Als katholischer Blogger, noch dazu unter diesem Namen, sehe ich es als meinen Auftrag, nicht nur meine eigene Meinung kundzutun sondern sie auch mit der kirchlichen Lehre zu synchronisieren. Meine Grundeinstellung dabei ist: Ein bisschen katholisch geht nicht! Wenn ich also feststelle, dass ich in wesentlichen Punkten mit meiner Meinung der Lehrmeinung der Kirche widerspreche, dann habe ich im Wesentlichen drei Optionen:
1. Ich behalte meine Meinung für mich, um nicht andere zu kirchenfernem Verhalten zu verführen; diese Variante musste ich bislang noch nicht wählen.
2. Ich mache deutlich, dass ich hier meine eigene Meinung von mir gebe, die nicht mit der der Kirche übereinstimmen muss. Bei vielen meiner Beiträge zum Libertarismus besteht diese Gefahr, wobei die Kirche ihre Lehrmeinung in wirtschaftlichen und sozialen Fragen durchaus vorsichtig formuliert und ich ja gerade versuche nachzuweisen, dass Libertarismus und katholischer Glaube sich nicht ausschließen
3. Ich prüfe die Lehrmeinung der Kirche, ihre Hintergründe und komme am Ende zum Ergebnis, dass ich mit meiner bisherigen Meinung falsch gelegen habe das stellt den häufigsten Fall der seltenen Fälle dar, in denen ich mit der Lehrmeinung der Kirche nicht einverstanden bin: ich hatte sie einfach vorher nicht verstanden
Theoretisch gibt es natürlich noch eine vierte Variante: Ich schreibe einfach meine Meinung, und tue so, als sei das Lehre der Kirche, reiße päpstliche Zitate oder Ausschnitte aus kirchlichen Lehrschreiben aus dem Zusammenhang um meine Position zu untermauern und verbreite damit den Eindruck, meine Position läge auf der Linie der Kirche. Dass das kein lauteres, wahrhaftiges Vorgehen ist, und damit keine wirkliche Option darstellt, muss ich wohl nicht weiter erläutern. Es kann allerdings als theologischer Laie und Hobbyblogger passieren, dass ich bestimmte Lehrinhalte der Kirche tatsächlich missverstanden habe, und damit eine der Lehre widersprechende Meinung sogar mit gutem Gewissen als kirchliche Position verbreite. Wenn diese ich nenne das mal so Irrlehre dann auch noch zu meiner inneren Einstellung passt, gibt es also keine Bremse mehr im Kopf, die mich davon abhielte, sie zu verbreiten. Vielleicht kann man das als die Variante 4b bezeichnen ich schlage sie deshalb der Untervariante der vierten Option vor, weil ich im Ergebnis eine Lehre verbreite, die der der Kirche widerspricht: Für den Leser ist es abgesehen vom Vertrauen in diesen Blog und seinen Betreiber egal, ob ich eine Irrlehre mit gutem oder schlechtem Gewissen verbreite und sie so bewusst oder unbewusst in die Irre führe!
Wie komme ich darauf? Eine Handreichung des Bistums Freiburg geistert seit Wochen durch die Gazetten; hierin wird insbesondere auf die Problematik der Pastoral für Wiederverheiratete Geschiedene eingegangen; es werden beispielsweise Segnungen für solche Paare und ihre Hochzeit vorgesehen oder auf das persönliche Gewissensurteil des Paares in der Frage, ob sie die Eucharistie empfangen dürfen, verwiesen. Dass das nicht kirchliche Lehre aber möglicherweise common sense des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes Freiburgs entspricht, ist eigentlich keine Neuigkeit, sodass ich eine Vorstellung davon habe, in welcher Variante sich die Verfasser dieser Handreichung wiederfinden. Auch der Hinweis des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, der mit Blick auf eine ausführliche Beschreibung der kirchlichen Sicht auf diese Dinge, die der Präfekt der Glaubenskongregation Erzbischof Gerhard Ludwig Müller im Osservatore Romano veröffentlich hat (ein wirklich lesenswertes Dokument, dass vieles erläutert und es einem erlaubt, bei inneren Widerständen gegen die Lehrmeinung in die Option 3 einzuschwenken), Müller könne die Diskussion nicht beenden, sondern dass diese Fragen in der ganzen Breite diskutiert werden müssten, ändert nichts an dieser Tatsache. Selbst angenommen, die katholische Kirche würde die Sakramentenlehre hinsichtlich der Ehe im Rahmen der für das nächste Jahr angesetzten Familiensynode über den Haufen werfen (wozu mir die Fantasie fehlt) selbst dann ist es nicht Sache eines Seelsorgeamtes (und nebenbei auch nicht des zuständigen Bischofs) solchen potenziellen Veränderungen vorzugreifen.
In einem Schreiben der Glaubenskongregation vom 21. Oktober also vor der Veröffentlichung im Osservatore Romano, der Beitrag wird in dem Schreiben angekündigt an den Freiburger Erzbischof em. Robert Zollitsch, das in Kopie an die Diözesanbischöfe in Deutschland gegangen ist, fordert Erzbischof Müller also auch folgerichtig dazu auf, diese Handreichung zurückzuziehen. Müller schreibt: Eine aufmerksame Lektüre des Entwurfs zeigt, dass dieser zwar richtige und wichtige pastorale Hinweise enthält, aber in der Terminologie unklar ist und in zwei Punkten nicht mit der kirchlichen Lehre übereinstimmt. Er weist dann auf die beiden oben genannten Punkte (Zulassung zur Eucharistie nach eigener Gewissensentscheidung und Gebets-/Segensfeiern für Widerverheiratungen) hin, die im Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen. Weiter schreibt er: Aufgrund der genannten Divergenzen ist der Entwurf der Handreichung zurückzunehmen und zu überarbeiten, damit nicht pastorale Wege offiziell gutgeheißen werden, die der kirchlichen Lehre entgegenstehen. Weil der Text nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Teilen der Welt Fragen aufgeworfen und in einer pastoral delikaten Problematik zu Verunsicherungen geführt hat, fühlte ich mich verpflichtet, Papst Franziskus darüber zu informieren.
Ganz offenbar wurde und wird hier seitens des Freiburger Seelsorgeamtes bewusst eine von der kirchlichen, christlichen, katholischen Lehre abweichende Position unter Seelsorgern verbreitet, die diese Sicht wieder vielleicht dann sogar mit irregeleitetem aber gutem Gewissen an die Gläubigen weitergeben. Es ist ein Ärgernis, es ist eine Irrlehre, die hier unwidersprochen von deutschen Bischöfen verbreitet wird. Wie heiß es gestern noch im Evangelium zu dem der Papst in deutlichen Worten gepredigt hat: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt.
Die Handreichung ist heute noch immer auf der Seite der Erzdiözese Freiburg verfügbar.
(Das Schreiben von Erzbischof Müller ist in der Druckversion sowie für Online-Abonnenten auf der Seite der „Tagespost“ nachzulesen)
Anonymous
Zwei Ereignisse hatten gleichzeitig die Gemüter der Öffentlichkeit erhitzt: Die Handreichung des Bistums Freiburg zur Problematik der Pastoral für wiederverheiratete Geschiedene und die Kampagne gegen den „Protzbischof“ Tebratz von Elst. Ich liebe Fragezeichen und hasse Ausrufungszeichen, die aggressiv auf diese einprügeln. Aus dieser Haltung heraus fragte ich unseren Kaplan, wer der Kirche wohl mehr schade, der Bischof von Limburg oder Erzbischof Robert Zollitsch.
Der Kaplan und die beiden Bischöfe nehme ich seitdem ins tägliche Gebet. Akinom.