22 Comments

  1. Auch für mich war die Entdeckung Baaders – ebenfalls über eigentümlich frei – eine Art libertäres Erweckungserlebnis. Es gibt bis heute noch einige Stellen, an denen ich mir unsicher bin, aber prinzipiell fand ich Baader stets prägnant, amüsant und leicht verständlich bei Erklärungen, wo andere Autoren ihre Leser verlieren. Erst neulich hatte ich noch eine Passage aus Kreide für den Wolf hochgestellt, welche das Staatsschuldensystem bereits 1991 persifliert, und prophetisch bezüglich Griechenland gilt:

    http://www.marcogallina.de/2016/05/19/wie-staatsschulden-funktionieren/

    Es ist bis heute ein Verhängnis, das nicht mehr Leute etwas von ihm lesen, denn so verständlich und unterhaltsam wie bei ihm findet man nur schwerlich die Wirtschaft erklärt. Wer denkt, Kapitalismus und Christentum schlössen sich aus, findet das genaue Gegenteil bestätigt. In der Tat: man begreift sogar, warum der Sozialismus eben nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Familie und Religion ausmerzen will.

    In diesem Sinne: danke für Ihre Rezension.

  2. Auch meinerseits herzlichen Dank für die Rezension!
    Vor ca. 30 Jahren hatte ich das Vergnügen, Roland Baader persönlich zu erleben. Er besuchte das Seminar meines verehrten und vor 8 Jahren verstorbenen Professors in Hohenheim zum Thema Ordoliberalismus und er blieb mir in angenehmer Erinnerung.
    Übrigens: Vielleicht ist ja auch Günter Rohrmoser ein solcher seither unentdeckter Autor?

  3. Andreas

    Ja prima, da kann ich mich ja ebenfalls dieser illustren Runde anschließen. Über den papsttreuen Blog (vielen Dank noch mal) bei ef gelandet und somit u. a. bei Roland Baader und seinen Gedanken zur Freiheit gelandet.

    Unbedingt unterstützen möchte ich die kleine Korrektur von Herrn Honekamp zum Schlusssatz. In der Tat ist es fraglich, wie weit die Freiheit, oder besser deren Reste noch zu retten sind und vielleicht bleibt es einem nur möglich sich weingstens seinen freien Geist zu bewahren. Eine dennoch tröstliche Gewissheit.

    Wenn ich mich recht entsinne, endet Orwells 1984 so, dass die Hauptperson mit Tränen stirbt, weil er nun endlich erkennt, dass der große Bruder immer gut war und nur sein Bestes wollte.

    Das wäre für mich eine sehr reale Fiktion von Hölle.

  4. Hans

    Da ich das Buch noch nicht kenne, kann ich es nur auf Grund Ihrer Zitate beurteilen. Und diese sind ein seltsames Sammelsurium unausgegorener Gedankenspiele.
    Etwa: „ich bin Freund, Familienglied und Christ, auch dann, wenn es anderen schlecht geht;“ -schön, wenn alle so denken würden, doch die Welt ist anders- „aber dazu brauche ich keine Funktionäre und Schmarotzer, keine bezahlten Schergen und staatsversorgte Wohltäter.“ Was auch immer staatsversorgte Wohltäeter sind (Bischöfe vielleicht?) aber „Keine Funktionäre, keine Schergen“ (Soldaten) – die Welt regiert sich alleine? Welch eine märchenhaft infantile Vorstellung der Welt, und das meint Baader Ernst und Sie auch?

    „Solange man glaubte, nur Gott könne irgendwann eine neue Erde und einen neuen Menschen erschaffen, hielt sich der Wahn in Grenzen.“ Er meint also, diese Zeit des Wahns „in Grenzen“ sei vorbei. Und früher, also „solange man glaubte“ da hielt sich der Wahn „in Grenzen“? Keine (nahezu) Ausrottung der Ureinwohner Nord- und Südamerikas oder Australiens? Keine Skaverei? Kolonialismus und jämmerliche Ausbeutung der Bevölkerung ganzer Kontinente (insb. Afrika)? Das waren noch gute Zeiten?! Im Ernst, so was halten Sie wie Baader für gute und somit erstrebenswerte Freiheit? Die Freiheit auszubeuten und auszurotten?

    Aber irgendwann glaubte man Baader zufolge nicht mehr, „selbsternannte Götter der Vernunft“ betete man nun an, wie etwa Hitler. Das koplette 3. Reich auf einmal ungläubig, gar atheistisch? Keine Christen, welche Juden und Kommunisten verfolgten und vergasten, alle Kirchen leer, keine Taufen, Priester und Bischöfe gaben ihre Ämter auf beteten nun Hitler an? Oder wie sind solche wirren Aussagen zu verstehen? Und so weiter mit dem blühenden Unsinn. Eigentlich schade um die Zeit, sich damit zu beschäftigen, aber wenn man jeden Unfug glauben will, ist dagegen wohl kein Kraut gewachsen.

    • Nur ein paar Worte zum Wahn:

      Alle sozialistischen Ideologien zusammen haben in wenigen Jahrzehnten mehr Menschen ausgerottet, als in der Frühen Neuzeit in Amerika jemals lebten. Ganz abgesehen davon, dass die südamerikanischen Ureinwohner weniger von Invasoren umgebracht wurden, als durch die eingeschleppten Krankheiten.

      In der Bretagne allein haben die Anhänger des ersten Wahns in nur wenigen Revolutionsjahren mehr Leute umgebracht als die Spanische Inquisition in allen romanisch-katholischen Ländern zusammen – in drei Jahrhunderten.

      Ihnen ist anscheinend gar nicht gewahr, wie massiv der Wahn des 20. Jahrhunderts gegenüber vorrevolutionären Zeiten erscheint. Manch einer könnte dabei denken, dass dies aus Absicht geschieht, um gewisse Ideen nicht zu diskreditieren.

      Die Bundestagsrede, der „Traum“ Baaders, richtet sich vor allem gegen Staatsbedienstete im engeren Sinne (Soldaten sind nicht gemeint). man fragt sich ja doch, wie diese Jahrhunderte, die so frei anklagen, ohne den ganzen Bürokratieapparat zurechtkamen.

      Vielleicht einfach mal wagen, sich mit Baader zu beschäftigen, statt zu sagen, „ich habe das Buch nicht gelesen, aber…“!

    • Hans

      Ich denke, ich habe deutlich gemacht, dass ich das Buch noch nicht kenne. Ich habe mit den Zitaten gearbeitet, die Hr. Honekamp als wichtige Essenz erachtete. Nicht: „ich habe das Buch nicht gelesen, aber…“!
      Wenn Sie dies als zuwenig für eine Diskussion erachten, ist dies Ihr gutes Recht. Ich werde mir das Buch besorgen. Kann ja sein, dass die Zitate einfach nur schlecht gewählt wurden und im Zusammenhang einen Sinn ergeben, nicht UNsinn.

      Zum Wahn: „Alle sozialistischen Ideologien zusammen haben in wenigen Jahrzehnten mehr Menschen ausgerottet, als in der Frühen Neuzeit in Amerika jemals lebten.“ Rehabilitiert eine solche Aufrechnung irgendwas? Ja, da dort nicht mehr Menschen lebten, konnten auch nicht mehr umgebracht werden – sollen wir die Aufrechnung in relativen Zahlen beginnen? Laut Baader „hielt sich der Wahn in Grenzen.“ Ja, nachdem mangels Masse niemand mehr umgebracht werden KONNTE. Vom Wahn der Kolonialisierung ganzer Kontinente und deren erzwungenen Ausbeutung durch deren eigene Bewohner nicht zu reden. Wer nicht spurte wurde niedergemetzelt. Wie Sklaven wurden sie ohnehin behandelt, auf ganzen Kontinenten (Nord- und Südamerika, Afrika, Australien, große Teile Asiens). Sind das die „Grenzen des Wahns“, die Sie und Baader meinen? Die (wieder) erstrebenswerte Freiheit!?

    • Mit Verlaub – wenn dort alle „niedergemetzelt“ wurden, die nicht spurten, warum ist bis heute Südamerika insbesondere in den Ländern, wo auch vorher eine gewisse Zivilisation vorhanden war, immer noch erkennbar, wenn die Leute aus Mexiko oder Peru kommen, und immer noch sehr vom spanischen Phänotyp unterscheiden?

      „Wer nicht spurte, wurde niedergemetzelt“ – erklären sie mir mal, wie das ein paar hundert, später tausend Spanier in den Kolonien überhaupt effektiv zustande bekommen sollten? Die Konquistadoren haben keine KZs oder Gulags gebaut. Die Majorität ging – wie erwähnt – an Krankheiten zugrunde, nicht durch mordende Eroberer.

      Anders als Sie es darstellen, war die Absicht der Katholischen Könige und der Katholischen Kirche vornehmlich der Erhalt von steuerzahlenden Untertanen und Täuflingen. De Las Casas hatte das Mitte des 16. Jahrhunderts klipp und klar ausgeführt, und Staat wie Kirche haben auch diese offizielle Politik so gefahren. Dass Provinzgouverneure Schindluder trieben ist das eine; dass Sie sich aber selbst denken können, dass kein Gouverneur, Bischof oder König über Ruinen und brach liegende Felder regieren will, dürfte auch Ihnen bewusst machen, dass die Geschichte etwas anders verlief, als Sie es für möglich halten. Sadismus ist eine durch die Jahrtausende zu beobachtende Eigenart (wie übrigens auch Neid und Gier).

      Beim Sozialismus wiederum, der die staatlich sanktionierte Vernichtung in vielerlei Facetten vorschrieb, sind sie aber bei einer ganz anderen Angelegenheit.

      Auch prozentual gesehen ist das Geschehen nicht vergleichbar. Die Entvölkerung der Bretagne, die Genozide des 20. Jahrhunderts etc. sind in kein Verhältnis mit der Frühen Neuzeit zu setzen. Die einzige, wirklich Landstriche ausrottende Aktion – der 30jährige Krieg – war wiederum eine zutiefst politische Angelegenheit und der kalten Berechnung geschuldet, vor allem französischer Hegemonialinteressen.

      Im Übrigen habe nicht ich mit der Aufrechnung begonnen. Ganz abgesehen davon, dass die Kolonialeroberungen sich vor dem revolutionären Wahn in Afrika, Asien etc. sehr gering ausnahmen. Ganz abgesehen davon: außenpolitische Expansion ist kein Wahn, sondern das Merkmal aufstrebender Imperien seit den ägyptischen Pharaonen. Es existiert aber auch hier ein Unterschied, ob ich mit Krieg den äußeren Feind niederwerfe, oder in meinem Einflussbereich jeden in ein Umerziehungslager stecke, der nicht meiner Meinung ist.

  5. Jorge

    Klingt auf jeden Fall sehr interessant.

    Was die Beschreibung der Funktion der Religion betrifft, fällt allerdings (wie schon in dem Lutherzitat zu Beginn) der sehr starke protestantische Einschlag auf. Der Gottesbezug ist rein individualistisch gedacht und geht einher mit polemischen Seitenhieben gegen „das Kollektiv“. Lutherisch-protestantisch ist im Kern natürlich auch die Verherrlichung der bürgerlichen Familie. Die gibts mittlerweile auch im konservativen Katholizismus, aber jedenfalls der Antikollektivismus (der zudem dauernd das ärgerlich undifferenzierte Schlagwort „Sozialismus“ als Totschlagargument bemüht) ist natürlich ausgesprochen unkatholisch.

    Der alles bestimmende Individualismus ist wohl auch das, was den libertären Freiheitsbegriff vom anarchistischen unterscheidet. Von daher sehe ich den anarchistischen Freiheitsbegriff wesentlich näher am Katholizismus als den liberalen.

    Dazu kommt die unglückliche Bindung an das Geld. Geld macht eben nur dann frei, wenn man welches hat oder wenn man sich radikal davon frei macht und es als Dreck betrachtet. Die Libertären wirken auf mich wie Leute, die gern frei sein wollen, aber trotzdem Geld in den Mittelpunkt stellen. Das dürfte nichts bringen, weil du am Ende zwar von allen Zwängen frei bist, aber trotzdem ein Sklave des Geldes bleibst.

    Beide Möglichkeiten existieren auch im Christentum: Religion als Mittel zum Reichwerden (evangelikal) oder Geld als Teufelszeug (franziskanisch). Die franziskanische Alternative finde ich katholischer.

    • Ach, wieder etwas gelernt. Da bin ich so viele Jahre Katholik, und habe nie gemerkt, dass wir Kollektivisten oder eben Anti-Antikollektivisten sind. Ich hatte uns bis vor wenigen Minuten als „Familie“ aufgefasst – eben als Mitte zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen Liberalismus und Sozialismus.

      Aber vermutlich ist die Verherrlichung der lutherisch-bürgerlichen Familie der Grund, warum gerade in Italien Familienbindungen so stark sind. Danke für den Hinweis! ich werde es den entfernten Verwandten in Sizilien ausrichten.

    • Jorge

      Naja, es ging ja nun um diese Zitate von Baader, und dessen antikollektivistische Beschreibung von Religion hat nunmal eindeutig antikatholische Spitzen, die beim Lesen aufstoßen.

      Zudem ist Sizilien nicht das Veneto und traditionelle mediterrane Familienstrukturen, egal ob katholisch, orthodox oder muslimisch geprägt, sind natürlich antiliberal (also kollektivistisch, wenn auch meist reaktionär und nicht progressiv). Mit dem biederen Kleinfamilienideal des Liberalismus hat das nichts zu schaffen, ist auch viel viel älter. Du siehst es schon daran, dass die liberale Familie nach Autonomie strebt, die mediterrane dagegen zur Clanbildung neigt (also eine Vorstufe zur Staatsbildung).

    • Baaders „Kleinfamilienideal“ resultiert jedoch nicht aus der lutherisch-bürgerlichen Familie, sondern aus der Überzeugung Hayeks und Mieses, dass unser Leben nicht aus „Vernunft“ oder immer rationalen Motiven herrührt, sondern oft von historisch gewachsenen, „organischen“ Institutionen, deren Existenz sich auf den ersten Blick nicht rational erschließt.

      Womöglich wissen Sie, dass Hayek sich deswegen an Keynes stieß, weil Wirtschaft keine genau kalkulierbare Maschine ist. Vielmehr haben wir bei allen Prozessen im Leben keine absolute Gewissheit. Uns fehlt immer eine absolute Information, wenn es sich um einen möglichst komplexen Körper handelt. Die Wirtschaft, zu der Millionen Menschen mit unterschiedlichen Effekten und Handlungen gehören, ist so ein schwer überschaubarer Organismus, bei dem jede mechanische Anwendung a priori unvorhersehbare Probleme mit sich bringt.

      Ähnliches gilt für die Familie. Warum Familien so sind, wie sind, warum sich gewisse Rituale, Traditionen etc. gebildet haben, spielt zuerst einmal keine Rolle. Sie hat sich jedoch definitiv als erfolgreiches Modell bewährt. Daher ist Einflussnahme auf die Familie, insbesondere staatlicherseits, ein Tabubruch für den Libertären.

      Das alles könnten Sie aber auch erfahren, wenn Sie sich mit dem Autor beschäftigen würden, statt etwas zu insinuieren, was sich dort eher weniger findet. Ich gebe aber zu, dass insbesondere Miese, auf den sich Baader nicht selten beruft, oftmals nur sehr geringes Lesevermögen mit sich bringt.

      Im Übrigen gieren gerade Clanfamilien nach Autonomie – auf die eigene, eben verborgene Weise, die der Dynamik solcher Strukturen immanent ist. Diese Selbstorganisierung aber eben staatlich aufzufassen, ist umstritten, nicht nur bei Liberalen oder Sozialisten; werde mich aber hier damit jetzt nicht weiter befassen.

    • Jorge

      Das Thema Familie war ja nur ein winziger Randaspekt meiner ersten Bemerkung zu den Baader-Zitaten.

      Clanfamilien streben nach Autonomie für ihr Subsystem, nicht Autonomie des Einzelnen. Der hat sich vielmehr dem Familiengesetz unterzuordnen. Deshalb ist das Denken kollektivistisch (der Einzelne dient dem Kollektiv), nicht liberal.
      Das bildungsbürgerliche Familienideal sieht die Familie dagegen als Schutzraum zur Heranbildung selbstständiger, leistungsfähiger Individuen, die zu erfolgreichen Akteuren in der Gesellschaft werden sollen. Partikuläre Familieninteressen stehen da weniger im Fokus als das Wohl des einzelnen Mitglieds.
      Deshalb ist dieser moderne Familienbegriff mit dem Liberalismus kompatibel, der eher archaische Familien- und Ehrbegriff des Mittelmeerraums und des Orients dagg. nicht so gut.

      Traditionelle mediterrane oder orientalische Familiensysteme funktionieren in klientelistischen oder Stammesgesellschaften ja ganz gut. Die sind übrigens ausgesprochen „organisch“ und mithin ein Beleg dafür, dass der illiberale Staat nicht unbedingt „künstlich“ oder mechanistisch „aufgesetzt“ sein muss, wie die Libertären meinen.

      Dass Clans im modernen bürokratischen Staatswesen nicht selten einen konkurrierenden Staat im Staat bilden und so etwas wie ein subversiver Gegenstaat oder eine Parallelgesellschaft werden können, ist bekannt.

      Die moderne Kleinfamilie ist eher ein prot. Gewächs, wo die Familie als Hauskirche aufgefasst wird, die die zentralistische Papstkirche als Orientierungsraum ersetzen soll.

      Dagegen passt die trad. mediterrane Familie eher zum Katholizismus, der ja ganz analog auch die Kirche als klientelistisches Nepotensystem mit eigener hierarchischer Ordnung betrachtet.

      Diese strukturellen Unterschiede muss man bedenken, wenn man der gegenwärtig verbreiteten Familienideologie anhängt und undifferenziert von „der katholischen Familie“ schwärmt. Da vertun sich viele, weil sie mit „Familie“ ganz andere Dinge assoziieren als das im Katholizismus üblich war. Im Katholizismus ist die Familie nicht so sehr „Keimzelle“ der (liberalen) Gesellschaft, sondern Verästelung der universalen hierarchischen Struktur. Also kein Schutzraum, in den Staat und Kirche nicht hineinregieren dürfen, sondern umgekehrt der Ort, wo die Herrschaft von Staat und Kirche konkrete Gestalt gewinnt und ausgeübt wird. Für Liberale oder Libertäre keine attraktive Vorstellung.

    • Papsttreuer

      Danke für die Anfrage (auch wenn sie OT ist). Ehrlich gesagt bin ich es müde, das ZdK und seine Eskapaden zu kommentieren. Die Ablehnung der AfD ist ganz offensichtlich schlecht begründet (vor allem, wenn man bedenkt, wer sonst noch so auf dem Katholikentag reden und ausstellen darf), die Abgrenzung der Islamverbände möchte ich denen sogar abnehmen, hilft aber nichts, wenn weltweit Extremisten unterwegs sind, die das ganz anders sehen und sich einen feuchten Schmutz darum kümmern, was ihre liberalen Glaubensbrüder im Westen sagen. Unausgegoren und auf möglichst geringen Widerstand ausgerichtet – das ist wohl noch das Beste, was man dazu sagen kann … Vielleicht muss ich dazu doch noch was schreiben, ist aber nicht gut, für meinen Blutdruck!
      Gottes Segen!

  6. Hans

    Herr Marco Gallina, das ist die Antwort auf Ihren Beitrag v. 26.Mai 16:12. (es war kein „Antwort“ Button da)
    wg. Aufrechnung: Ich hatte Baader zitiert „Solange man glaubte ….hielt sich der Wahn in Grenzen.“ Das bezweifle ich einfach, der Wahn war nicht begrenzt, nachdem es sogar europäischen Kleinstaaten wie Belgien gelungen ist, in Afrika 10 – 20 Mio. Menschen innerhalb kurzer Zeit zu vernichten. Nun gut, Sie sind anderer Meinung, lassen wir das aufrechnen.
    Aber Sie weiter: „außenpolitische Expansion ist kein Wahn“ ok, wenn Sie das so sehen (Baader auch?), dann sind logischerweise die von mir angesprochenen Niedergemetzelten lediglich die Folge „aufstebender Imperien“, was für Sie ja positiv zu sein scheint, zumindest „kein Wahn“. Damit beginne ich auch zu ahnen, was Baader meint, der Wahn hielte sich in Grenzen: Nur die eigene Bevölkerung morden gilt als Wahn, nicht die Ermordung durch Imperiaismus und Kolonialismus, weil „außenpolitische Expansion“?! Allerdings sollten Sie dann Ihre / Baaders Aussagen überdenken, denn auch in der (nach Baader: gottlosen) Neuzeit wollte z.B. Hitler expandieren und sein Reich vergrößern (Stichwort: „Volk ohne Raum“).
    Sie: „Es existiert aber auch hier ein Unterschied, ob ich mit Krieg den äußeren Feind niederwerfe, oder in meinem Einflussbereich jeden in ein Umerziehungslager stecke, der nicht meiner Meinung ist.“ Ja, während von Hitler bis Pol Pot (auch) Menschen der eigenen Bevölkerung bedenkenlos gemordet wurden, hat etwa Gods Own Country, „nur“ unzählige Tote in anderen Ländern verursacht. Und das ist irgendwie besser, vielleicht sogar in Ordnung? Ich verstehe die moralischen Unterschiede nicht, die Sie machen. Gute Mörder, schlechte Mörder auf Grund aussen- oder innenpolitischer Intensionen? Ausländer umbringen gut, Umerziehungslager böse?

    Aber im Prinzip ist unser Disput eher nicht das, worauf ich hinauswollte. Baader und seine Fans sind ja für möglichst viel Freiheit, was ja grundsätzlich gut ist. Aber welche Freiheit meinen Sie auf Grund Ihrer Aussagen? Was ist mit der Freiheit eines Afrikaners/Amerikaners während der Kolonisation, oder, wie Sie es zu nennen geruhen, der „außenpolitischen Expansion“? Sorry, ich verstehe Ihre Weltsicht nicht. Vielleicht können Sie mir, oder ein anderer der Baader Fans hier auf dieser Seite, einen Staat nennen, der den Idealen Baaders nahekommt? Oder wenn es gegenwärtig kein solches Gebilde gibt, wann gab es eines? Oder sollte es ein Gedankenmodell, eine Utopie sein wie wie der Kommunismus?

    • Hans

      Keine Antwort der Baader Fans?
      Stelle ich mir die falschen Fragen?
      Oder bin ich soweit weg von Baaders Freiheit, dass ich einer Antwort nicht mehr würdig bin?

    • Papsttreuer

      Bitte entschuldigen Sie; leider komme ich nur zu selten dazu, in meinem eigenen Blog zu kommentieren. Vielleicht wird Herr Gallina noch was schreiben, ansonsten bitte ich um etwas Geduld.
      Gottes Segen für Sie!

    • Herr Hans – ein etwas vornehmerer Duktus täte Ihnen wohltuend gut. Ich bin derzeit auf Reisen und daher weniger disponibel, das sei es mir hoffentlich noch gestattet, wenn ich nicht alle Antworten auf Kommentare, die ich im Internet abfasse, sofort ersehen kann. Darüber hinaus habe ich noch eine eigene Seite zu betreuen.

      Ich bin zuerst einmal Historiker, und habe keine „Weltsicht“, sondern exerziere vornehmlich das, was ich aus dieser Beobachtung weiß. Ob ich ein „Baader“-Fan bin, steht auch erst einmal außer Frage, da ich darüber hinaus Machiavellist bin und prinzipiell mich an einigen Sachen nicht erfreuen mag. Das gehört hier aber nicht hin, da ich ja eben von Baader und nicht mir spreche (wichtiger Unterschied).

      Was ich versucht habe, war, Ihnen gegenüber Baaders wiederzugeben, mehr nicht. Ich habe nirgendwo geschrieben, was besser oder schlechter ist. Moralisierung liegt mir nicht. Das ist ja das, was sie eigentlich seit Ihrem ersten Kommentar betreiben.

      Ich verweise aber darauf, dass Ihr Vergleich spanischer Kolonisation und Hitler – nun ja – alles andere als gerade ist. Auch, wenn Sie es noch so oft betonen. Ich habe das hinlänglich beantwortet. Die Spanier haben das getan, was in der Natur der Menschen liegt. Das Bauen von KZs und die absichtliche Vernichtung massenhafter Art, weil an einem irgendwie gearteten Wesen die Welt genesen soll, ist eine prinzipielle Eigenart, welche die Epochen bis zum Ende der Frühen Neuzeit jedoch nicht kennen.

      Der „Wahn“ beginnt für Baader im Übrigen ab der Frz. Revolution (das erwähnte ich oben bereits!), da gab es Belgien nicht einmal. Und auch auf diesen Zeitraum davor beziehe ich mich ausdrücklich immer wieder. Dass der Imperialismus des 19. Jahrhunderts übrigens auch eine Ausuferung des „Wahns“ ist, scheint Ihnen nicht in den Sinn zu kommen.

      Da der Diskurs mir zudem zu persönlich wird, und eher in „gut“ und „schlecht“ verläuft, oder in „bessere“ und „schlechtere“ Zeiten, ziehe ich mich auch hier offiziell zurück. Da sie von God‘s own country, von Belgien etc. disputieren, obwohl das eigentlich schon mehrfach angesprochen wurde, dass Baader sich in einem Zeitraum bewegt, wo es diese Länder nicht einmal gab… na ja.

      Und um es ganz deutlich zu sagen: ja, „Ausländer umbringen gut“ war jahrhundertelang völlig normal. Auch wenn es Ihnen nicht gefällt. Da sind Sie wieder mit Ihrer Moral. Ich kritisiere keine Natürlichkeiten. Auch Tiere führen – ob Sie’s glauben oder nicht – Krieg. Honigameisen sind in Ihrem Wesen deutlich schrecklicher als der Mensch.

      Sie werden aber niemanden drangsalieren, weil sie eine andere Meinung haben.

  7. Hans

    Verzeihung, lieber Papsttreuer, Sie meinte ich auch nicht primär. Vor allem bitte keine Hektik. Viele Grüße

  8. Hans

    Herr Gallina, gut, ist in Ordnung. Sie haben zwar meine Fragen nicht beantwortet, sondern solche, welche ich nicht gestellt habe. Macht nix – und verzeihen Sie mir, falls Sie denn so großzügig sein können, meinen Duktus. Der Ausdrucksweise Ihres Textes entnehme ich auch, dass ich Ihrem Intellekt unterlegen bin. Daher Danke, dass Sie sich zu immerhin 3 Kommentaren herabgelassen haben.

    PS: Die Schrecklichkeit der Honigameisen ist mir neu. Wieder was gelernt. Wozu doch Baader gut sein kann…

  9. Das heutige Papiergeld ist deshalb Zinsgeld (fehlerhaftes Geld mit parasitärer – der wesentlichen Tauschfunktion widersprechenden – Wertaufbewahrungsfunktion), weil es gänzlich unreflektiert dem Goldgeld der Antike nachgeäfft wurde! Und noch heute gibt es Äffchen, die – wie die Vertreter der „Österreichischen Schule“ – den „Goldstandard“ anbeten und sich von diesem Unsinn die Lösung aller Menschheitsprobleme versprechen. Gold kann in der Natur gefunden oder durch Neutronenbeschuss von Quecksilber künstlich erzeugt werden. Und nur weil das zweite Verfahren noch viel zu teuer ist, stellt sich der im Altertum verhaftete, unbewusste Mensch das Gold als ein „natürliches Geld“ vor, dem er wegen seiner Seltenheit einen „besonderen Wert“ beimisst. Die Abstraktion vom Gold über das Goldgeld bis zum Papiergeld kann der noch unbewusste Mensch nicht nachvollziehen.

    Das bewusste Denken beginnt mit der Feststellung, dass in einer Volkswirtschaft die Waren das Angebot sind und das Geld die Nachfrage bildet. Der Gegenwert allen umlaufenden Geldes ist also immer der Wert aller gegenläufig umlaufenden Waren, die aktuell dagegen getauscht werden, und nicht „beliehene Sachwerte“, eingelagerte Goldklötzchen oder sonst irgendetwas. Damit das Geld seine Aufgabe als Tauschmittel erfüllen kann, muss lediglich sichergestellt sein, dass es als „gesetzliches Zahlungsmittel“ definiert, dass es fälschungssicher ist, und dass es umläuft. Allein die Art und Weise, wie die letzte Bedingung erfüllt werden kann, entscheidet über das Schicksal der ganzen Volkswirtschaft:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/10/geld.html

Comments are closed.