Falls es noch nicht jedem klar sein sollte: Mission kann niemals auf Zwang beruhen. Muss sie aber auch nicht, denn wir haben Hoffnung für die Welt im Gepäck.
Es ist schon mehrfach in dieser Serie angeklungen: Mission hat keinen guten Ruf, weder bei denen, die als Christen Missionare sein sollten, und schon erst Recht nicht bei Menschen, die das Ziel dieser Mission sind, und die in der westlichen Gesellschaft meist die Mehrheit darstellen. Mission klingt nach Zwang, nach Indoktrination, nach Eroberung. Dabei wissen wohl wenige so gut wie die Christen, dass man „Glauben“ nicht machen kann. Denn unser „Religionsgründer“ hätte nicht am Kreuz sterben müssen, wenn es anders wäre. Da unser Glaube aber eine Beziehung zu Christus ist, eine Liebesbeziehung noch dazu, ist Freiwilligkeit eine conditio sine qua non.
Begriffe heimholen
Trotz dieses „miesen Rufs“ hat das Mission Manifest den Titel beibehalten und stellt in der achten These klar: „Wir wollen missionieren, nicht indoktrinieren.“ Mission, so die Erläuterung, ist ein „freies, respektvolles Angebot an freie Menschen“. Das allerdings ist heute schon erklärungsbedürftig, da der Kirche unter all den „schwarzen Legenden“ die Deutungshoheit nicht nur für den Begriff der Mission abhandengekommen ist. Martin Iten, Autor des Kapitels, plädiert daher zurecht dafür, ehemals kirchliche und biblische Begriffe wie Liebe, Freiheit oder eben Mission wieder „heimzuholen“. Dazu gehört auch der Begriff der Toleranz, der in seinem heute pervertierten Verständnis scheinbar mit kirchlicher Mission, die einen Wahrheitsanspruch postuliert, nicht zusammen passt.
Ein Angebot, das man – eigentlich – nicht ablehnen kann
Das ist aber nur eine äußere Einschränkung, während eine innerkirchliche Versuchung viel schädlicher sein kann, nämlich die, es sich im Kreis der Gleichgläubigen gemütlich zu machen. Und was eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit sein sollte, überrascht dann den einen oder anderen in der Realität doch: Mission ist da, wo nicht geglaubt wird, wo der Glaube, besonders der an den gekreuzigten und wiederauferstandenen Christus, abgelehnt wird.
Da können, so beschreibt es Iten, Kontakte und Freundschaften außerhalb der christlichen Peer-Group durchaus hilfreich sein. Wer einem anderen seinen Glauben näherbringen möchte, wer einen anderen in Kontakt mit Christus bringen möchte, der sollte dessen Lebensrealität zumindest zur Kenntnis nehmen, ideal und wo möglich mit Respekt begegnen.
Das allerdings mag nun leichter klingen als es ist. Denn in den Glauben ablehnenden Kreisen ist die Überzeugung von der Richtigkeit der eigenen Weltsicht oft deutlich gefestigter (jedenfalls nach außen dargestellt), als unter Christen, die auch mal mit Zweifeln zu kämpfen haben. Da fühlt sich nicht jeder in der Lage, zu missionieren, weil er vermeintlich nicht bibelfest genug ist. Und tatsächlich, zu guter Missionstätigkeit gehört auch, den eigenen Glauben neu zu entdecken (in These 7 beschrieben), aber vor allem die Überzeugung, dem anderen ein Angebot zu machen, dass dieser eigentlich gar nicht ablehnen kann: Hoffnung!
Hoffnungsträger
Das verträgt sich nicht mit einer pessimistischen Weltsicht, die auch in Kirchengemeinden und kirchlichen Gruppen nicht selten mit Blick auf die verdorbene Welt gepflegt wird. Wenn wir als Christen, Jesus Christus vor Augen, keine Hoffnung aus unserem Glauben schöpfen, wer soll uns dann unser Glaubensangebot „aus den Händen reißen“? Gott liebt mich, will mich bei sich und hat seinen Sohn geopfert, um mich zu retten – diese Botschaft muss verinnerlicht haben, wer wirklich überzeugend missionarisch tätig werden will.
Ich mache mir jedenfalls nichts vor: Dieses Bewusstsein kann unter weltlichen Problemen und kirchlichen Glaubensstreitigkeiten schnell verschüttet werden. „Missionar sein“, so liest man also hier prägnant und doch herausfordernd, „heißt, Hoffnungsträger zu sein.“
Dienen statt Niederbibeln
Einen letzten wesentlichen Aspekt nennt Iten noch, der auch nicht jedem gefallen mag: Mission ist ein Dienst an den Menschen. Man kann dadurch weltliche Nachteile erleiden, es kann sein, dass man missverstanden wird, und trotzdem darf bei allem Gegenwind nicht die Liebe zu den Menschen verloren gehen. „Niederbibeln“ – ein Begriff, den ich fast ganz am Anfang meines eigenen Glaubenslebens mal gelernt habe, als ich selbst noch meinte, Bibelzitate und auswendig gelernte Glaubenssätze könnten Tiefe ersetzen – ist das Gegenteil dessen was gemeint ist.
Oder, um noch einmal ein Zitat aus dem Mission Manifest zu verwenden: Es geht darum, den Menschen die Füße zu waschen, nicht die Köpfe. Diese Einsicht erscheint mir ebenfalls nachvollziehbar, allerdings fühle ich mich auch ertappt: „Füße waschen, wo ich doch den Menschen mit meiner Mission sowieso schon einen Riesengefallen tue?“ Aber ein Blick auf eine Heilige wie Mutter Theresa beschämt tatsächlich diesen Einwand.
Mut!
Was wir aber wirklich brauchen, das ist in diesem Sinne ein Mut zur Liebe, der mit dem Mut zur Mission einhergeht. Iten überlässt Papst Franziskus die Schlussworte seines Kapitels, und wo will ich es denn auch halten:
Heute ist es Zeit für Mission, und es ist Zeit für Mut! Mut damit die wankenden Schritte verstärkt werden und wir wieder Geschmack daran finden, uns für das Evangelium zu verausgaben, wieder Vertrauen in die Kraft zu finden, welche die Mission mit sich bringt. Es ist Zeit für Mut, auch wenn Mut keine Erfolgsgarantie ist. Mut ist von uns gefragt, uns als Alternative zur Welt darzustellen, ohne jedoch polemisch oder aggressiv zu werden. Mut ist von uns gefragt, uns allen gegenüber zu öffnen, ohne jemals die Absolutheit und Einzigartigkeit von Christus, dem einigen Erlöser aller zu relativieren. Mut ist von uns gefragt, um gegenüber der Ungläubigkeit zu bestehen, ohne arrogant zu werden … Heute ist es Zeit für den Mut! Heute brauchen wir Mut!
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Bild: Klicker – www.pixelio.de
akinom
Komm Heiliger Geist! Komm, Du Mutmacher! Auch heute! Du bist das ewige Trotzdem! Auch im Papsttreuen Blog lässt Du Dich finden. Deo gratias!
Konrad Kugler
Die Mission der Kirche ist nicht Wellness sondern Kampf!
Es immer das Ergebnis von Erschlaffung und Verwahrlosung des Glaubens, wenn Satan die Oberhand gewinnt.
Hier: Dietrich von Hildebrand „Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes“.
Ich sehe eigentlich nur zwei Möglichkeiten:
FATIMA und VERNUNFT. Den Rosenkranz beten und den Kampf gegen den Relativismus aufnehmen. Die Menschen sind heute nicht willens, vernünftig zu denken. Um eine lange Litanei zu vermeiden:
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und
Bewirker des Urknalls zur Bildung des Universums und der Erde, den Schöpfer alles Lebens, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.
Wie soll jemand, der die Schöpfung, vermischt mit kruden pseudo- und „echten“ wissenschaftlichen Erkenntnissen einfach so hinnimmt, die den empirischen Fakten widersprechende Jungfrauengeburt glauben? Die selben Leute glauben vielleicht, an die „wissenschaftlich erwiesene“ Entstehung des Lebens in der Ursuppe. Ob sich da die Intell..enz vom einfachen Volk wesentlich unterscheidet???
Das Fundament für den Glauben ist zerstört. Der allmächtige Schöpfer soll nicht können, daß er seinen Sohn in der Jungfrau Maria als Mensch zeugen kann?
Das einzige echte Problem zwischen Glaube und Wissenschaft hat Werner Gitt, ev., so formuliert: GOTT HAT ADAM MIT GESCHICHTE ERSCHAFFEN.
[Lieber Herr Honekamp, ich bin erst 75 und mit den technischen Möglichkeiten noch nicht sehr vertraut. Bitte schicken Sie mir diesen Beitrag per EMail zurück.]
Papsttreuer
Jetzt weiß ich leider nicht, was ich ich hier machen soll? Ihr Kommentar ist jederzeit hier nachlesbar, „zumailen“ kann ich Ihnen den nicht?
Gottes Segen!