7 Comments

  1. Der Papst kritisiert eigentlich nicht „die“ Wirtschaft oder „den“ Kapitalismus. Er sieht „sieht in der Diagnose auf die Symptome, nicht auf die wahren Ursachen“ und seine Analyse greift natürlich zu kurz, aber vielleicht kann man das von ihm auch gar nicht verlangen, immerhin ist der Heilige Vater kein Wirtschaftsexperte oder Manager. Wenn diese seine Worte als Anregung betrachten würden und ebenfalls einmal von den Konsequenzen ihres Handelns her denken, wäre schon viel gewonnen.

    • Papsttreuer

      Danke für diesen Kommentar. Grundsätzlich sehe ich das auch so: Man kann vom Papst nicht verlangen, ein Wirtschaftsexperte zu sein. Ich betrachte aber mit Unruhe, dass der Heilige Vater in diesen Fragen recht konkrete Vorstellungen hat, die ich mit meiner Auffassung von freier Wirtschaft und ihrem Nutzen nicht übereinander bringen kann. Nun sind das alles keine dogmatischen Aussagen – ich widerspreche ihm da und kann mich trotzdem als „papsttreu“ bezeichnen. Schöner wäre aber anders. Ein Beinbruch ist es aber auch wieder nicht.
      Gottes Segen!

  2. akinom

    Zu diesem Beitrag fielen mir sofort die Stichworte Ludwig Erhard, Wirtschaftswunder, SOZIALE Marktwirtschaft , Bischof Wilhelm Emanuel von Ketteler ein. Ist darin nicht „des Pudels Kern“ enthalten?

    • Papsttreuer

      Danke für die Hinweise. Leider kenne ich von Ketteler nicht sehr gut. Grundsätzlich habe ich aber nichts gegen Interessengruppen, wie es neutral betrachtet auch die Kirche eine ist, die den in der Wirtschaft Handelnden, Produzenten, Arbeitgebern, Konsumenten, Wettbewerbern, Rüstzeug zum moralischen Handeln an die Hand geben. Widerspruch kommt von mir, wenn es ausgerechnet der Megamonopolist „Staat“ sein soll, der diese Regularien aufstellt und damit für eine bessere Welt sorgen soll. Das geht schief – immer!
      Gottes Segen!

  3. Siegfried Simperl

    Der Papst will, dass die Nächstenliebe, zu der sich vor zweitausend Jahren der Sohn von Maria und Josef bekannte, das höchste Gut der menschlichen Spezies werde. Doch leider bricht die Nächstenliebe sich nur selten Bahn, sie wird vielmehr immer wieder vom Egoismus überwältigt und scheitert an dem, was Franziskus die „Gier nach Macht und den Wunsch nach Besitztum“ nannte. Er sieht darin die andere, dunkle Seite der Menschheit, und eben in der Dynamik, die zwischen dem Guten und dem Böse entsteht, entwickelt sich die Geschichte der Welt.

  4. Jürgen Hülf

    ich bin jetzt auch kein Wirtschafts-Experte, aber ich interpretiere die Aussagen des Papstes hinsichtlich seiner Kritik an der Marktwirtschaft schon etwas anders. Der Kern seiner Aussage ist m.E., dass das Humankapital in der freien Wirtschaft zunehmend an Wert verliert. Shareholder-Value ist wichtiger als die Mitarbeiter. Dieser Trend schadet letztendlich auch einer wirklich Liberalen Wirtschaft, in der sich, wie zum Beispiel in Deutschland, lange Zeit auch noch familiengeführte Betriebe halten konnten. Deshalb bin ich durchaus der Meinung, dass der Heilige Vater mit seiner Anregung, (wieder) den Menschen (und zwar den Mitarbeiter und den Kunden, nicht den Aktionär) in den Mittelpunkt auch der wirtschaftlichen Handlungsweise zu stellen, durchaus recht hat.

    • akinom

      Ich habe von Zahlen und Wirtschaft eigentlich überhaupt null Ahnung. Aber „Humankapital“ in der Wirtschaft sind doch die Unternehmer, die Arbeit nehmen wie auch die Arbeitnehmer, die Arbeit geben. Es sind aber nicht die Investoren, die Geld, aber kein „Humankapital“ investieren und daran auch kein Interesse zu haben scheinen. Kann man das nicht „asoziale Marktwirtschaft“ nennen, gegen die Papst Franziskus stets so vehement eintritt?

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