Ein Hochzeitstag ist und bleibt etwas Besonderes, egal welcher!
Heute vor einem Jahr habe ich darüber nachgedacht, wie denn das sogenannte „verflixte 7. Jahr“ unserer Ehe verlaufen ist – und ich konnte feststellen, dass sich dieses siebte eigentlich nicht Wesentlich von den vorherigen sechs unterschieden hatte – wenn man davon absieht, dass es noch besser war als die Jahre davor. Und heute sind wir ein Jahr weiter und meine Frau und ich feiern unseren achten Hochzeitstag.
Und das – um mal aus dem Nähkästchen zu plaudern – ohne Ring am Finger! Wie das? Profan gesehen, hat der Verlust unserer Ringe einen recht einfachen Grund: Meine Frau und ich hatten uns vorgenommen, ein bisschen was an unserem Gewicht zu tun. Auslöser für mich war die Feststellung, dass mir ein XL-Freizeithemd (zu meiner Entschuldigung: Slim Fit!) nicht mehr passen wollte und mir der lange verschobene Gang auf die Waage eine dreistelliges Ergebnis (gerade so, aber doch) lieferte. Und wenn man sich ein bisschen bemüht, vielleicht auch Hilfe in Anspruch nimmt, dann geht das mit dem Gewicht ganz gut – es ist ja nicht so, als ob man das alles essen müsste, was man am Tag so in den Mund schiebt.
Aber neben dem erwünschten Effekt an Bauch und Gesicht nimmt man ganz offensichtlich auch an den Fingern ab! Wird’s dann noch kalt, rutscht so ein Ring schon mal schnell vom Finger. Auf diese Art ist erst der Ring meiner Frau, dann meiner abhanden gekommen. Meinen haben wir dann einige Wochen später doch noch wiedergefunden, aber trotz aller Anrufe beim Heiligen Antonius bleibt der meiner Frau verschwunden. So haben wir uns entschieden, meinen Ring einschmelzen zu lassen und zusammen mit dem neuen Material zwei neue daraus zu machen. Die sind aber noch nicht fertig, sodass wir also unseren Hochzeitstag ohne Ringe begehen müssen – naja, meine Frau hat immerhin noch den Verlobungsring, steht also nicht ganz ohne da.
Einerseits ist der Verlust eines Eherings eine etwas traurige Angelegenheit. Natürlich ist es nur ein Symbol und die Wirksamkeit des Sakramentes leidet nicht durch diesen Verlust. Trotzdem haben auch Symbole ihre Wirkung und es fühlt sich schon nackt an am Finger, so ganz ohne. Und ein neuer Ring – nun ja, er wird nie der Ring sein, den man sich in der Kirche angesteckt hat – wenn auch unsere neuen Ringe zumindest einen solchen Ring enthalten werden: Auch ein Symbol der Kontinuität.
Andererseits kann man es aber auch so sehen, dass sich die Welt natürlich weiter dreht. Bei unserer Hochzeit waren wir noch am Beginn unseres gemeinsamen Glaubensweges, dabei natürlich noch ohne Kinder, unsicher ob es mal welche sein sollen, ich noch als Unternehmensberater die ganze Woche unterwegs, die Wochenenden haben wir größtenteils auf dem Golfplatz verbracht: DINKs hieß das damals: Double Income, No Kids. Damals haben wir uns Eheringe aus Platin gegönnt – wirklich schön, auch robust, aber heute würden wir vermutlich doch eher zu einer günstigeren Variante greifen – nicht aus Sparsamkeit, sondern weil es wohl auch unnötig viel Geld wäre (und falls es einen Finder des Rings meiner Frau gibt: Da hat er was Besonderes!). Da man unterschiedliche Legierungen nicht mischen kann, wird unser neues Ringpaar ebenfalls aus Platin sein, aber es ist ja jetzt auch nur noch etwa ein Ring, dessen Material benötigt wird.
Als Gravur hatten wir – recht spontan entschieden – einen Liedtext verwendet: Im Ring meiner Frau stand „Was wir alleine nicht schaffen …“, bei mir stand „… das schaffen wir dann zusammen!“ Wer es kennt, das ist Text und Titel eines Liedes von Xavier Naidoo, dessen christlich angehauchte Texte uns damals viel bedeutet haben. Und auch wenn ich heute nicht zu denen gehöre, die Naidoo aufgrund seiner Ausflüge in die Politik den Rücken kehren – so recht passen mag der Spruch heute auch nicht mehr. Zur Zeit stehen ein paar wenige Sprüche zur Auswahl, bei Interesse kann ich nach der Entscheidung gerne mitteilen, welcher es geworden ist. Nur soviel: Statt Liedtext jetzt lieber ein Original aus der Bibel!
Und das alles ist auch ein Symbol dafür, dass eine Ehe Veränderungen unterliegt – in alle Jahre sowieso, aber auch von Jahr zu Jahr, sogar von Monat zu Monat oder von Tag zu Tag. Letzteres natürlich eher unmerklich, aber der liebe Gott führt einen immer wieder an neue Herausforderungen und Gelegenheiten, dem anderen seine Liebe zu zeigen. So hat unser Leben heute kaum noch was mit dem zu tun, wie es vor acht Jahren aussah. Und es ist deutlich anders, als es vor einem Jahr war, auch wenn die äußeren Rahmenbedingungen weitgehend gleich geblieben sind. Und selbst gestern war unsere Ehe noch anders als sie es heute ist. Konstant ist, dass wir beide diese Ehe führen, konstant ist auch, dass Gott sie begleitet. Und konstant scheint mir auch zu sein, dass wir von Tag zu Tag mehr lernen, dass es nicht darauf ankommt, ob der andere einen glücklich macht, sondern dass man den anderen glücklich zu machen versucht.
Wir hatten eine Lesung zu unserer Hochzeit ausgesucht, die ich vor der Hochzeitsvorbereitung nicht kannte. Ist aber nicht ganz unbekannt und stammt aus dem Buch Kohelet (4,9-12):
Zwei sind besser als einer allein, falls sie nur reichen Ertrag aus ihrem Besitz ziehen.
Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf. Doch wehe dem, der allein ist, wenn er hinfällt, ohne dass einer bei ihm ist, der ihn aufrichtet.
Außerdem: Wenn zwei zusammen schlafen, wärmt einer den andern; / einer allein – wie soll er warm werden?
Und wenn jemand einen Einzelnen auch überwältigt, / zwei sind ihm gewachsen / und eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell.
Die dreifache Schnur: Ich weiß nicht, was Exegeten dazu sagen, für uns ist das jedenfalls ein Bild des Ehepaares zusammen mit Gott. Gott ist dabei wohl das stärkste Seil aber auch er macht sich abhängig von den anderen Schnüren. Ohne die beiden anderen reißt die Schnur, und wir können uns heute nicht vorstellen, wie unsere Ehe ohne Gott aussähe (oder besser: Wir wollen uns das lieber nicht vorstellen!)
Gelernt haben wir auch, dass diese Schnüre wechselnde Belastungen aushalten müssen – manchmal mehr die meiner Frau, manchmal meine, manchmal muss man sich ganz auf Gottes Kraft verlassen, meist sind es Mischungen. Und die Liebe zeigt sich gerade darin, dass man seine Kraft auch für den anderen aufwendet. Dass der andere einen hält, zeigt einem die Liebe und ist ein wunderbares Gefühl (wenn man sich denn drauf einlässt). Aber zu wissen, dass man selbst liebt, zeigt sich an der Kraft, die man auch mal braucht, um den anderen zu stützen. Am Ende sind es sowieso alle drei Schnüre, die notwendig sind – aber wie schön zu wissen, dass die eigene auch nicht ganz unwesentlich ist? Und wie großartig ist es zu wissen, dass Gott auch dabei ist, Teil der Ehe, maßgeblich sogar – wesentlicher in jedem Fall als ein Ring oder ein anderes bloßes Symbol der Liebe.
Zuletzt möchte ich mich noch mal selbst aus meinem Beitrag von vor einem Jahr zitieren – nicht, weil es ein so doller Text wäre, sondern weil der Inhalt eine Konstante darstellt (abgesehen von der Jahreszahl), eine die ebenfalls wichtiger ist als ein Ring – auch wenn ich mich freue, bald wieder einen an der Hand zu tragen:
Es ist also nicht nur die Zeit, meine Frau über den grünen Klee zu loben und ihr mal wieder zu danken, dass sie es schon so lange mit mir aushält, es ist auch die Zeit, Gott zu danken, dass er uns stärkt, uns so reich nicht zuletzt mit unseren beiden Kleinen beschenkt, und uns durch die letzten [sieben] Jahre und auch schon vorher (von uns nur nicht so bemerkt) begleitet hat. Und es ist die Zeit, ihn zu bitten, auch weiter Partner in unserer Ehe zu bleiben, die sicher noch den einen oder anderen Sturm wird bestehen müssen. Wir vertrauen auf den Herrn und auch wenn wir noch keine jahrzehntelange Ehe vorweisen können, können wir den Weg mit Gott nur empfehlen für eine gelungene Ehe!
Und zuletzt, wo wir gerade unter uns sind, noch ein Wort an meine Frau: Ich liebe Dich jeden Tag mehr und würde Dich vom Fleck weg jederzeit wieder heiraten - wenn ich könnte, würde ich es schon früher getan haben!
Pirkl
Gratulation und Gottes Segen!
Dieter Schrader
Auch von uns einen herzlichen Glück-und Segenswunsch zum Hochzeitstag.
Wir haben schon 54 mit Gottes Hilfe hinter uns und freuen uns auf jeden neuen Tag. Dank für Ihre Hochzeitstags-Predigt. Sie wäre auch ein guter Beitrag für die Familiensynode in Rom und für Interessierte evangelische Mitleser Ihres Blogs.
Auch diejenigen,die sich noch nicht „getraut“ haben , sollten sich ermutigt fühlen den Schritt zu wagen.
Es grüßt herzlich mit vielen Wünschen für das neue Hochzeitsjahr
Ihr „papsttreuer “ Lutheraner
Dieter Schrader