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  1. Gast

    Schön, dass Sie ein Ausrufezeichen gesetzt haben, ich empfand in unserem Kindergarten auch die Raumgröße für mehr als 20 Kinder als wahnsinnig einengend. Meines Wissens gibt es die Raumgröße betreffend auch kaum gesetzliche Regelungen. Meine Erfahrungen in der Kita, leider erst gesammelt bei unserem vierten Kind (bei den größeren Geschwistern war eine Eingewöhnungsphase noch nicht üblich) über einen Zeitraum von dreimal ca. zwei Wochen, waren ernüchternd negativ. Das Gefühl der ständigen Umzingelung durch Kinder wurde man einfach nicht los. Puzzleteile, Spielzeug und Bücher rochen nach Erbrochenem bzw. unangenehm säuerlich, was sicherlich nicht ausbleibt, wenn ständig jemand draufniest, draufsabbert, reinbeißt oder daran lutscht. Nicht selten roch es in unserer Kita auch nach Kot und Urin (zwar normal bei U3-Betreuung, aber dennoch unangenehm). Als noch störender empfand ich die dauernde Geräusch- bzw. Lärmkulisse und die nicht vorhandene Möglichkeit, konzentriert eine Sache zu verrichten. Die Kinder spielten mal zu dritt ein Brettspiel – bis zu 10mal wurden sie unterbrochen, weil weitere Kinder anfragten, ob sie mitspielen dürften. Von den drei Spielern mussten zwei zum WC, etliche Male versuchten vorbeikommende Kinder, die Spielfigürchen und Spielkärtchen zu entwenden. Gefühlte 20mal mussten wir den Würfel auf dem Boden suchen, weil die Kinder stärker würfelten, als der Tisch es zuließ. In irgendeiner Ecke im Raum gab es immer eine Meinungsverschiedenheit, die verbal oder mit Körpereinsatz ausgetragen wurde, und vom Spiel ablenkte. An Konzentration war nicht zu denken. Das Spiel konnte nicht beendet werden, da ständige Unterbrechungen dies unmöglich machten. Mit dem Vorlesen war es ähnlich, mindestens fünf Kinder kesselten die Erzieherin dabei ein, jedes Kind versuchte irgendwie einen guten Blick auf das Buch zu erhaschen – ein ständiges Kommen und Gehen eingeschlossen. Manchen dauerte das Vorlesen zu lange, sie versuchten immer wieder umzublättern, die anderen Kinder wiederum hatten noch Fragen zur vorgelesenen Seite, für diese Fragen blieb wenig Zeit. Irgendein Kind saß immer auf dem Schoß der Erzieherin, oft musste sie Kinder, die auch auf ihren Schoß wollten, ablehnen. Andere fragten wahrscheinlich schon gar nicht mehr danach, auch wenn sie vlt. Sehnsucht nach körperlicher Nähe hatten. Wer am lautesten schrie, der wurde am ehesten versorgt – aber was lehrt uns das?
    Paulus bleibt das alles erspart, was sollte er Zuhause vermissen? Gemeinschaft mit anderen Kindern kann man auch ganz ungezwungen privat organisieren.
    Jeden Tag nahm ich mir bei meinen Kindergartenbesuchen fest vor nach positiven Aspekten zu suchen, ich konnte keine entdecken. Nach diesen Erfahrungen frage ich mich oft, warum die Gesellschaft Kinderbetreuungseinrichtungen mit derart hohen Summen unterstützt und als Bildungseinrichtungen deklariert. Einzig draußen im Freien, mit relativ viel Platz gefiel unserem Kind und mir der Kita-Alltag. Aber diese schönen Erfahrungen hätten wir auch auf jedem Spielplatz machen können. Ich kann Eltern nur ermutigen, selbst zu betreuen und auch ganz bewusst über das dritte Lebensjahr hinaus. Wir sollten aber unbedingt dafür kämpfen, dass diese familiäre Erziehungsleistung auch entlohnt wird. Die Grundschule ist für mich ähnlich kinderunfreundlich. Auch hier wird versucht in viel zu großen Gruppen, durch Menschen ohne Bindung zum Kind, per freiheitsberaubendem Zwang Lernstoff in die Kinder zu pressen und ihnen pädagogische Konzepte überzustülpen. Seltsam, dass wir immer glauben, Bildung und Heranwachsen erfordere außerfamiliäre Strukturen – unsinnig eigentlich. Letztendlich sollten wir meines Erachtens unsere Kinder erst in der natürlichen Abnabelungsphase „Pubertät“ ins „Leben ohne Eltern“ entlassen.

    • Papsttreuer

      Ich danke Ihnen für diesen ausführlichen Kommentar. Dem kann ich gar nichts hinzufügen, außer dass wir – da wir uns damit ja beschäftigen – durchaus sehen, dass es noch mehr so „Verstrahlte“ wie uns gibt, und noch deutlich mehr, die die ganze „Betreuungsindustrie“ ebenfalls in Frage stellen, sich dem Druck aber nicht entziehen können (oft auch aus wirtschaftlichen Erwägungen, weshalb ich darüber gar nicht urteilen will).
      Gottes Segen!

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