Mission lebt natürlich auch von der inneren Motivation. Aber woher kommt die, wenn man Jesus nicht kennt?
„Die Leute gehen stumm in den Gottesdienst und wortlos wieder weg. Über Glaubensfragen muss man nicht mit ihnen sprechen; du kannst über intimste Dinge mit ihnen reden, aber nicht über Gott. Sie wissen auch wenig über ihren Glauben oder schicken dich gleich zum Pfarrer.“ Kommt bekannt vor? Fühlt sich der eine oder andere sogar erwischt? Dann geht es Ihnen wie mir. Woher auch immer, scheint es bei vielen von uns westlichen Katholiken eine eingebaute Missionssperre zu geben. Und dann hört man eben solche Sätze wie die oben von Bernhard Meuser im 7. Kapitel des Mission Manifest zitierten.
Die Kirche des Als-Ob
Dabei ist es nicht so, als ob es dafür nicht auch Gründe gäbe. Denn viele von uns sind einfach katholisch getauft, aufgewachsen und haben irgendwann den Glauben … vielleicht nicht verloren, aber doch so etwas wie abgelegt. Eigentlich, so schreibt Meuser in „ Wir müssen die Inhalte des Glaubens neu entdecken“, müsste man einen Christen gewissermaßen an seinem Gang erkennen. Und das, was zwischen Taufe und einmal vielleicht erlangtem Glauben passiert ist, beschreibt der Schriftsteller George Bernanos wie ich finde sehr treffend: „Man verliert nicht den Glauben, aber er hört auf, dem Leben Form zu geben.“ In ganz ähnlicher Weise hört dann bei den meisten eben auch die Kirche auf, dem Leben Form zu geben – vielleicht von beiden Seiten.
Zu beobachten ist das jedenfalls vor allem in diesem Ort „Kirche“, in dem Gläubige, wenn überhaupt, am Sonntag eher unwillig zusammen kommen um dem „Schauspiel“ Messe als Zuschauer beizuwohnen. Mit gefeierter Christus-Beziehung hat das meist nichts mehr zu tun. Es ist eine Kirche des Als-Ob, die besonders für junge Menschen, bereits Kinder, keine Anziehungskraft mehr hat, geschweige denn, dass man für sie missionarisch unterwegs sein wollte.
Re-Formation
Darum geht es Meuser in seinem Kapitel um so etwas wie eine Re-Formation des Glaubens. Wie soll der, der glaubt, denn den von Jesus erteilten Missionsauftrag ernst nehmen und Menschen zu Jesu Jüngern machen, sie taufen, und sie alles zu befolgen lehren, was er uns geboten hat, wenn er gar keine Beziehung zu Jesus aufgebaut hat, ihn nicht kennt? Es geht eben nicht darum, jemanden einzufangen, nicht um Prosyletismus, sondern darum, einem Menschen die Freundschaft Jesu nahezubringen. Meine eigene feste Überzeugung ist, dass ich niemanden glauben machen kann, am Ende ist ein solcher Glaube auch Geschenk. Aber der Missionsauftrag Jesu ist konkret genug um zu sehen, dass er uns beteiligen möchte.
Wie Thomas von Aquin sagt, kann man nur lieben, was man kennt. Dieses Zitat ist auch der Titel des letzten Abschnitts dieses Kapitels, in dem man eine recht einfache Anweisung dazu erhält, wie man denn Jesus ganz praktisch kennenlernt. Natürlich gehört dazu auch Gebet, es gehören auch die Sakramente dazu, die aber schon mein eigenes Zutun verlangen. Meuser aber gibt zwei „Literaturhinweise“, die einem helfen, Christus und die Kirchen, also den katholischen Glauben besser kennenzulernen.
Bibel und Katechismus
Wenig überraschend und vielleicht gerade deswegen doch wieder: Es sind die Bibel und der Katechismus. Man braucht, so Meuser, beides:
Millionen von Christen haben entdeckt, dass man an der Quelle trinken kann, dass man sich von Gottes Wort im konkreten Alltag führen, heilen, versöhnen, ermutigen und auf den Weg schicken lassen kann. Aber was wüsste man vom Glauben und Leben der Kirche, würde man sich nur auf die Bibel und nicht auf die Überlieferung der Kirche beziehen? Man wüsste nicht, warum die Gemeinschaft der Kirche die Zehn Gebote hochschätzt und ausgerechnet sieben Sakramente bekennt, warum Christi Himmelfahrt nicht Vatertag ist …
Das Fest ohne Ende
Die Aufforderung steht im Raum, sich in dieser Hinsicht nicht nur zu bilden, sondern die Freundschaft zu Jesus auszubilden. Das muss man nicht alleine tun. Wiederum von den Freikirchen kann man da einiges in Richtung Kleingruppen und Hauskirche lernen:
Miteinander im Freundeskreis den Glauben entdecken – das kann mehr Spaß machen als miteinander spielen, kochen, Filme anschauen. Es bildet nicht nur, es bringt Menschen in der seelischen Tiefe, in der Jesus in uns wohnt, zusammen. Und dann wird auch die große Vision vom Kreis der Gemeinde wahr. Dann werden sich nicht mehr Zuschauer sondern Jünger und wachsende Jüngerkreise um den Altar versammeln, zu diesem Fest ohne Ende, zu dem man unbedingt kommen muss.
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Bild: TiM Caspary – www.pixelio.de
Gerd
„Sie wissen auch wenig über ihren Glauben oder schicken dich gleich zum Pfarrer.“
Haben die Verfasser des Manifestes bedacht, dass genau da die grundlegenden Probleme einer Mission hierzulande liegen? Nicht, dass jemand wenig über seinen Glauben weiß, (besser wäre noch er wüsste gar nichts) das wären ja ideale Bedingungen für eine klassische Mission, sondern, dass sie womöglich bei einem Pfarrer landen, der zwar den Glauben studiert, allerdings verloren hat. Ich persönlich kenne solche Pfarrer und eine Mission am eigenen Pfarrer ist wohl die Quadratur des Kreises. Das ist schlichtweg, Manifest hin oder her, unmöglich. Ich selber habe in einem Gespräch mit unserem Pastor erfahren müssen, wie verhasst dieser Seelsorger auf meine, zugegeben unangenehmen Fragen reagierte. Er hatte in einer Predigt behauptet, dass die Hölle für den Christen nicht mehr relevant wäre. Jesus hätte uns erlöst, die Tür steht offen, wir brauchen nur noch hindurch zu gehen. Was genau wusste dieser Mann von Jesus? Hat er ihn wirklich kennen gelernt? Noch im Messgewand(!) warf mich dieser Priester aus der Sakristei mit dem Hinweis, dass er mit Nörglern und Denunzianten nichts zu tun haben will. Unser Weihbischof bestätigte mir, dass es sich bei o.g. Geistlichen um einen „sehr fähigen“ Seelsorger handelt. Dabei hatte ich nur angefragt ob es die Lehre der Kirche sei, dass wir alle in den Himmel kommen und die Hölle für einen Christen keine Relevanz mehr besäße. Ich sehe das anders, So bin ich zumindest missioniert worden. So habe ich Jesus u.a. kennen gelernt, alles zu versuchen um durch die enge Pforte zu gelangen und nicht den breiten Weg zu wählen.
Papsttreuer
Das Zitat war kein Vorschlag der Autoren des Buches sondern eines, dass dem Autor, Herrn Meuser begegnet ist. Denen ist sehr wohl klar – das kommt an einigen Stellen klar zum Ausdruck, war aber nicht Teil meiner kleinen Betrachtung, dass auch bei Priestern das eine oder andere im Argen liegt.
Und auch hier gilt: Ein Priester der Bibel und Kateschismus kennt, kann zu solchen Aussagen nicht kommen, sondern hat sich eine Privattheologie zusammengebastelt. Das Prädikat „guter Seelsorger“ kann er in dieser Hinsicht nur so erlangt haben, dass seine Gemeindemitglieder ihn halt immer sehr nett finden. – Nett ist aber der kleine Bruder von … (Sie wissen schon)
Gottes Segen für Sie!