Was ein Catch 22 ist kann einem egal sein, wenn man Christus folgt. Interessant ist dennoch, was auf „Metal und Christentum“ dazu zu lesen ist.
Metal und Christentum – als ich zu Bloggen anfing war das einer der Blogs, die mir direkt aufgefallen sind. Kein Wunder, erscheint doch (Heavy) Metal und die Beschäftigung mit dem Christentum als fast widersprüchlich: Sind das nicht alles Satanisten, jedenfalls im Zweifel alles andere als Christen? Zwischenzeitlich bin ich schlauer, kenne sogar selbst christliche Metal-Bands, die ich mir zwar auch nicht regelmäßig anhören mag, aber immerhin: Den christlichen Glauben kann man durchaus auch lautstark verkünden.
Das ist der eine Grund, aus dem ich den Blog von Sebastian Berndt in dieser Woche hier verlinke, der immer wieder mal die – manchmal nur scheinbar – finsteren Klänge unter die Lupe nimmt und christliche Motive und Hintergründe analysiert. Der zweite ist der famose Beitrag vom 22.10.2015, auf den ich erst in dieser Woche gestoßen bin, bei dem es um die Beschreibung eines „Catch 22“ und dessen generelle Lösung geht.
Was ein Catch 22 ist, erklärt Sebastian Berndt an mehreren Beispielen:
Von diesem Buch ausgehend hat sich der Begriff „Catch 22“ im Englischen für Situationen, wie sie im Buch beschrieben werden, eingebürgert. Die deutsche Wikipedia nennt diese Situationen „Dilemmata“, das ist mindestens ungenau. Ein Dilemma ist eine Situation, in der ich, egal wie ich mich entscheide, etwas falsch mache. Bei einem „Catch 22“ kann ich zwar nichts richtig machen, aber das liegt nicht daran, daß ich etwas falsch mache, sondern daß die Situation so konstruiert ist, daß unabhängig von meiner Entscheidung das angestrebte Ziel schlicht nicht erreicht werden kann.
Egal was Du machst, egal wie Du Dich entscheidest, die gestellte Aufgabe ist nicht lösbar, denn es gibt nicht nur keine Möglichkeit, die gestellte Bedingung zu erfüllen, die Bedingung selbst ist vielmehr völlig unsinnig: die Bedingung, um „Ziel“ erreichen zu können, besteht in „Nicht-Ziel“.
Das klingt nicht nur danach, das ist eine grausame Situation, die sich als fast albtraumhaft darstellt. Durch die Herleitung macht Berndt sehr schön die finstere Stimmung des Romans „Catch 22“ wie auch die finstere Lage eines Menschen, der sich in einer solchen Situation wiederfindet, deutlich.
Dagegen springt einen die Lösung, auf die er gekommen ist, geradezu explosionsartig an, wenn er aus der zweiten Lesehore des Gedenktages von Johannes Paul II. zitiert:
[Die Herrschaft des Herrn hat] ihre Ursprünge nicht in den Mächten dieser Welt, sondern im Geheimnis des Todes und der Auferstehung… Die uneingeschränkte und doch milde und sanfte Herrschaft des Herrn ist die Antwort auf das Tiefste im Menschen, auf die höchsten Erwartungen seines Verstandes, seines Willens und Herzens. Sie spricht nicht die Sprache der Gewalt, sondern äußert sich in Liebe und Wahrheit. […] Habt keine Angst, Christus aufzunehmen und Seine Herrschergewalt anzuerkennen! […] Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! […] Habt keine Angst! Christus weiß, ‚was im Innern des Menschen ist‘. Er allein weiß es! Heute weiß der Mensch oft nicht, was er in seinem Innern, in der Tiefe seiner Seele, seines Herzens trägt. Er ist deshalb oft im Ungewissen über den Sinn seines Lebens auf dieser Erde. Er ist vom Zweifel befallen, der dann in Verzweiflung umschlägt. Erlaubt also … Christus, zum Menschen zu sprechen! Nur Er hat Worte des Lebens, ja des ewigen Lebens!
Nein, es ist nicht nur, dass dieser Blogger in der Lage ist, seine Lektüre von Catch 22 und die Beschäftigung damit mit einer solchen Lesung überhaupt in Zusammenhang bringt, es ist auch die Erläuterung der Schlüsse, die er daraus zieht, die mich beeindrucken:
Das Sterben in Christus aber ist nicht sinnlos. Die im Buch behandelte Sinnlosigkeit findet ihre Antwort tatsächlich in Christus, der dem nach weltlichen Maßstäben sinnlosen Leben einen Sinn geben kann. Nicht im Sinne einer Vertröstung auf das Jenseits, sondern in dem Sinn, daß er die Wahrheit und Gerechtigkeit als Maßstäbe erkennen läßt, für die es sich lohnt, Leib, Leben, Anerkennung, Würdigung, Bedeutung hin- und aufzugeben, weil Er selbst sie ist. Wer in Christus stirbt, dem wird das Leben nicht entrissen, er gibt es hin; wer in Christus stirbt, dem wird das Leben nicht genommen, sondern gewandelt. […]
Lebe ich mit Christus, springe ich nicht mehr über jedes Stöckchen, das mir hingehalten wird, ich kümmere mich um das, was (mir) wirklich wichtig ist, und ich entziehe mich dem Zugriff der Macht auf eine Weise, die die Logik der Macht schlicht nicht verstehen kann. Zugleich führt diese Freiheit aber notwendig in Verachtung, Ausgrenzung und vielleicht sogar Verfolgung; gerade weil ihr mit der Logik der Macht nicht beizukommen ist. Und die Verachtung, Ausgrenzung und Verfolgung erfolgt besonders da, wo es mir am meisten weh tut (wie ich im letzten halben Jahr mehrfach schmerzlich feststellen mußte). So ist das Leben mit Christus kein Zuckerschlecken. Es wird erst so richtig zum Kampf, zum Kampf aus der immer schlechteren Position, immer bergauf, aber es ist ein Leben in Freiheit, vor allem auch innerer Freiheit, in Identität mit sich selbst. Leiden tut immer weh, aber Leiden mit Christus kann die Welt verändern (aber eben nicht, indem die Probleme direkt angegangen werden), vor allem aber den mit Christus Leidenden befreien.
Spätestens mit dem abschließenden Johannes-Paul-II.-Zitat, der dem Blogbeitrag seinen Titel gab, habe ich dann entschieden, dass das der Link der Woche sein muss! Ich habe keine Ahnung, ob Sebastian Berndt hohe Zugriffszahlen hat, diese überhaupt anstrebt. Verdient hätte er sie jedenfalls – und ich werde in Zukunft dort wieder regelmäßiger mitlesen.
akinom
Nicht umsonst steht 365 Mal in der Bibel „Fürchtet Euch nicht!“
Wenn Jesus am Ölberg die blutende Angst nicht überwunden hätte, wäre SEIN Stellvertreter-Tod für unsere Sünden nicht möglich gewesen. Dies in seiner menschlichen Natur „für uns“ nicht schaffen zu können, war wohl die liebende Ursache für das Blut-schwitzen des Gottessohnes…
Antwort auf „Catch 22“ gibt Gertrud von Le Fort so: „Wer kann den überwinden, dessen Sieg die Niederlage ist?“
In Christus sind alle Gegensätze vereint und wir müssen sie aushalten. Sonst siegt „Catch 22“. Ich glaube aber nicht an die Sinnlosigkeit: „Im Anfang war das Wort“ kann man auch mit „Im Anfang war der Sinn“ übersetzen. Und das wird auch das letzte Wort sein.
Diese unsortierten Gedanken kamen mir ganz spontan beim „Verdauen“ dieses spannenden Beitrags.