Verballhornungen christlicher Symbole, wie Sophia Thomalla am Kreuz, sind eine sichere Provokationsbank. Als Christen müssen wir dagegen trotzdem aufstehen.
Sophia Thomalla hat sich leicht mit Tüchern bekleidet an ein Kreuz binden lassen – Werbung für ein Lottounternehmen. Das Bild erspare ich meinen Lesern, man kann es aber selbst googlen. Es wird nicht besser dadurch, dass man es hier noch mal zeigt. Jeder kann sich allerdings bildhaft vorstellen, was passieren würde, wenn man den moslemischen Propheten Mohammed in einer anzüglichen Pose als Frau darstellen würde. Die Empörung wäre groß – und berechtigt. Ob es zu Gewalt kommen würde? Kann ich nicht sagen, Aufrufe dazu würde es aber sicher geben. Und, so steht zu vermuten, das Medienecho würde nicht gerade positiv ausfallen. Das tut es allerdings – das sei der Fairness halber gesagt – auch jetzt im Fall Thomalla nicht.
Blasphemie
Schnell ist man auch dabei, nach dem Arm des Gesetzes zu rufen. Wobei ich nicht müde werde zu interpretieren, dass die Blasphemiegesetze in derartigen Fällen eben nicht greifen, so lange der gesellschaftliche Friede durch solche Darstellungen nicht gestört ist. So lange also Christen aufgrund solcher Darstellungen nicht die Republik lahmlegen, wird sich da – rechtlich – nichts tun. Ich möchte aber in solchen Fällen auch gar nicht nach einem Verbot rufen. Wozu ich aufrufe ist ein tatsächlicher Aufschrei, der sonst an keiner Stelle ausbleibt. „Aufschrei“- und ähnlichen Kampagnen hat sich Frau Thomalla – nebenbei – bislang immer wieder entzogen und stand in Talkshows in der Vergangenheit an der Seite von Birgit Kelle und Wolfgang Kubicki gegen die Genderideologie. Möglicherweise muss man ihre Rolle in diesen Runden noch einmal neu interpretieren.
Wie man sich das vorstellen muss
Ich komme jedenfalls nicht umhin, mir einen Ablauf vorzustellen: Da ist ein Unternehmen, dessen Marketing nach einer Werbebotschaft sucht und sich vor Weihnachten (!) für eine anzügliche Darstellung einer weiblichen Person am Kreuz (Weihnachten?) entscheidet. Die Unternehmensleitung stimmt dem zu. Man sucht nach passenden Räumlichkeiten für das Foto-Shooting, spricht vielleicht mehrere potenzielle Models an, wird dann fündig. Die Requisite überlegt gemeinsam mit dem Marketing, wie man die Kreuzigungsszene darstellen kann, und man entscheidet sich für das Anbinden an ein Kreuz mit Seilen und Bekleidung mit Tüchern. Diese werden besorgt, irgendjemand bastelt ein Kreuz, das stabil genug ist, Frau Thomalla zu halten. Das alles wird aufgebaut, die Szenerie wird von Beleuchtern getestet.
Frau Thomalla wird geschminkt, dann hilft man ihr auf dieses Kreuz, sie wird festgebunden. Ein Fotograf wurde zwischenzeitlich beauftragt, der erste Testbilder schießt. Vielleicht hat der noch Änderungsvorschläge hinsichtlich Körperhaltung und Gesichtsausdruck … die Bilder werden gesichtet, es werden Alternativen getestet … bis man das Bild hat, dass als Werbung benutzt werden soll. Und das sind nur die ersten Schritte auf dem Weg zur Kampagne.
Niemand ruft „Halt!“
Frau Thomalla hat nach Kritik an dem Bild darauf hingewiesen, dass sie sich selbst nicht als besonders religiös sieht. Die BILD zitiert: „Wenn man wie ich in einer Familie aus dem Osten aufgewachsen ist, dann ist die Kirche als Institution oft eben nicht so ein großes Thema wie für andere. Ich respektiere aber jeden, der seine Form des Glaubens lebt.“ Bei Maischberger redet sie sich dann um Kopf und Kragen: „Ich finde es bizarr, dass gerade die Kirche aufgrund der vielen Kreuzigungen, Hexenverbrennungen aus alter Grauzeit und mit pädophilen Eskapaden aus der Neuzeit gerade mir etwas vorwerfen will.“ Absichtliche Provokation oder unfaire Verteilung von Intelligenz? Und was wäre eigentlich schlimmer? Egal! Was ich mit dem obigen Abschnitt verdeutlichen möchte: Zig Leute, nicht nur Frau Thomalla, sind für die Produktion eines solchen Fotos notwendig. Und niemand hat irgendwann mal „Halt!“ gerufen? Niemandem ist aufgefallen, dass es – wenn schon nicht aus eigenen religiösen Gründen dann doch wenigstens aus Gründen der Rücksichtnahme auf religiöse Überzeugungen anderer – keine gute Idee wäre, ein solches Motiv zur Werbung zu nutzen?
Ich gebe zu, ich mag den weinerlichen Ton nicht, mit dem mancher Christ, nicht unähnlich wenn auch deutlich weniger drastisch als Moslems, auf jede kleine religiöse Anspielung reagiert. Das Vater-unser umformuliert für Werbezwecke – So what?! Solange dabei nicht direkt unser Herr angegriffen wird, kann ich damit recht gut leben. Und selbst dann überlege ich mir, ob ich direkt ein Klagegeheul erheben muss.
Rote Linien
Als Christen sollten wir uns allerdings auch die roten Linien überlegen, die wir nicht überschritten sehen wollen. Nicht, um bei deren Überschreitung nach Staat und Polizei zu rufen, aber doch um deutlich zu machen, dass bestimmte Arten blasphemischer Darstellungen Widerstand hervorrufen. Das kein Christ noch mit diesem Lottounternehmen Geschäfte machen sollte, ist eine logische Konsequenz. Dass Sophia Thomalla als Gesprächspartnerin für Christen in Zukunft weitgehend ausfallen sollte auch. Dass wir in allen uns zur Verfügung stehenden Medien unsere Stimme erheben, bis derartige gratismutige Angriffe aufhören, ist auch eine Konsequenz. Gewalt ist nicht unsere Sache – aber solche Werbeaktionen muss man notfalls für die Auslöser so teuer wie möglich gestalten: Boykottaufrufe, Leserbriefe, persönliche Ansprachen wo möglich – alles was der Rechtsstaat hergibt, gehört genutzt, um solchen Schund wie das Thomalla-Bild im Orkus der fehlgeleiteten Werbung verschwinden zu lassen.
Mit Darstellungen wie der Thomalla am Kreuz ist jedenfalls meine – wie ich meine nicht allzu eng gesteckte – Grenze des Erträglichen überschritten. Frau Thomalla und alle anderen Beteiligten werden sich irgendwann mal vor unserem Herrn verantworten müssen. Er ist der finale Richter, was aber nicht heißt, dass uns Jesu Liebesgebot und unsere Ablehnung von Gewalt zur Tatenlosigkeit verurteilen sollte.
Dazu hier noch ein paar nützliche Links:
https://www.lottohelden.de/kundenservice/
http://www.semperfi-management.de/kontakt/
https://www.facebook.com/sophia.thomalla.5/
Was uns, das sei allerdings auch gesagt, allen nicht schaden wird, ist für die Betroffenen, die alle nicht „Halt!“ gerufen haben und für die Welt, in der eine solche Provokation Erträge bringt, einen Schmerzhaften Rosenkranz zu beten.
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Photograph by Mike Peel (www.mikepeel.net). [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
Gero
Ich finde es gut, daß wir (noch) in einem Land leben dürfen, wo man so etwas inszenieren kann, ohne dafür hingerichtet zu werden.
So wie ich es gut finde, daß man auf unseren Autobahnen so schnell fahren kann, wie man möchte.
Das heißt aber nicht zwangsläufig, daß man jede Freiheit nun reflexartig in Anspruch nehmen muß und bis an die äußerste, erlaubte Grenze ausdehnt.
Weder auf der Autobahn, noch im Glauben.
Es bedarf jeweils entsprechenden Augenmaßes für das, was man tut.
Die Sache mit dem Kreuz hätte ich an Stelle der Agentur unterlassen.
Nicht allein wegen der, von vielen als Schmähung empfundenen Darstellung, sondern auch aus der Überlegung heraus, daß nun schlagartig ein bestimmter Prozentsatz der Leute, die ich mit dieser Werbung eigentlich ansprechen wollte, dem Produkt nun auf Dauer fern bleiben.
Man ist zwar jetzt im Gespräch, aber das ist ja nicht Sinn der Sache. Die Leute sollen ja konsumieren und sich nicht empören.
Erinnert mich ein bischen an frühere Benetton-Kampagnen.
Die Produkte meide ich seither.
Gerd
Nun denn, dass es in unserer Gesellschaft zu derlei Geschmacklosigkeiten kommen kann hat m. E. einen sehr wichtigen Grund, der allerdings hartnäckig verschwiegen und, wenn er dann vorgebracht wird, hartnäckig geleugnet wird.
Wenn selbst ein Kardinal, der zum Martyrium bereit sein sollte, das Kreuz, welches als das ZEICHEN der Erlösung bei uns Christen gilt, ablegt, um irgendwelche Befindlichkeiten eines Gastgebers nicht zu verletzen, wundern wir uns bitte nicht mehr über rote Linien, die vom Fußvolk überschritten werden, die sich sogar selber nicht als religiös bezeichnen. Von Frau Thomalla werde ich in meinen „religiösen Gefühlen“ nicht verletzt. Von Herrn Marx schon.
Das Kreuz steht seid gefühlten 50 Jahren nicht mehr im Mittelpunkt der Verkündigung unserer Hirten. Ausnahmen gibt es, aber die werden als vorkonziliare Betonköpfe verunglimpft.
Zwischenzeitlich wurde sogar der Sühne-Tod unseres Herrn von Bischöfen und Priestern im großen Stil geleugnet und/oder verharmlost. Bitte schön, was verlangen wir von der ungläubigen Welt, die die Kirche teilweise selbst geschaffen hat? Jesus betet am Kreuz für seine Peiniger und hält Fürsprache für sie beim Vater. Warum tut er das? Weil sie nicht wissen was sie tun! Gegen die Sünden der Menschen die bewusst handeln, kann keine Fürbitte etwas ausrichten, das müssen wir dem hoffentlich gnädigen Richter überlassen.
Gero
Da möchte ich als bekennender Atheist doch mal fragen, welche Konsequenzen ein Gläubiger aus den derzeitigen Verhältnissen zieht?
Irgendwann muß das Lamentieren ja enden und zur Tat geschritten werden.
Aber welche Tat wäre das genau?
Wir sind uns sicher einig, daß ohne erheblichen Druck, egal ob medial oder sogar physisch, kein Kirchenfunktionär sich bewegen wird.
Denn in der Kirche sind die selben mentalen Denkweisen wie in der freien Wirtschaft zugange. Menschen halt.
Meine Konsequenz war, als längst Abgefallener, aber immer noch finanziell Unterstützender aus der Kirche vollends auszutreten, um Leute wie Bedford-Strohm und Göring-Eckard für ihre Attacken auf unsere Gesellschaft nicht auch noch finanziell zu unterstützen.
Was würden Sie also vorschlagen, Gerd?
Wäre für Sie (und auch die anderen hier) die Abkehr von der offiziellen Kirche hin zu einer freien Glaubensgemeinschaft mit deutlich klareren Regeln denkbar?
Oder stellen Sie die Amtskirche über Ihren Glauben?
Interessierte mich jetzt auch persönlich.
Lehrer Lämpel
@Gero: Ich selbst habe genug mit meinem wiederholten eigenen früheren Versagen bzgl. Bekennen des christlichen Glaubenszeugnisses gegenüber anderen (z.B. Arbeitskollegen u. Mitarbeitern) zu tun, als dass ich mich über das Brustkreuzverbergen unser 2 obersten Kirchenführer in der Moschee in Jerusalem echauffieren möchte. Ich deute das eher als höflich-respektvolle Geste der Besucher gegenüber den nichtchristlichen Hausherren dort. Im Gegensatz zu Gerd finden wir übrigens Kardinal Marx, wenn wir gelegentlich, Ansprachen oder Predigten von ihm im Fernsehen hörten, ganz in Ordnung – er redete da Klartext.
Im Gegensatz zu Ihnen, Gero, bin ich christlich gläubig und bleibe deshalb natürlich weiter in der Kirche, auch wenn es darin Sünder und Versagende zuhauf gibt. Aber in unserem unmittelbaren Umfeld kennen wir genügend katholische und evangelische Geistliche bzw. hauptamtlich Beschäftigte, denen wir jeden Cent ihres Gehalts von Herzen gönnen, weshalb ich auch keine Probleme bzgl. der Verwendung meiner bescheidenen Kirchensteuermittel habe. Im übrigen gibt es in den Kirchen auch genügend Menschen mit anderen Auffassungen als der meiner Frau und mir. Deren Kirchensteuer ist dann bei diesen nahestehenderen Personen und Projekten wohl Ihrerseits auch gut aufgehoben und wohl gelitten, nicht wahr?
Gero
@Lehrer Lämpel
Danke für die Antwort, die mich statt der von Gerd erreicht.
Allerdings beantwortet das meine Frage, ob sich die Leute hier mehr dem Glauben oder mehr der Institution „Kirche“ verbunden fühlen, eben genau nicht.
Ich sinniere deshalb darüber nach, weil es in meinem Bekanntenkreis etliche, bis aufs Blut eingeschworene konservative und christliche CDU Mitglieder gibt, die schon seit Jahrzehnten in der Partei sind und die, ohne schamrot zu werden, den 180° Richtungswechsel durch Frau Merkel mitgemacht haben, ohne die Partei zu verlassen.
Sind da die Kumpels wichtiger als die einstige Überzeugung?
Mich interessiert einfach der gedankliche Aspekt, der dahintersteckt.
Ich für meinen Teil habe mich parteilich verändert, damit ich meine Meinung behalten konnte.
Andersherum könnte ich mir das nie vorstellen.
Lehrer Lämpel
Na, wenn Sie genau nachlesen, so habe ich doch die Frage für mich klar und deutlich beantwortet: Erstens christlicher Glaube und daraus folgend zweitens Kirchenmitgliedschaft…