Muttersein ist der tollste Job der Welt. Aber auch der tollste Job der Welt ist nicht immer toll.
Ich glaube, ich bin manchmal für einige andere Mütter in meinem Umfeld schwer zu ertragen. Ich bin vom Typ her eine Sanguinikerin, d.h. ich bin laut, rede viel, bin schnell zu begeistern, strahle viel Power aus und versuche irgendwie immer gute Laune zu haben. Vielleicht führt diese Art dazu, dass manche Leute denken, mir würde mein Job „Muttersein“ immer Spaß machen und ganz leicht von der Hand gehen. Umso erstaunter bin ich immer wieder, wenn ich z.B. im Gespräch darüber, wie anstrengend es gerade mit den Kindern ist oder dass ich an meiner Belastungsgrenze angekommen bin, nur ungläubige Blicke oder ein „Duhu????“ als Antwort bekomme. So nach dem Motto „Bei Dir wirkt das immer alles so easy.“
Ich kann nicht alles lösen: An die Grenzen kommen
Nein, es ist gar nicht immer easy, im Gegenteil. Ich bin bisher noch nie so sehr an meine Grenzen gekommen wie seit der Geburt unserer Kinder. Woran liegt das? Es sind vor allem die Situationen, in denen ich nicht bestimmen kann. Ich erinnere mich z.B. gut daran, als unser Sohn gerade einen Tag alt war und nicht trinken wollte. Ich hörte Ratschläge wie : „Sie müssen zusehen, dass der Junge bald trinkt, sonst dehydriert er.“ Ich hatte aber gar keine Ahnung, wie ich dieses Baby dazu bringen sollte zu trinken. Oder als unser Sohn sich mit dem Laufen so lange Zeit gelassen hat habe ich gehört: „Wie, mit 18 Monaten läuft er nicht? Jetzt wird es aber Zeit.“ Solche Situationen gibt es auch heute noch und sie überfordern mich.
Irgendwie hatte ich gar keine Vorstellung, wie es sein wird, Kinder zu haben. Manchmal hat mich der Schlafmangel fertig gemacht, manchmal ist mir einfach nur die Decke auf den Kopf gefallen. Ich weiß noch, dass ich oft die Minuten gezählt habe, bis Felix endlich von der Arbeit nach Hause kommt, damit ich das alles nicht alleine durchstehen muss. Heute sind die Kinder ja schon älter und ich habe viele Freiheiten wieder bekommen. Dennoch gibt es auch heute noch Tage, an denen ich wirklich fertig bin (z.B. wenn die Kinder krank sind, wenn ich krank bin oder wenn es gefühlt endlos Streit gibt).
Entscheidungen treffen
Und plötzlich habe ich dann doch wieder die Gewissheit, dass das alles trotz der Herausforderungen gut so ist. Mein Leben ist jetzt eben anders. Und so kann ich mich insbesondere nach einer Krise wieder ganz bewusst für dieses Leben mit allen Konsequenzen entscheiden. Oft mache ich dann die Erfahrung, dass auf ganz schwierige Tage auch wieder ganz tolle Tage folgen, es entstehen neue Ideen für andere Vorgehensweisen oder die Kinder haben sich weiterentwickelt. Auch in meinen Jobs gab es viele Situationen, in denen ich am liebsten alles hinschmeißen wollte, auch da musste ich dann irgendwann Entscheidungen treffen. So entscheide ich mich immer wieder neu für meinen jetzigen Job „Muttersein“ und für dieses Leben.
Der beste Job der Welt
Ich verstehe es daher sehr gut, wenn einige Familien insbesondere in den ersten Jahr mit dem Druck, den Krisen und den Herausforderungen nicht zurecht kommen und daher dringend Unterstützung benötigen. Mir haben vor allem ehrliche Gespräche mit anderen Eltern geholfen und die Erkenntnis, dass es allen Familien so geht, dass alle ihre Krisen haben und vor allem, dass ich Fehler machen darf. Und ich musste erkennen wo meine Grenzen sind, dass ich Hilfe annehmen muss und dass es nicht immer alles nur schön ist. Und mit diesen Erkenntnissen bleibe ich dabei, dass ich jetzt den besten Job der Welt habe.
Muttertage – die Serie auf dem PAPSTTREUENBLOG: Ein bisschen Glauben, ein bisschen Politik, vor allem aber ganz viel Familie und Muttersein – Beiträge geschrieben von meiner lieben Ehefrau und der Mutter unserer beiden Kinder! Alle Beiträge sind zu finden in der Kategorie „Muttertage„
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Bild: Stefan Bayer – www.pixelio.de
Stefanie Selhorst
Bevor ich Mutter war, arbeitete ich als Redakeurin. Es hat mir Spaß gemacht, ich hatte den besten Kollegen der Welt und wir beide haben uns richtig ins Zeug gelegt. Manchmal aber beschilich mich der Gedanke: Wenn Du so liebevoll und engagiert für Deine eigene Familie und deren Kultur arbeiten könntest, dann wüßtest Du: Das alles wird in die Zukunft weitergereicht. Auch das, was mir meine Eltern schon gegeben haben. Ja und so haben mein Mann und ich es auch gemacht. Da hat Perta Hohnekamp völlig recht: Sowohl die Mühe als auch die Freude einer alltags praktizierenden Mutter sind um ein vielfaches gößer als die der Erwerbstätigen, die ich auch sehr gerne war. Das will ich nicht bestreiten. Stefanie Selhorst