Aufgeregte Berichterstattungen über die Einstellung des Zigarettenverkaufs im Vatikan sind … ja, eben: aufgeregt!
Ein weltweit agierender Mischkonzern sorgt derzeit für Aufregung: In den vom Konzern selbst betriebenen Kantinen dürfen keine Zigaretten mehr verkauft werden! Das Unternehmen zog damit die Konsequenz aus seit langem vorliegenden Erkenntnissen über die schädlichen Wirkungen des Zigarettenrauchens und den damit einhergehenden Gewinnen, die das Unternehmen aus dem Verkauf dieser Waren zieht. „Wir können“ so ein Sprecher des Unternehmens „nicht auf der einen Seite mit unserem Einsatz für das Wohl unserer Mitarbeiter und Kunden werben, und auf der anderen mit gesundheitsschädlichem Verhalten Gewinne, seien sie auch überschaubar, machen.“
Man wolle damit den Mitarbeitern nicht vorschreiben, wie sie zu leben hätten, allerdings sei man sich durchaus darüber im Klaren, dass die Entscheidung, die auf oberster Unternehmensebene getroffen wurde, für Irritationen sorgen könne. Umgekehrt sei die Entscheidung aber auch eine unternehmensinterne und dabei nicht nur marktwirtschaftlich sondern auch ethisch zu betrachten. Als Unternehmen sei man in der Gestaltung seines Angebots grundsätzlich frei. Da auch kein Mangel bestehe, sich falls eigenverantwortlich gewünscht, an anderer Stelle mit Zigaretten zu versorgen, habe dieser Aspekt der Entscheidung nicht entgegengestanden.
Auf Kritik, man mische sich damit in die interne Lebensführung der Mitarbeiter um des billigen Effekts der Medienaufmerksamkeit ein, wies der Unternehmenssprecher darauf hin, dass man mit diesem Thema nicht die Öffentlichkeit gesucht habe; offenbar bestünde aber gesteigertes Interesse der Medienlandschaft an derartigen Entscheidungen. Auf die Frage, ob man nicht befürchte, sich damit auch den Unwillen der Kundschaft einzuhandeln, verträte das Unternehmen die Hoffnung, dass der Verkauf von Zigaretten an Mitarbeiter wohl kaum der entscheidende Gesichtspunkt sein dürfte, sich für die Produkte des Unternehmens zu entscheiden. Ansonsten, so ergänzte der Sprechen nachdenklich, mache man wohl an anderer Stelle etwas falsch. Das habe dann aber nichts mit der getroffenen Entscheidung zu tun.
Die Frage, ob das Verbot dem Ansehen der in Teilen der Belegschaft und Kundschaft durchaus kritisch gesehenen Unternehmensleitung schaden könne, lies der Sprecher unbeantwortet. Das sei kein Kriterium der Entscheidung gewesen. Berichte, nach denen der Sprecher selbst Zigarrenraucher sei, verbunden mit der Frage, wie er selbst diese Entscheidung mittragen könne, blieben ebenfalls unkommentiert.
P.S.: Mir ist schon klar, dass der Vergleich des Vatikans mit einem Unternehmen an einigen Stellen hinkt – gerade hier erscheint er mir aber passend.
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Konrad Kugler
Päpstlicher Firlefanz