Dass man das Thema Demokratie meist nur in der Demokratie heiß diskutieren kann, ist ein Vorteil dieser Staatsform. Sie hat aber auch Nachteile.
Der derzeit meist kommentierte Beitrag meines Blogs (allerdings von nur wenigen Protagonisten) ist gar nicht hier erschienen sondern bei disputata. Darin geht es um die Frage der Möglichkeiten und Grenzen direkter oder parlemantarischer Demokratie, auch um das Spannungsfeld zwischen Demokratie und Freiheit. Zu dieser Frage ist heute in der Tagespost ein vertiefender Beitrag erschienen, den ich gerne ans Herz lege. Ich wünsche viel Lesevergnügen und hoffentlich Erkenntnisgewinn – und vielleicht auch eine angeregte Diskussion über das Thema:
Was, wenn eine Mehrheit morgen entscheiden sollte, dass Autos nicht mehr rot sein dürfen, weil statistisch mit roten Autos mehr Unfälle passieren? Was, wenn eine Mehrheit morgen entscheiden sollte, dass Rasenflächen in Gärten nur noch auf eine minimale Länge gestutzt werden dürfen, damit Kaninchen und Regenwürmer dort besser überlebensfähig sind? Was, wenn eine Mehrheit morgen entscheiden sollte, dass Kirchenglocken nicht mehr geläutet werden dürfen? Oder keine Minarette mehr gebaut werden dürfen?
Demokratie: Die Herrschaft des Staatsvolkes, meist vertreten durch ein Parlament! Kaum ein politisches System hat es in der Vergangenheit geschafft, sich derart unangreifbar darzustellen. Will man heute einer politischen Richtung oder der Regierung eines Landes den schwerstmöglichen politischen Vorwurf machen, dann lautet der, sie sei undemokratisch.
Lehrer Lämpel
Am 18.02.2016 hatte der Chef vom Dienst der überregionalen katholischen Zeitung „Die Tagespost“, Stefan Rehder, einen auch für Abo-Nutzer im Tagespost-Archiv zugänglichen Artikel „Bürger-Absolutismus: Der Staat bin ich“ zum derzeitigen Verhältnis zwischen Politikern und Bürgern in der BR Deutschland veröffentlicht, der sehr prägnant und fundiert ist und den ich meinerseits allen Interessierten wärmstens zu lesen empfehle.
Jorge
Mich persönlich hat bei dieser Diskussion auf „disputata“ vor allem die Replik von Peter Winnemöller („Schützt die Demokratie vor den Demokraten!“) geschockt. Nicht, weil er die parlemantarische Demokratie verteidigt (finde ich grds. in Ordnung, selbst wenn ich als kath. Anarchist natürl. in manchen Einzelpunkten viel eher der libertären Auffassung zuneige).
Sondern weil er sein Plädoyer mit der geschichtsvergessenen Behauptung einleitet, die Nazi-Diktatur sei ein Versuch gewesen, das Volk vor sich selber schützen. So als ob das Volk die Nazis damals nicht an die Macht gebracht hätte und sie stattdessen irgendwie vom Himmel gefallen (oder aus der Hölle aufgestiegen) wären.
Den Nazi-Spuk ausgerechnet in der heutigen Zeit auf diese fahrlässige Art zu deuten (die ja eigtl. aus den 1950er Jahren stammt und damals dem psych. Selbstschutz vor Schuldkomplexen diente), wo doch heute wieder autoritäre Regime „vom Volk“ an die Macht gebracht werden, offenbart m.E. erschreckende extreme Blindheit für politische Gesetzmäßigkeiten.
Lehrer Lämpel
Dass Herr Honekamp als Betreiber dieses Blogs die Diskussion zu dem Beitrag „disputata: Demokratie? Ja, aber…“ heute Mittag beendet hat, ist sicherlich sein gutes Recht und er hat seine Entscheidung ja auch entsprechend begründet.
Seit längerem verlief die Diskussion nur noch zwischen dem Poster @Andreas und mir.
Nicht ganz glücklich und fair finde ich allerdings, dass Sie, Herr Honekamp, meinen letzten umfangreichen Diskussionsbeitrag einfach kassiert und damit in Gänze zensiert haben, nachdem ich ihn immerhin heute früh gegen 0.30 Uhr fertiggestellt und abgesendet hatte – also rund 12 Stunden vor Ihrer Entscheidung.
Ich habe dort zugegebenermaßen besonders zu Anfang @Andreas erneut sehr scharf kritisiert – allerdings deshalb, weil er nach meinem Urteil einfach nicht sachlich auf meine Argumente [z.B. meine ausführliche Kritik am Schweizer Modell] einging und sich mit ihnen auseinandersetzte.
Solch eine Argumentationsweise ist nach meiner Auffassung dürftig und in gewissem Sinne sogar blamabel.
Ich überlasse es getrost den Lesern der Diskussion, sich ein eigenes Urteil über die Stichhaltigkeit der Argumente zu bilden, auch wenn durch das Kassieren und Zensieren meines letzten Diskussionsbeitrags, in dem ich umfangreich nochmals auf @Andreas letztes Posting einging und ihn widerlegte, jetzt der falsche Eindruck entsteht, ich hätte ihm sachlich nichts entgegenzusetzen gehabt.
Andreas
@Herr Honekamp, ich bin durchaus dafūr, den Beitrag des Lehrer Lämpels – auch in seiner gesamten Wortwahl- zu veröffentlichen. Es mag sich dann jeder selbst ein Bild machen. Ich ūberlasse hier gerne das Schlusswort und wūrde auf weitere Entgegnungen verzichten.