9 Comments

  1. Gerd Franken

    „Das alles ist entgegen meines ursprünglichen Verdachts kein Plädoyer für eine Weltflucht,“

    Wie genau ist ihr Verdacht im Zusammenhang mit dem Begriff „Weltflucht“? Hat Jesus nicht gesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist? Wenn man sich nun in die Arme Jesu flüchtet, dann flüchtet man automatisch aus „dieser Welt“!

    • Papsttreuer

      Weltflucht (als Verdacht) hätte für mich bedeutet, die Türen zur Welt zu schließen, was insbesondere bedeuten würde, dem Missionsauftrag nicht mehr nachzukommen. Wenn Christen ein eigenes Ghetto aufbauen, um nicht mehr mit den Sünden der Welt konfrontiert zu sein (rein christlicher Freundeskreis, rein christliche Arbeitgeber und Unternehmen, Nutzung rein christlicher Medien …) hören sie auf, Christen zu sein.
      Gottes Segen!

  2. Gerd Franken

    Das 2. vatikanische Konzil hat die Türen zur Welt weit geöffnet. Gekommen sind nicht so viele, gegangen schon wesentlich mehr. Rechnen wir nun 60 Jahre zurück und betrachten realistisch den Zustand des Weinbergs, dann landen wir bei ihrem offenen Brief. Nüchtern betrachtet stehen wir am offenen Grab der Kirche. Also etwas mehr Weltflucht bitte und etwas mehr Ghetto.

    • Papsttreuer

      Eine Rezension krankt immer daran, dass man nicht jeden Gedanken eines Buches aufgreifen kann, sonst wäre sie am Ende länger als das Buch selbst. Ich hatte allerdings gehofft, dass deutlich geworden wäre, dass Dreher keine Weltflucht sehr wohl aber eine Alternative zur Welt vorschlägt. Wenn man im Bild bleiben will: Ein Ghetto mit offenen Türen. Als Christen sind wir – gelegen oder ungelegen – verpflichtet (und selbstverpflichtet) einen christlichen Lebensstil zu pflegen, mit dem die Welt nicht viel anfangen kann. Das heißt aber nicht, dass man ihn nicht der Welt anbieten sollte. Ich glaube, in dieser Sache sind wir nicht weit auseinander und habe mich selbst vielleicht nur nicht ausreiched deutlich ausgedrückt.

    • Gerd Franken

      Wir sind in der Tat nicht weit auseinander, wenn wir es denn überhaupt sind. Eine Flucht vor der Welt ist wesentlicher Bestandteil der Verkündigung. Mir wird in unserer Gemeinde Weltflucht, Abschottung und Gettoisierung vorgeworfen, wenn ich nur laut daran denke, christliche Maßstäbe anzulegen. Deswegen meine Empfindlichkeit.

  3. akinom

    Den dicken Wälzer von Rod Drehers will ich mir nicht antun. Ich habe aber neben der „Benedikt -Option“ und der in einem anderen Beitrag von Herrn Honekamp vorgestellten neuen christlichen APO eine weitere „Strategie für Christen in einer nachchristlichen Gesellschaft“ gefunden: Der amerikanische Bestsellerautor Peter Kreeft sieht sie in seinem Buch „Ökumenischer Djihad? Religionen im globalen Kulturkampf“: Da sich die Welt im Krieg nicht zwischen Religionen, sondern zwischen Gut und Böse befinde, zwischen den Gläubigen aller Religionen und den Mächten der Gottlosigkeit, ruft er Christen, Moslems, Juden und alle Menschen guten Willens auf, gemeinsam den Kampf aufzunehmen gegen die Bedrohung des menschlichen Lebens, der Familie und des Glaubens durch Materialismus und moralische Korruption. In einem geistigen Djihad für Gott und seine Gebote lässt er vormals „liberale“ und „konservative“ Positionen in einem ganz neuen Licht erscheinen. – Mich hat das sehr beeindruckt.

    • akinom

      „Ökumenischer Djihad“ hat mit der Theologie von Hans Küng nichts zu tun, wie man vielleicht meinen könnte.

  4. Maximilian Kerscher

    Sie beschreiben in Ihrer Buchbesprechung in etwa das, was es seit den 80er Jahren tatsächlich bereits in der katholischen Welt gibt.
    Eine gut vernetzte Gemeinschaft mit eigenen Schulen, Altersheimen, Katechismusunterricht, Zeitschriften, Buchhandel, Exerzitienhäuser und natürlich Priesterseminare. Mit Messzentren, genannt Priorate, die jeder Gläubige in einer Stunde erreichen kann und dort zu allen Sakramenten Zugang hat. Ihre Bischöfe reisen dafür um die ganze Welt, Ihre Priester haben alle Hände voll zu tun und verkündigen das Evangelium gelegen und ungelegen und beten bei jeder Hl. Messe treu für den Heiligen Vater. Und das alles ohne einen Cent Kirchensteuer.
    Diese Katholiken wurden spätestens 1988 von ihren eigenen Hirten vertrieben und leben jetzt in einer Umgebung mit einer katholischen Infrastruktur, um die sie die „Normal“katholiken beneiden weil sie merken, dass Ihr Fundament durch Aggiornamento mehr und mehr sandig wird und sie nicht mehr wissen, wer Hirte und wer Wolf ist.
    Doch das Exil wird auch für sie kommen, hoffentlich werden sie dann treu bleiben.

  5. Andreas N

    Man sollte schon noch unterstreichen, dass Dreher Freikirchler ist.

    Und in der Tat ist das beschriebene für Mitglieder der Polit- und Machtinstitutionen mit angeschlossenem christlichen Ritualbetrieb schwer vorstellbar ist.

    Übrigens, Martin Mosebach schreibt in seinem Buch „Die 21“ folgendes, was vieleicht interessant ist:

    „und auch für die Zukunft des Christentums halten die Kopten Erfahrungen bereit: Wie kann Christentum aussehen und weiterbestehen, wenn die Mehrheitsgesellschaft und der Staat nicht mehr duldend ud wohlwollend sind, sondern feindselig werden und wenn den Christen die Teilnahme am öffentlichen Leben verweigert wird, weil sie die sich der Zivilreligion nicht unterwerfen wollen? Sieht es nicht beinahe so aus, als sei der Weg der westlichen Kirche durch die Jahrhunderte ein riesenhafter, höchst ereignisreicher umweg gewesen, der jetzt genau dort mündet, wo die koptische Kirche geduldig ausgehalten hat?“

    Aus vielen Gründen überaus lesenswert.

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