B. auch meinen gestrigen Beitrag zu Sankt Martin). Ich folge allerdings auch nicht der Auffassung, dass eine politische Aussage per se ein Verbrechen darstellt: diese Argumentation dient nur dazu, sich mit diesen – im Zweifel und im Fall der NPD wirklich – menschenverachtenden Aussagen nicht auseinandersetzen zu müssen, führt aber in der Überzeugung der Irregeleiteten keinen Schritt weiter.

      Gerne verweise ich auch auf eine von der „eigentümlich frei“ publizierte Seite http://eifrei.de/, auf der man sich mit den Anschuldigungen der Nähe zu einer „Neuen Rechten“ auseinandersetzt, auch mit den Vorwürfen von Frau Priester (http://eifrei.de/karin-priester/) – auch ich selbst wurde dort bereits zitiert: http://eifrei.de/andere-ueber-den-skandal/ unter II. Blogs.

      Wesentlich ist für mich, und dazu habe ich bereits einiges geschrieben (siehe hier: http://papsttreuer.blog.de/tags/Libertarismus/), dass Libertarismus und katholischer Glaube sehr wohl kompatibel sind, und dass Libertarismus nicht mit einer nicht näher definierten „Neuen Rechten“ gleichgesetzt werden kann.

      Ich hoffe, ich konnte mit meinen Hinweisen zur Klärung beitragen und Sie bleiben diesem Blog gewogen!

      Herzliche Grüße und Gottes Segen!

  2. Nun, jetzt haben Sie mich erst recht in Unruhe versetzt! Ich bin Ihrem Link gefolgt und habe die Replik von Henning Lindhoff gelesen. Wenig überzeugend, was er da sagt! Zum einen bestätigt er einen Großteil der Ausführungen Priesters und gerade Michael Klonovsky als Leumundszeugen gegen eine Zuordnung zur Neuen Rechten zu bringen, ist schon der Knüller!

    Und ganz dreist wird auch noch darauf verwiesen, dass man dem NPD-Mann Voigt gerade keinen Rassismus und Nationalismus, sondern Sozialismus vorwirft. Gerade daran erkennt man wohl, woher der Wind weht!

    Und dass man sich in diesem Lager dann auch noch gegenseitig bekämpft, das ist ja eine alte Schwäche der Rechten!

    Schließlich, wen meinen Sie eigentlich mit Mainstreammedien? Wohl hoffentlich nicht die Junge Freiheit!

    Und Ihre schlussendliche Begründung für die Kompatibilität von christlichem Glauben und dieser Form von Libertarismus mag für Sie schlüssig sein. Mich würde da das eine oder andere Pauluswort über die Freiheit (Doch gebt acht, daß diese eure Freiheit nicht den Schwachen zum Anstoß wird. 1Kor8,9) und Jesusworte über die Reichen, Mächtigen und Eliten (Mt 19,23f; Lk 1,53 (Maria); Lk 16,19ff; etc.) etwas verunsichern.

    • Ohne die Diskussion auf die Spitze treiben zu wollen, aber schauen Sie mal, welch honorige Zeitung Herrn Voigt Raum für seine Äußerungen gegeben hat: http://www.welt.de/print-welt/article424731/Ein-Verbotsverfahren-wird-uns-kostenlose-Werbung-sein.html

      Als libertäres Magazin hat man das Interview dann eben genau auf die Frage des Sozialismus fokussiert, zu dem eben auch der Nationalsozialismus gehört, auch wenn man das heute lieber verschweigt. Das Thema Sozialismus zu thematisieren (und eine NPD auch aus dieser Richtung auseianderzunehmen) bedeutet nicht, Rassismus gutzuheißen!

      Und was die Bibel dazu hergibt: natürlich bin ich als Christ aufgefordert, meine Freiheit und meine Talente (inkl. Geld) verantwortlich zu nutzen; das nicht zu tun ist eine Auswirkung der Ursünde. Staatlich vorgeschriebene Einschränkungen der Freiheit, in der Annahme, die Menschen seien sonst sowieso nicht zu ausreichender Nächstenliebe fähig, sind aber ein ganz anderes Thema und führen im Gegenteil dazu: Wozu noch helfen/spenden, wenn sich doch der Staat um alles kümmert? Ich habe doch schon meine Steuern gezahlt – so wird Nächstenliebe unterminiert. Ich empfehle zu diesen und anderen Fragestellungen auch die Lektüre des leider schon verstorbenen Roland Baader.

      So komme ich in der Tat zu dem Schluss, dass Libertarismus und Katholizismus kompatibel sind, vielleicht ist aber der Begriff komplementär besser.

      Herzliche Grüße und Gottes Segen!

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