Sollte man über moslimische Feiertag in Deutschland reden? Muss man, aber die Richtung eines Christen sollte klar sein.
Ein befreundeter Priester hat mal vorgeschlagen, man solle das kirchliche Weihnachtsfest doch einfach in den Sommer verlegen. Der 25. Dezember hat historisch gesehen sowieso nichts mit dem Geburtstag Jesu zu tun, da könnte man es sich doch als christliche Familie in der warmen Jahreszeit ganz nett machen, und „die Welt da draußen“ darf dann gerne den Weihnachtsmann mit Butterstollen feiern und sich dem Konsum hingeben: Die Welt hat, was sie will und wir Christen können in Ruhe die Menschwerdung Gottes feiern. Dieser Gedanke kam bei mir auf, als ich die „Vorschläge“ des Noch-Innenministers de Maizière las, doch mal über moslemische Feiertage nachzudenken, den dann auch noch – ausgerechnet – Thomas Sternberg vom „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ verstärkt hat.
Eine liberale Sicht
Dabei schlagen mal wieder mehrere Herzen in meiner Brust: Da ist der politisch Liberale, der natürlich nachvollziehen kann, dass ein muslimischer Feiertag bei einem bestimmten Anteil an der Bevölkerung mindestens so nachvollziehbar ist wie der anstehende „Reformationstag“, an dem Christen in Deutschland offenbar der Spaltung der Kirche gedenken sollen. Wenn es gerecht zugehen soll, dann sollten alle relevanten Religionsgruppen in Deutschland Feiertage „bekommen“.
Fragt sich dann allerdings, warum politisch immer noch darauf gepocht wird, dass doch eine Islamisierung in Deutschland gar nicht stattfinde, wenn man andererseits der Meinung ist, dass der moslemische Bevölkerungsanteil zwischenzeitlich hoch genug ist für einen derartigen, zumindest regionalen Feiertag? Und natürlich: Welcher Anteil ist groß genug, um einen Feiertag zu rechtfertigen? Was – so fragte einst der katholische Priester im Film „Das siebte Zeichen“ – wenn es die Hare Krishnas sind? Der Liberale kann entsprechend über den Vorschlag von TV-Urgestein Thomas Gottschalk schmunzeln, der muslimische Feiertag in Deutschland dürfe nur ein Anfang sein, es müsse der „Herz-Jesu Freitag in Bagdad und dann eine Fronleichnamsprozession in Istanbul“ folgen.
Eine libertäre Sicht
Der Libertäre sieht es noch mal ganz anders und fragt sich, warum religiöse Feiertage überhaupt ihren Platz haben: Wieso dürfen viele Geschäfte an bestimmten kirchlichen Feiertagen nicht geöffnet sein, wenn doch ein Großteil der Menschen an die Hintergründe gar nicht mehr glaubt. Selbst Katholiken fällt bisweilen die Rechtschreibung von Fronleichnam schwer, kein Wunder, dass Spötter es mit „Happy Kadaver“ übersetzen und sich über einen freien (das heißt unternehmerfinanzierten) Arbeitstag mehr freuen. Feiertage als staatlich verordnete Geschäftsschließung, das kann, das darf man kritisch sehen. Und hier noch einen neuen einzuführen? Da soll also zum Beispiel das Zuckerfest ein Feiertag werden, an dem die gleichen Regeln gelten wie zu Ostern? Aus libertärer Sicht geht die Diskussion in eine ganz falsche Richtung.
Ich aber …
Aber dann ist da natürlich auch der Christ, der Katholik, auch der gesellschaftlich Konservative. Der sieht nicht nur die historische Verwurzelung des Christentums in unserem Land, zu dem eben der Islam nicht in gleicher Weise gehört, und er sieht nicht nur, dass christliche Feiertage eine gute Möglichkeit darstellen, diese Grundlagen zumindest ein wenig in den Blickpunkt zu rücken, weswegen er von einer Abschaffung der Feiertage nicht viel hält (auch wenn ihm die Argumente des Libertären einleuchten, er die „katholischen“ aber höher gewichtet). Er sieht vor diesem Hintergrund vor allem, dass es sich beim Islam um eine Häresie handelt.
Im moslemischen Glauben ist sicher die Suche nach Gott verankert, die abrahamitische Verwurzelung ist auch nicht zu bestreiten. Aber auf diesem Weg ist man seitens des Islam schwer falsch abgebogen, hat sich ein Gottesbild gezimmert, das in vielen Teilen mit dem christlichen nicht zu vereinbaren ist. Und natürlich sieht er die sich aus diesen Verwirrungen sich entwickelnden Extremismen und hegt nicht nur ein Unbehagen sondern Abscheu vor der Vorstellung, dass ein moslemischer Feiertag mit einer „Prozession“ von Moslems ablaufen könnte, die unter „Allahu Akbar“-Rufen durch die Innenstadt ziehen – anders als viele meinen kein „Gotteslob“ sondern Ausdruck des Machtanspruchs des Islam.
Politik und Religion
Der Katholik sieht also in einem moslemischen Feiertag nicht nur eine Relativierung der christlichen Kultur in Deutschland, er sieht vor allem auch das Seelenheil der Menschen in Gefahr, die sich durch solche Entwicklungen in ihrem Glauben an Mohammed und Allah gestärkt sehen. Das ist – zugegeben – etwas, das den säkularen Politiker nicht allzu sehr beeinflussen sollte. Das Christentum ist – zum Glück – trotz aller Verwurzelung nicht „Staatsreligion“. Wenn also ein Nicht-Christ – ob selbst Moslem oder in erster Linie liberal ausgerichtet – einem moslemischen Feiertag das Wort redet, dann hat das eine innere Logik.
Wenn das allerdings der Vertreter einer (zumindest dem Namen nach) christlichen Partei tut, wenn das auch noch der Vorsitzende einer im Vereinsregister eingetragenen Vereinigung tut, die den Anschein zu erwecken versucht, die Katholiken in Deutschland zu vertreten, dann ist damit ein gehöriges Maß an christlicher Selbstaufgabe erreicht. Dass manche deutsche Medien denn auch gleich titeln „Katholiken in Deutschland“ unterstützen die Forderung nach einem muslimischen Feiertag gehört offenbar schon zum medialen Selbstverständnis von „nachgerichteten Nachrichten“. Dass sich bislang nur wenige Bischöfe zu dem Thema geäußert haben – vielleicht aus der Furcht, irgendwie in den Medien damit nicht so gut wegzukommen, wenn sie sich in der Weise äußern, wie sie es müssten, verwundert auch niemanden. Das bedeutet andererseits für uns Katholiken, dass wir uns darüber klar werden müssen, wie wir denn unseren Missionsauftrag in unserem eigenen Umfeld wahrnehmen wollen.
Der Auftrag der Mission
Am kommenden Sonntag ist sogenannter Weltmissionstag. In seiner Botschaft zu diesem Tag schreibt Papst Franziskus unter anderem (der vollständige Text bei vatican.va)
Bei der Mission der Kirche geht es […] nicht um die Verbreitung einer religiösen Ideologie und auch nicht um Empfehlung einer auserlesenen Ethik. Viele Bewegungen in aller Welt bringen hohe Ideale und beachtliche ethische Ausdrucksformen hervor. Durch die Mission der Kirche verkündet und wirkt Jesus fortwährend und damit ist sie der kairos, also der günstige Zeitpunkt für das Heil in der Geschichte. Durch die Verkündigung des Evangeliums wird Jesus immer wieder zu unserem Zeitgenossen, damit diejenigen, die ihn mit Glauben und Liebe aufnehmen, die verwandelnde Kraft des Geistes des Auferstandenen erfahren, der die die Menschheit und die Schöpfung fruchtbar macht wie der Regen die Erde. »Seine Auferstehung gehört nicht der Vergangenheit an; sie beinhaltet eine Lebenskraft, die die Welt durchdrungen hat. Wo alles tot zu sein scheint, sprießen wieder überall Anzeichen der Auferstehung hervor. Es ist eine unvergleichliche Kraft.« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 276). […]
Die Welt ist grundlegend auf das Evangelium Jesu Christi angewiesen. Durch seine Kirche führt er auch heute seine Mission als Barmherziger Samariter fort, indem er die blutenden Wunden der Menschheit heilt. Er wirkt weiter als Guter Hirte, der ohne Unterlass nach denjenigen sucht, die sich auf gewundenen und ziellosen Pfaden verirrt haben.
Was aber gar nicht geht …
Man kann als Christ – zumal als politisch Liberaler – sicher tolerieren, dass es auch andere Religionen und Weltanschauungen gibt und dass sich politisch andere Vorstellungen durchsetzen als die von einem selbst vertretenen. Es geht auch nicht darum, andere Religionen in Bausch und Bogen zu verdammen und damit die Türen zum Dialog zuzuschlagen. Sich als Christ aber an der Verbreitung anderer Religionen zu beteiligen, sollte sich eigentlich von selbst verbieten. Und egal kann einem als Christ die Frage moslemischer Feiertage genau so wenig sein.
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Bildquelle: By Steffen Prößdorf (Own work) [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Lehrer Lämpel
In einer individualisierten und leider auch weitgehend säkularisierten deutschen Gesellschaft stösst ein zusätzlicher muslimischer Feiertag in der Bevölkerung derzeit auf breite Ablehnung.
Aber auch zusätzliche christliche oder sonstwie begründbare Feiertage dürften politisch kaum durchsetzbar sein.
Wie wäre es mit einem zusätzlichen Urlaubstag für jeden Arbeitnehmer, den jeder Bürger individuell für einen Feiertag gemäß der eigenen Religionszugehörigkeit bzw. Weltanschauung einsetzen und verwenden könnte?
Wäre das nicht auch aus libertärer Sicht ein Kompromiss?
Einzig für die Schulen bräuchte es ggf. noch eine besondere Regelung…
Stefan S.
Ich habe mal daran gedacht (allerdings in den Jahren in denen ich Atheist war), dass man alle religiösen Feiertage abschaffen könnte, dafür könnte man noch ein paar staatliche einführen (z.B. könnte man den 17.Juni wiedereinführen als Feiertag).
Darüber hinaus würde man jedem Menschen ein paar Tage im Jahr geben die man selbst legen kann wie man will. Eben so wie Sie es schon beschreiben.
Mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher, habe aber auch lange nicht mehr darüber nachgedacht.
Lehrer Lämpel
Ich halte das Abschaffen bereits ETABLIERTER christlicher und staatlicher Feiertage zugunsten entsprechender Urlaubstage für keine gute Idee:
Denn es ist gut, wenn an bestimmten freien Tagen die weit, weit überwiegende Zahl der Bürger zugleich frei hat und sich z.B. da auch gegenseitig besuchen kann etc., ohne das vorher erst mühsam untereinander koordinieren zu müssen.
Mein Vorschlag bezog sich eigentlich nur auf ZUSÄTZLICHE Feiertage, für die derzeit wahrscheinlich sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik der notwendige breite Konsens fehlt.
Sollte das Christentum wirklich hierzulande eines Tages zu einer kleinen Minderheit werden, so werden dann allerdings wahrscheinlich auch zumindest einige christliche Feiertage auf den Prüfstand geraten.
Konrad Kugler
Einfältige Menschen bezeichnet man als dumm. Intelligente Menschen kann man aber nicht als einfältig bezeichnen, sondern nur als dumm. Wenn sie fortwährend, wie Hans im Glück, das Wertvolle gegen Billiges eintauschen, die Wahrheit gegen „Blech“.
So geschehen in der rk Kirche nach dem Konzil.
Dummheit läßt sich steigern. Zuerst hat man die Sexualmoral ausgehebelt, dem mußte die Abtreibung folgen, der der Priestermangel, dem die Forderung nach Abschaffung des Zölibates weiter bis zum Relativismus.
Die drei „monotheistischen“ Religionen sind Offenbarungsreligionen. Das heißt, es kommt auf den Offenbarer an. Und hier erweisen sich die Zeitgenossen als blind. Ohne weiteres wird der „Engel“ Gibril sogar als Erzengel Gabriel akzeptiert, obwohl zwischen diesen beiden Wesen ein Abgrund an Verschiedenheit klafft: Der königliche Bote Gabriel und der Rüpel Gibril als absolutes Gegenteil bis ins Detail.
Dem entspricht der Koran. Er ist eine Kriegserklärung an die ganze Welt.
Stefan S.
Ich finde es immer befremdlich wie ähnlich die drei sog. abrahamitischen Religionen dargestellt werden.
Es werden Gemeinsamkeiten betont, dabei aber viel zu oft vergessen, dass es gravierende Unterschiede gibt.
Der Koran kennt Judentum und Christentum eben nur insoweit mekannische Kaufleute des 7.Jhdt. diese Religionen gekannt haben können.
Da ich nicht glaube, dass der Koran von Gott offenbart wurde und ich auch Mohammed ibn Abdullah nicht als Propheten akzeptiere ist das für mich natürlich kein Zufall, er hat eben einiges über diese Religionen gehört und dieses Wissen in seiner Religion verarbeitet.
Und Sie haben ganz Recht, es kommt auf den Offenbarer an. Der sog. Prophet des Islams gilt ja als der perfekte Mensch. Demnach sollte man ihm nacheifern. Einem Mann der Sklaven hielt und Kriege kommandiert hat, da wundert es mich nicht, dass Leute die das wirklich ernst nehmen nicht unbedingt friedlich sind.
Wobei mir jeder „moderate“ Muslim lieber ist als alle Salafisten, Dschihadisten und dergleichen zusammen. Zum Beispiel die Muslime im Umfeld der kürzlich gegründeten Ibn-Rushd-Goethe Moschee. Ich habe aber meine Zweifel ob sich diese Bewegung irgendwann mal durchsetzen wird.
Gero
Da werfen sich bei mir aber eine ganze Reihe Fragen auf.
„Dass sich bislang nur wenige Bischöfe zu dem Thema geäußert haben – vielleicht aus der Furcht, irgendwie in den Medien damit nicht so gut wegzukommen, wenn sie sich in der Weise äußern, wie sie es müssten, verwundert auch niemanden.“
Jetzt lassen Sie mich doch einfach mal fragen, wieso?
Wenn nicht das Führungspersonal, wer denn dann?
Und wozu hat man dann Bischöfe?
Zum Wegducken, wenns unbequem wird?
Und sollen es stattdessen die Laien richten?
Oder darf ich Ihre Ausführungen dahingehend interpretieren, als das Sie zwischen Ihrem persönlichen Glauben und der Institution „römisch-katholische Kirche“ mittlerweile schon eine Linie gezogen haben?
Was würde der gemeine Christ und Autofahrer in Deutschland sagen, wenn der ADAC sich plötzlich für mehr Fahrradwege auf Kosten der Fahrbahnen einsetzen würde?
Ganz ehrlich; für mich sind solche Anwandlungen wie die Herrn Sternbergs in keinster Weise nachzuvollziehen.
Wer sich mit seiner Idee so positioniert, spricht sich doch selbst die Glaubwürdigkeit in christlicher Hinsicht ab.