Die Frage, ob ein Burkaverbot sinnvoll und rechtens wäre, ist vielschichtig … und im rechten Kontext betrachtet ziemlich irrelevant.
![von Scott Bobb [Public domain]](https://usercontent.one/wp/papsttreuerblog.de/wp-content/uploads/2016/08/Aleppo_hospital-300x165.png)
von Scott Bobb [Public domain]
Gut oder Böse
Doch bei aller berechtigter Kritik: In jedem Krieg passiert genau das! Unschuldige kommen um und werden verletzt, vor allem Kinder haben keine Möglichkeit auszuweichen, egal ob ihre Eltern zu den „Guten“ oder zu den „Bösen“ gehören.
Und letzteres lässt sich sowieso kaum ausmachen: Der syrische Machthaber quält in seinen Folterkellern Oppositionelle, steht immer wieder im Verdacht, Giftgas gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen. Ein Einsatz gegen ihn kann also durchaus als humanitärer Akt gesehen werden. Gehen ihn zu kämpfen heißt aber auch, im Gefolge der Opposition auch den IS zu unterstützen. Über diese Terroristen muss man nicht mehr viel sagen … aber gegen sie in Syrien zu kämpfen stärkt Assad. Und im Kampf gegen beide kommen auch Unschuldige und Kinder zu Schaden. Was also tun?
Dilemmata
Ähnliche Kriegsschauplätze, bei denen Schuld auf beiden Seiten der Front liegt, gibt es überall auf der Welt, und man ist geneigt, darüber zu verzweifeln. Ein Mindestfazit sollte aber sein, dass eine einseitige Unterstützung einer Partei in den allermeisten Fällen nicht für Gerechtigkeit geschweige denn Frieden sorgt. Oder glaubt ernsthaft jemand, dass mit einem Abtritt Assads in Syrien dort eine „arabischer Frühling“ ausbrechen würde, der auch in anderen Ländern der Region bereits in einen kalten Herbst des Islamismus übergegangen ist? Oder glaubt ernsthaft jemand, dass mit einer Niederschlagung des IS in Syrien eine Zeit des Friedens unter Assad ausbrechen könnte? Beide Optionen sind sowieso nicht sonderlich realistisch, aber beide sind nicht mal erstrebenswert.
Da kann man schnell auf den Gedanken kommen, sich für den einzusetzen, dessen Sieg einem am meisten nutzen könnte: Eine reine Vertretung nationaler Interessen jenseits von Ethik und Moral. Wenn schon nicht mal ein geringeres Übel auszumachen ist, dann kann doch eine zementierte Ungerechtigkeit zumindest mir bzw. uns helfen? Was würde beispielsweise dazu führen, dass weniger Menschen aus Syrien fliehen? Aber wieder landen wir in der Sackgasse: Menschen fliehen vor Assad und vor den Islamisten. „Gewinnt“ der IS, haben wir ein Land des Terrors und der Unterdrückung, gewinnt Assad haben wir einen skrupellosen Diktator (und Muslime, die vor ihm fliehen und sich in dem Zuge womöglich weiter radikalisieren).
Christliches Abendland?
Was bleibt, jedenfalls dann, wenn man das Wort vom „christlichen Abendland“ ernstnimmt, ist reine humanitäre Hilfe, ohne Ansehen der Person. Ein verletztes Kind eines IS-Terroristen hat genau so ein Anrecht auf Hilfe wie das Kind eines Assad-Anhängers; ganz sicher hat es das Kind einer Familie, die einfach so zwischen die Fronten geraten ist. Eine solche Hilfe setzt sich über das normale Freund-Feind-Schema hinweg, wird immer dem Verdacht ausgesetzt sein, die Falschen zu unterstützen, ist aber letztlich die einzige Möglichkeit, wenigstens den Opfern zu helfen, wenn schon nicht den Tätern in den Arm zu fallen.
Ich bin überzeugt: In dieser Hinsicht kann man immer mehr tun als der Status Quo es hergibt. Helfen kann man immer mehr und immer besser. Und so lange Bilder wie das des Jungen aus Aleppo auftauchen, ist klar, dass noch lange nicht genug getan ist.
Aber ist es damit genug? Nur scheinbar zynisch könnte man auch fragen, ob man denn aber umgekehrt mit einer solchen Hilfe den Krieg nicht noch weiter befeuert: Verletzte wieder „kampffähig“ macht, Kinder, wenn man sie hat retten können, wieder in die Obhut derjenigen entlässt, die den Hass weiter schüren?
Keine Lösung
Um mal zum Punkt zu kommen: Ich habe keine Lösung! Die militärischen Einsätze kranken immer daran, dass sie sich auf die Seite einer der Kriegsparteien schlagen. Gegen den Einsatz gegen Assads Truppen gibt es genau so Argumente wie gegen den Einsatz gegen Rebellen, vor allem, wenn man Islamisten unter ihnen vermuten muss. Darum misstraue ich an dieser wie an vielen anderen Stellen einer Politik, die versucht, ein klares Feindbild zu suggerieren, aber nicht in der Lage ist, die Widersprüche aufzulösen.
Mir scheint aber vor allem, dass die hier in Deutschland anlandenden Themen im Vergleich eher klein sind. Natürlich gibt es ein Terror- und auch ein Kulturproblem. Mir geht es nicht darum, eine verfehlte Flüchtlings- und Integrationspolitik kleinzureden. Aber die Frage, ob muslimische Frauen bei uns eine Burka tragen dürfen oder nicht, ist – abgesehen von den verfassungsrechtlichen Bedenken – tatsächlich ein Nebenproblem. Die Antwort auf die Frage, ob Moscheen gebaut werden können und welche Höhe Minarette haben dürfen, hilft in den tatsächlichen Problemen nicht weiter.
Unsere Probleme
Natürlich, hinter beiden exemplarischen Themen steht eine Symbolik, die leicht unterbewertet werden kann. Nur scheinen sie im Moment eher überbewertet zu sein, angesichts der Probleme, die in den kommenden Jahren auf uns warten, wenn die wirklichen Krisen nicht eingedämmt werden. Gehören solche Fragen deswegen nicht beantwortet? Doch, gehören sie, aber der Aufruhr, den sie in der Politik und in den sozialen Medien verursachen, erscheint mir nicht gerechtfertigt.
Oder, um es noch mal symbolisch zu beschreiben: Der kleine Junge mit dem blutigen Gesicht in Aleppo würde, wüsste er von diesen Diskussionen bei uns, vermutlich sagen: Eure Probleme möchte ich haben!
Konrad Kugler
Wie war das noch vor dem Irakkrieg? Da wurden doch auch horrende Sachen erzählt.
Assad ist demokratisch gewählt. Warum haben ihn gerade die Christen dann verteidigt? Sie hatten ein ruhiges Leben, ohne Drangsalierungen.
Dr. Werner Wenzel
Lieber Herr Honekamp, die Frage stellt sich anders, Assad ist der vom Volk unter Un- Aufsicht gewählte Präsident, ad eins, ad zwei ,wer einen rechtmäßigen Präsidenten, der zudem noch nach meiner Erinnerung Kinderarzt ist, stürzen will und damit die „Regim Changer “ unterstützt,was ist der wohl ? Noch einen Nachsatz unter Assad waren und sind die Christen geschützt, wie einst im Irak. Böse, böse-.