Das Ziel eines Christen ist nicht Beliebtheit. Aber eine beleidigte Leberwurst kann ganz sicher keiner leiden! – Ein kleiner Rant!
Ganz ehrlich, jetzt kommt mal wieder runter: Ja, der Zipfelmann ist nicht schön, aber ist er eine Gefahr für unseren Glauben? Die „10 Gebote des XXXLutz“ in Österreich sind ein dümmlicher Werbeabklatsch des „Leben des Brian“ – aber „beleidigen“ solche Sachen meine religiösen Gefühle? Überall gibt es – gerade auch vor Weihnachten – mehr oder weniger witzige bis unverschämte Anspielungen auf unseren Glauben, aber ist das ein Problem für mich oder für unseren Herrn und Gott?
Verletzte Gefühle?
Okay, man muss sich nicht alles gefallen lassen, man kann sicher auch zurückschießen, kann den Spieß umdrehen oder dieses oder jenes Produkt boykottieren. Aber das schlechteste Argument ist immer noch: „Das verletzt meine religiösen Gefühle“! Was für ein Minderwertigkeitskomplex muss einen eigentlich umtreiben, sich „verletzt“ zu sehen, wenn sich jemand in verächtlicher Weise gegen Gott wendet? Bekannte, die das tun, werden keine Freunde oder sind es vielleicht (!) die längste Zeit gewesen (was auch immer auf die Art der „sarkastischen Kritik“ ankommt), aber heulend in Mimimi-Manier in der Ecke zu schmollen oder auch noch Werberäte, Gerichte oder die Medien mit sowas beschäftigen?
In Deutschland gibt es einen gesetzlichen Schutz der Religionen vor Blasphemie … allerdings ist diese Formulierung schon missverständlich, denn eigentlich soll der Paragraph 166 StGB nicht die jeweilige Religion sondern den „öffentlichen Frieden“ schützen. Ist der nicht gefährdet, greift das Gesetz nicht. Dieses System ist durchaus kritikwürdig, weil dann Kritik am Islam schnell strafwürdig wird, nur weil nicht wenige deren Anhänger direkt zum Heiligen Krieg rufen, wenn man ihren sogenannten Propheten mit einer Bombe unterm Turban darstellt. Aber ist das ein Grund, selbst in die gleiche Richtung zu tendieren … und das auch noch wie ein kleines Kind schmollend, dem man das Förmchen weggenommen hat?
Der Beleidigte-Leberwurst-Effekt
Dabei, das sei dazugesagt, erscheint mir dieser Beleidigte-Leberwurst-Effekt (BLE), nicht nur bei Christen Raum zu greifen. Gerade hat es eine Meldung in die einschlägigen Medien geschafft, dass sich Werbeagenturen über eine Werbung echauffieren, bei der die Kernaussage darin besteht, dass es in einem Wohngebiet früher „ehrliche Arbeiter“ gab: „Jetzt gibt es Werber.“ Und schon geht das Gejammer los, Agenturchefs denken über eine Beschwerde beim Werberat nach, fühlen sich verunglimpft, die eigenen Anstrengungen um Anerkennung würden durch diese „herabwürdigenden Aussagen“ zunichte gemacht. Ganz ehrlich, da kann es sich doch nur um Typen handeln, die schon früher in der Schule ihre Mutti gerufen haben, wenn die anderen sie nicht mit Fußball spielen ließen!
Und in diese Liga begeben wir uns als Christen, wenn wir bei jeder sarkastischen, zynischen, von mir aus auch unter die Gürtellinie zielenden Werbung oder Kritik auf verletzte Gefühle berufen. Das ist natürlich auch durchaus nachvollziehbar, weil das eigene Gefühl eben nicht zu widerlegen ist. Mit den Grünen gibt es seit Jahren eine Partei im Bundestag, die nichts anderes tut als bei jeder Gelegenheit „Betroffenheit“ zu simulieren. Jede dieser abgebrochenen Existenzen meint, sein „Recht“ mit einer persönlichen Betroffenheit geltend machen zu können. Dabei handelt es sich um nichts anderes als um eine unsachliche Weicheierdiskussion. Und jetzt schauen wir mal auf Jesus: Der hat sich lautstark gegen Verirrungen der Pharisäer zur Wehr gesetzt, die Händler aus dem Tempel vertrieben, seine Widersacher als Heuchler und Natterngezücht bezeichnet. Und wer ist dann zu den staatlichen Autoritäten gerannt? Na?!
Zurückschlagen statt Jammern
Geht Euch XXXLutz auf die Nerven? Dann kauft dort nicht ein. Oder stellt von mir aus ein – hoffentlich lustiges – Schild vor einen solchen Laden wie „11. Gebot der Unternehmenskunde: Du sollst einer Werbeagentur nicht das Geld in den Hintern schieben!“ Findet Ihr, dass mit dem Zipfelmann das christliche Weihnachtsfest beschädigt wird? Dann richtet Eure verbalen Kanonen notfalls auf Penny, idealerweise mit Humor aber von mir aus auch kritisch-sachlich – aber um Himmels Willen: Hört auf nach Mutti zu rufen! Für diese Klientel gab’s schon früher, nachdem Mutti wieder abgezogen war, anschließend richtig auf die Fresse. Und zu Recht!
P.S. Darf ich Ihnen als Unternehmesberater noch einen meiner Lieblingswitze über meine Branche aufs Auge drücken?
Ein Unternehmensberater sprint am Flughafen ins Taxi. Der Taxifahrer fragt: „Wohin soll’s denn gehen?“ – „Ist egal, ich werde überall gebraucht!“
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Bild: By Dave Buchwald (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Nero
Ihre Einstellung zeugt von großem Vertrauen in Ihren Glauben. Eine gute Sache für Sie.
Natürlich ist es egal, ob der Zipfelmann eigentlich Weinachtsmann heißt….oder Klaus.
Aber…..übersehen Sie nicht den Symbol- und Signalcharakter einer solchen Aktion?
Gerade in der jetzigen Zeit?
Fühlen Sie nicht, daß diese Sache ein weiteres Fädchen in dem Teppich ist, der uns gerade unter den Füßen weggezogen wird?
Merken Sie nicht, daß die, vor denen wir uns entweder in Stellung bringen oder überrennen lassen müssen, eine weit geringere Aggressionsschwelle haben?
Und die uns genau deswegen verspotten, weil sie wissen, daß sie ohne den Kampf eigentlich schon gewonnen haben?
Ich habe seit Jahren keinen Schoko-Weihnachtsmann mehr gekauft. Im Gegenteil; sie nerven mich mit ihrem massenhaften Auftreten in den Supermärkten da, wo noch einen Tag vorher die Grillkohle gestanden hat.
Aber auch der Schokoweihnachtsmann ist Teil meiner gefühlten sozialen Umwelt.
Und die verteidige ich als deutscher Bürger dann toleranz- und humorlos auch mit der Waffe.
Papsttreuer
Danke für Ihren Kommentar, bei dem ich glaube, dass wir gar nicht weit auseinaderliegen. Mir geht es ja nicht darum, dass die Entwicklungen nicht durchaus bedenklich sind. Die Frage ist aber die der Reaktion. Und da gilt für mich, dass die Aussage „Ich fühle mich in meinen religiösen Gefühlen verletzt“ keine besonders gute ist. Ich kann nicht beurteilen, wer sich wann verletzt fühlt, aber ein Weihnachtsmann oder eine Werbung, die die 10 Gebote aufs Korn nimmt, sind für mich ein Ärgernis, aber keine „Verletzung“. Kämpfen – mit hoffentlich verbalen Waffen – kann man dagegen, ob mit oder ohne Humor. Aber beleidigt sein, das steht uns Christen nicht gut zu Gesicht.
Herzliche Grüße und Gottes reichen Segen für Sie!
Stefan S.
Der Spagat zwischen „Ach lass sie doch“ und „Ist das jetzt wirklich nötig, was soll das?“ ist für mich tatsächlich auch nicht so einfach.
Die vielen Sticheleien die es mittlerweile gibt.
dass man von manchen als komplett wahnsinnig und irre dargestellt wird.
Diese unsägliche, jährliche Diskussion darum, dass man an Karfreitag ja unbedingt Tanzen und laut Musik hören will.
Es gibt ja keine anderen Tage an denen man das machen kann.
In unserem Glauben geht es zuallererst um eine Beziehung zum lebendigen Gott. Wie jede Beziehung ist diese angreifbar. Wenn jemand meine Mutter beleidigen würde, würde ich das sicher auch nicht ignorieren.
Ein bisschen geht das Argument mit der Beziehung die durch so etwas „angegriffen“ wird in die Richtung von verletzten religiösen Gefühlen, doch hat es dennoch imho eine andere Qualität.
Verletzte Gefühle sind generell ein schwieriges Argument, nicht nur bei Religion, da unterschiedliche Menschen unterschiedlich sensibel sind.
Aber Beziehungen die einem Menschen wichtig sind, sollte man mMn mindestens mit etwas Taktgefühl begegnen.
Das erste Mal, dass ich mir dies als Argument klar gemacht habe war beim hören einer Episode des Glaubenssache Podcasts.
Der jetzige ungarische Botschafter beim Heiligen Stuhl Eduard Habsburg hat gegenüber dem atheistischen Humanisten und Skeptiker Alexander Waschkau (bekannt u.a. durch den Hoaxilla Podcast) eben auf diese Beziehung hingewiesen. Mir war natürlich klar, dass die Beziehung zu Gott das wichtigste ist, aber habe ich mir nie klar gemacht, welche Bedeutung das im Umgang mit anderen Menschen hat.
Möge der Herr mit einem Lächeln auf Sie und die Ihren herabblicken.
Stefan S.