Ich muss zugeben: Ich bin reingefallen auf die Marketingstrategie des Einzelhändlers Penny. Dessen Zipfelmännchen ist vielleicht dämlich, aber kein Skandal!
Der Discounter Penny wirbt auch in diesem Jahr wieder mit einem „Zipfelmännchen“ – das ist sowas ähnliches wie der Weihnachtsmann, nur eben mit noch weniger christlicher Konnotation. Aus urheberrechtlichen Gründen bilde ich das diesjährige Zipfelmännchen hier nicht ab, sondern nur ein „Symbolbild“ aus dem Hause des PAPSTTREUEN (sehr zur Freude der Kinder vom Vater selbst aus Knete gestaltet, zwischenzeitlich allerdings wieder zerbröselt). In diesem Jahr ist dieses Zipfelmännchen im Original regenbogenfarben. Das soll, so die Penny-Social-Media-Aussage „für Vielfalt, Toleranz und Liebe“ stehen. Ich selbst stehe solchen Entwicklungen einerseits kritisch gegenüber, andererseits ist meine Reaktion auch sehr tagesformabhängig und schwankt zwischen „mir doch wurscht, was im Pennymarkt des Grauens um die Ecke verkauft wird“ und „Untergang des christlichen Abendlandes“.
Das christliche Abendland?
Beide Reaktionen sind allerdings nicht besonders hilfreich: Mit letzterer kickt man sich diskursiv selbst ins Aus, schlicht, weil das christliche Abendland nicht wegen des Zipfelmännchens untergehen wird – wollen wir hoffen, dass wir als Christen mehr zu bieten haben! Mit ersterer wird man aber dem Problem auch nicht gerecht, weil sowas wie ein Zipfelmännchen – mehr noch als der „Weihnachtsmann“, der immerhin seine ursprüngliche Herkunft noch im Namen trägt – ein Symbol ist für die Bedrohung der christlichen Kultur. Das Zipfelmännchen ist nämlich, so könnte man ein bisschen provokant formulieren, nicht der Untergang des christlichen Abendlandes, aber er kann es werden – dann nämlich, wenn sich die Vertreter von Christentum und Abendland gegen eine solche Verballhornung nicht wehren. Darum dazu ein paar Gedanken:
Jeder wie er mag
Erstens, und nur um das direkt klarzustellen: Penny kann natürlich verkaufen, was es will! In welcher Form, unter welchen Namen, in welchen Farben und zu welcher Jahreszeit es welche Schokoladenfiguren verkauft? Geschenkt! Das ist ein freies Land und ich wäre der letzte der hier irgendeine Form von Regulierung anstreben würde. Ich kenne auch namhafte Schokoladenhersteller, die in diesen Tagen neben normalen „Weihnachtsmännern“ auch solche als Männer und Frauen in leichter Bekleidung verkaufen. Finde ich unpassend, würde ich nicht kaufen … aber ich will es auch niemandem verbieten.
Zweitens hilft es dabei sogar, wenn – wie im Beispiel vom Penny-Zipfelmännchen – der Bezug zum christlichen Ursprung der Darstellung des Heiligen Nikolaus und zu Weihnachten vollständig durch Gestaltung, Farbgebung und Namen aufgegeben wird. Das einzige, was das Zipfelmännchen noch mit Weihnachten verbindet ist die Jahreszeit, zu dem es verkauft werden soll. Nikolaus von Myra hat wohl nie eine Zipfelmütze getragen, trug vermutlich keine Regenbogenfarben, hatte keinen weißen Bart und wohl auch nicht grenzdebil gegrinst … und wenn diese Figur dann auch noch den „weihnachtlichen“ Namen aufgibt, ist die Transformation komplett.
Kein Bezug zu Weihnachten?
Drittens allerdings muss man auch aufzeigen, dass der jahreszeitliche Bezug natürlich ausreichend für entsprechende Assoziationen ist und man sich mit dem Zipfelmännchen einerseits am Geschäft beteiligen will, andererseits in feinster Gutmenschenmanier aber möglichst niemandem – außer vielleicht Christen, bei denen ist das nicht so schlimm – auf die Füße treten will. Dass Weihnachten aus dem Kontext gestrichen wird ist dabei der eine Schritt, der zweite besteht darin, eine Verbindung zu einer Art säkularen Trivialethik herzustellen: Vielfalt, Toleranz und Liebe (bzw. das, was man im Penny-Management darunter versteht, wenn man regenbogenfarbene Männchen nutzt) sind die Kernbotschaften, die hier vermittelt werden. Glaube, Hoffnung, Liebe (das, was wir Christen darunter verstehen) haben da keinen Platz und sollen es wohl auch nicht haben. Mit dem Zipfelmännchen kann jeder Laienatheist seinen Frieden schließen und der Applaus aus der säkularen Ecke ist einem sowieso sicher. Toleranz wollen doch schließlich (fast) alle zeigen! Der Versuch „Glaube, Hoffnung und Liebe“ durch „Vielfalt, Toleranz und ‚Liebe‘“ zu ersetzen, ist darum schon eine bedenkliche Entwicklung, der man als Christ widersprechen muss.
Geschäft und Humor
Damit wären wir aber – viertens – bei der Frage, wie denn eine angemessene christliche Reaktion aussehen kann, die nicht völlig spaßbefreit und damit eher abstoßend wirkt? Loszupoltern gegen einen solchen „Frevel“ verfehlt erstens das Ziel, weil es die Fans des Zipfelmännchens – die Vertreter der Kultur des „Vielfalt, Toleranz und ‚Liebe‘“ – nicht überzeugen wird, und zweitens nur für die Aufmerksamkeit sorgt, die sich die Macher des Penny-Zipfelmännchens gewünscht haben. Denen geht es ja nicht in erster Linie um „Wertevermittlung“ sondern ums Geschäft. Und wenn sich da ein paar verbiesterte Katholiken aufregen – umso besser! Meine eigenen grantigen Kommentare bei Facebook – das muss ich eingestehen – waren da im christlichen Sinne nicht hilfreich.
Besser schon könnte man – wie Bloggerkollege Peter Winnemöller – bei Facebook darauf aufmerksam machen, dass die Namensgebung Zipfelmännchen ganz schön sexistisch daher kommt und warum es eigentlich keine Zipfelfrau gäbe – was auch nicht ausreichend wäre, da sich damit nur ein heteronormatives Weltbild verfestigen würde. Da braucht es schon ein ZipfelX, wenn man denn den „Zipfel“ zugestehen mag. Ob Ironie bei den Adressaten verstanden wird, kann man natürlich durchaus in Frage stellen …
Zurück zum Nikolaus
Besser aber wird es vermutlich sein, einfach den guten alten Schokoladen-Nikolaus zu kaufen – mit Mitra und Bischofsstab! Den gibt es nebenbei angeblich auch bei Penny, ganz sicher aber bei Rewe oder bei christlichen Geschenkeläden auch online. Wenn nämlich die Zipfelmännchen (und die Weihnachtsmänner am besten gleich mit) in den Regalen vergammeln und nur noch zu Osterhasen eingeschmolzen werden können, erledigt sich das ganze irgendwann von alleine. Wer mag, kann auch den Einkauf bei Penny ganz einstellen – Umsatz ist das einzige wesentliche Argument, das hier zählt.
Hüten wir uns aber davor, den Eindruck zu erwecken, unser Wahlspruch „Glaube, Hoffnung, Liebe“ würde am Ende nur „Einfalt, Intoleranz und Biestigkeit“ bedeuten. Die christlichen Argumente sind immer besser als die besten Argumente der Welt. Aber man muss sie schon auch so verkaufen. Und wenn das bedeutet, nicht über jedes Stöckchen zu springen, das einem irgendeine Marketingabteilung hinhält, dann ist das auch eine legitime Reaktion (eine für die ich mir selbst – nachdem ich dem Thema einen eigenen Blogbeitrag spendiert habe – einen Knoten ins Taschentuch machen muss).
Konrad Kugler
Aus Kostengründen werden diese lächerlichen Figuren sicher nicht zu Osterhasen. Bei uns hat der Penny vor einigen Jahren zugemacht, weil der Vermieter die Pacht nicht senken wollte. Wir haben mit Lidl, Netto und Edeka „überlebt“.
Nachdem ich ein klein wenig buchführe, ganz einfach die Einkäufe bei den einzelnen Märkten notiere, könnte ich einfach dümmelnden Anbietern meine Umsatzzahlen unter die Nase reiben, und wenn das ein paar hundert tun täten [nicht nur so knauserige Einkäufer wie mich], dann möchte ich doch wetten, daß sich der Wind in Richtung Vernunft drehen könnte. Bei Lidl auch!
Unser Feind ist die Dummheit.