6 Comments

  1. Menschen, die von sich behaupten, katholische Christen zu sein, schrieben mir auf den zitierten Text zu den Opferzahlen,

    – ich sei ein „Gutmensch“ mit „falschem Mitleid“
    – „jedem [Flüchtling, J.B.] sein eigenes Schicksal“ (also: Pech!)
    – Flüchtlinge seien „Gesindel“
    – es sei doch gar nicht so schlecht, wenn Flüchtlingsboote untergehen, schließlich hätten „wir“ bei „uns“ keinen „Mangel an schwarzafrikanischen Nichtschwimmern“
    – man müsse ohnehin etwas gegen die „Zuwanderung von barbarischen Völkern in den abendländisch-christlichen Raum“ tun

    Im Facebook kann man diese Menschen sperren. Im Leben?

    LG, Josef Bordat

  2. Cinderella01

    Nun, mit der Hilfe sollten wir es vielleicht so machen, wie die afrikanischen Bischöfe das von uns erwarten:

    „Dann und wann aber sagt ein afrikanischer Bischof zu mir: „Wenn ich in Deutschland soziale Projekte vorlege, finde ich sofort offene Türen. Aber wenn ich mit einem Evangelisierungsprojekt komme, stoße ich eher auf Zurückhaltung.“ Offenbar herrscht da bei manchen die Meinung, die sozialen Projekte müsse man mit höchster Dringlichkeit voranbringen; die Dinge mit Gott oder gar mit dem katholischen Glauben seien doch eher partikulär und nicht so vordringlich. Und doch ist es gerade die Erfahrung dieser Bischöfe, daß die Evangelisierung vorausgehen muß; daß der Gott Jesu Christi bekannt, geglaubt, geliebt werden, die Herzen umkehren muß, damit auch die sozialen Dinge vorangehen; damit Versöhnung werde; damit zum Beispiel Aids wirklich von den tiefen Ursachen her bekämpft und die Kranken mit der nötigen Zuwendung und Liebe gepflegt werden können. Das Soziale und das Evangelium sind einfach nicht zu trennen. Wo wir den Menschen nur Kenntnisse bringen, Fertigkeiten, technisches Können und Gerät, bringen wir zu wenig. Dann treten die Techniken der Gewalt ganz schnell in den Vordergrund und die Fähigkeit zum Zerstören, zum Töten wird zur obersten Fähigkeit, zur Fähigkeit, um Macht zu erlangen, die dann irgendwann einmal das Recht bringen soll und es doch nicht bringen kann: Man geht so nur immer weiter fort von der Versöhnung, vom gemeinsamen Einsatz für die Gerechtigkeit und die Liebe. Die Maßstäbe, nach denen Technik in den Dienst des Rechts und der Liebe tritt, gehen dann verloren, aber auf diese Maßstäbe kommt alles an: Maßstäbe, die nicht nur Theorien sind, sondern das Herz erleuchten und so den Verstand und das Tun auf den rechten Weg bringen.“

    Das ist ein Auszug aus der Predigt von Benedikt am 9. September 2006 in München: http://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/homilies/2006/documents/hf_ben-xvi_hom_20060910_neue-messe-munich.html

    Und daran sieht man, warum wir das Problem nicht gebacken kriegen.

    • Pirkl

      Stimmt. Hat er gesagt in München und ich war 2006 persönlich dabei. Seither beobachte ich, wie oft in Deutschland der Vorrang der geistlichen Bekehrung vor äußeren Änderungen gesehen wird. Ergebnis: fast nie. Das einzige Mal, an das ich mich spontan erinnere, ist Kardinal Marx zum 500. Geburtstag von Teresa von Avila, s. meinen Kommentar zum 1. April. Daher vielen Dank an Cinderella, dass sie an diese Rede erinnert, die für alle gilt, Afrikaner, Araber und Europäer, vor allem aber für uns Deutsche.

    • Ich war auch dabei. Und diese Predigt war wirklich großartig und die ganze Messe wunderschön und sehr beeindruckend. Einer der größten Tage in meinem Leben.

  3. Kommentatoren wie der oben zitierte denken nicht einmal in ihrer eigenen Ideenwelt konsequent.

    „Auf das noch mehr Moslems Christen ins Meer schmeissen? Nein mein lieber Honekamp, meine Barmherzigkeit endet hier und heute.“

    Das heißt im Klartext: „Ich lehne die Aufnahme von Flüchtlingen ausnahmslos ab, auch die Christen unter ihnen – zu denen ich mich zähle – weil diese möglicherweise die Flucht nicht überleben. Die Moslems überleben die Flucht zwar auch oft nicht, aber das finde ich nicht schlimm. Die Christen, die überleben, will ich aber auch nicht haben, denn die Moslems, denen sie NICHT zum Opfer gefallen sind, sitzen in dem gleichen überfüllten Boot.“

    Da hat die Barmherzigkeit wohl schon sehr lange vorher geendet. Die Logik auch.

    • Papsttreuer

      Danke liebe Claudia für den Kommentar,
      je länger ich darüber nachdenke umso mehr stelle ich fest, dass die teilweise harschen Reaktionen etwas Irrationales haben. Sollte sich da eine Entwicklung manifestieren, müsste man tatsächlich überlegen, woher das kommt. Auslöser mag durchaus sein, dass „von links“ die Probleme bislang eher verschwiegen wurden, und jeder, der auf Herausforderungen hingewiesen hat, direkt in die rechte Ecke gestellt wurde – und es sich dort womöglich bequem gemacht hat? Ist aber nur ein Gedanke von vielen.
      Gottes Segen!

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