Die Bibel als eine einzige Geschichte Gottes mit den Menschen zu lesen ist herausfordernd. Pater Anton Vogelsangs „Genesis“ nimmt einen dabei an die Hand.
Es ist ja nicht so, als ob es an gutem Willen unter uns Christen mangelte, sich der Bibel zu nähern. Sie ist unser Buch, auch wenn unsere Religion keine Buchreligion ist. Jedenfalls ist aber die Bibel das Dokument, in dem Gott sich offenbart, vordergründig durch die Geschichten, in denen er sich anderen Menschen offenbart hat. Wer also die Bibel nicht kennt, kann kaum von sich behaupten, wirklich alle Möglichkeiten zu nutzen, Gott – den eigenen Vater – richtig kennenzulernen. Mancher beschränkt sich lieber auf das Neue Testament, sei es weil es die vermeintlich einfacheren Geschichten sind, sei es, weil „der Gott des Alten Testaments“ so wenig mit dem liebenden Gott zu tun zu haben scheint, den man aus dem Neuen zu kennen glaubt.
Das Alte nicht ohne das Neue, das Neue nicht ohne das Alte Testament
Dabei ist jedem eigentlich klar, dass der Gott des Alten kein anderer als der Gott des Neuen Testaments ist, es nicht sein kann. Um aber die scheinbaren Widersprüche im Charakter Gottes zu verstehen, bleibt einem nichts übrig, als in diesem Sinne die ganze Bibel zu studieren und die Geschichten des Alten im Licht des Neuen und die Geschichten des Neuen im Licht das Alten Testaments zu deuten. An diese nicht eben einfache Arbeit macht sich Pater Anton Vogelsang in seinem im Sommer erschienen Buch „Genesis – Ein Krimi mit Folgen“.
Die Bibel als Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen
Angelegt ist das Buch als erster Teil einer hoffentlich noch langen Reihe von Büchern, in denen Pater Anton, Mitglied der Priesterkongregation der Legionäre Christi, den Nachweis einer Kernbotschaft angehen will: Die Bibel ist eine einzige Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen! Um das aber zu verstehen, muss man über das geschriebene Wort hinausgehen und in der Bibel, in dem Fall im Buch Genesis die Zeichen zu lesen verstehen, die auf den Bund Jesu mit der ganzen Menschheit hindeuten. Pater Anton Vogelsang nimmt den Leser dabei an die Hand und spart nicht mit Schriftstellen, die zum Beispiel verdeutlichen, warum der Untergang der Stadt Sodom eben nicht die Geschichte eines rachsüchtigen Gottes ist, sondern im Gegenteil die Geschichte des unbedingten Wunsches Gottes, die Menschen zu retten – aber auch die Geschichte der Freiheit, die Gott den Menschen schenkt, respektiert und ihn deshalb auch nicht gegen seinen erklärten Willen rettet.
In vier Kapitel legt Pater Anton Vogelsang mit dieser Überzeugung das erste Buch der Bibel aus. Er spart dabei auch nicht mit Hinweisen, dass es durchaus auch andere Möglichkeiten der Bibelarbeit gibt, die durchaus auch ihre Legitimation haben. Seine allerdings ist schon alleine deshalb wichtig, weil dadurch die scheinbaren Widersprüche zwischen den Büchern aufgelöst werden, die uns Christen immer wieder entgegengehalten werden. Wer auf solche Vorwürfe adäquat reagieren will, ist gut beraten, ein wenig bibelfester zu werden. Pater Anton führt dabei zunächst in die Lehre der Kirche über das Wesen der Bibel ein, die eben nicht nur Menschen als Urheber hat, andererseits aber auch nicht einfach von Gott diktiert ist. Im zweiten und dritten Kapitel geht es um erst um Schöpfung und Sündenfall und anschließend um die Geschichte der Patriarchen.
Gott besser kennenlernen
Die hierin immer wieder zwischen Gott und den Menschen geschlossenen Bünde, beginnend mit Adam und Eva, im Buch Genesis endend mit dem Bund zwischen Gott und Abraham und seinen Nachkommen, zuletzt der Bund mit David und dem Volk Israel, werden im vierten Kapital als das gedeutet, was sie eigentlich sind: Als ein einziger, immer weiter gefasster Bund zwischen Gott und zunächst einzelnen Menschen und Völkern, der sein eigentliches Ziel erst im Bund zwischen Gott, Jesus und den Menschen findet.
Damit ist der Bogen gespannt vom biblischen Anbeginn der Welt bis zu unserem heutigen Glauben an Jesus Christus als den Sohn Gottes, der für uns gestorben und auferstanden ist. Wer glaubt, mit Letzterem schon alles zu wissen, der kennt von Gott, auch von seiner göttlichen „Pädagogik“ nicht mal die Hälfte. Natürlich, so mag man sagen, könnte das auch der wichtigere Teil sein; niemand wird dadurch zu einem schlechten Christen, weil er die Geschichten des Alten Testaments nicht kennt oder nicht zu deuten weiß. Aber wer wollte Gott, den Vater und Freund, nicht besser kennenlernen? Dazu ist das Pater Anton Vogelsangs Buch erstens eine Einladung und zweitens eine Anleitung. Ich kann nur jedem empfehlen, sie anzunehmen und zu nutzen.
Weitere Rezensionen auf dem PAPSTTREUENBLOG:
Dieter Schrader
Vielen Dank für diese Ermutigung die. g a n z e Bibel zu lesen. Natürlich gibt es im AT auch Bücher , die schwer zu verstehen sind. Aber das sollte uns nicht davon abhalten besonders auch das AT zu studieren. Z.B. erfährt man ein ganze
Menge über Gottes Weg mit Seinem alten Bundesvolk Israel. Manches Vor-Urteil über Israel könnte dadurch ausgeräumt werden- auch unter Christen. Als evangelische Christen haben meine Frau und ich von Jugend an unter Anleitung gelernt die Bibel ( AT u. NT) täglich zu lesen. Das war nicht immer leicht, aber rückblickend können wir sagen : es ist uns und auch unseren Kindern zum Segen geworden. In einem Kirchenlied heißt es: Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruh’n , mir ist nicht um tausend Welten , aber um dein Wort zu tun. Im diesen Sinne Dank an Pater Anton , daß er Mut macht die ganze
Bibel zu lesen, besonders aber das Alte Testament
Stefan S.
Was soll man denn an der Bibel zu verstehen suchen? Ist doch alles wörtlich gemeint. Ach ne, Moment… ;-)
Regelmäßig, am Besten in der Familie zusammen, die Bibel zu lesen ist sicher auch mit Kindern ein schönes Ritual, neben dem gemeinsamen Essen.
Man bekommt Einblicke in die Bibel und vor allem, man ist zusammen!
Anton Vogel
Leider wird der Umgang mit der Bibel heute darauf beschränkt, die scheinbar passenden Zitate oder Bibelstellen zu zitierteren ohne scheinbar den großen Zusammenhang zu berücksichtigen.
Das Buch welches sie hier so gut rezensiert haben, sollte Anlass sein, sich der Bibel wieder etwas mehr zuzuwenden. Beim lesen ihres Beitrags bekam ich ein bisschen eine schlechtes Gewissen. Vor ein paar Jahren war es bei uns noch so etwas wie eine „Tradition“ jeden Abend ein Stück Bibel zu lesen/vorzulesen. Aber im Stress des Alltags hat sich das etwas verloren…