Maria ist die ganz Reine, die Unbefleckte. Kann ich mich ihr denn dann nähern? Oder schüchtert sie mich ein?
Mit der Gottesmutter Maria habe ich so meine Probleme. Den Satz muss ich erst mal vorwegschicken, denn sonst ist der Rest hier vielleicht nicht ganz verständlich. Um aber nicht missverstanden zu werden: Ich glaube, dass Maria ohne Erbsünde empfangen wurde, ich glaube, dass sie allezeit Jungfrau ist. Ich glaube, dass sie Jesus vom Heiligen Geist empfangen hat. Und ich glaube, dass sie, die einzige seit Eva mit reinem Gewissen, in den Himmel aufgenommen wurde. Das glaube ich nicht nur, weil Papst Pius XII. das entsprechend formuliert hat:
Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel
In der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und auch kraft Unserer eigenen verkündigen, erklären und definieren Wir: Es ist ein von Gott geoffenbartes Dogma, dass die immerwährende Jungfrau Maria, die makellose Gottesgebärerin, als sie den Lauf des irdischen Lebens vollendete, mit Leib und Seele zur himmlischen Glorie aufgenommen wurde.
In erster Linie glaube ich das auch, weil ich das für logisch halte, wenn ich die ersten formulierten Glaubenssätze glaube. Irgendwo habe ich mal gelesen: Wenn ich nicht glaube, dass Maria in den Himmel aufgenommen und im Himmel gekrönt wurde – zwei Geheimnisse aus dem glorreichen Rosenkranz – dann brauche ich auch die anderen Geheimnisse nicht zu glauben. Ob das theologisch so korrekt ist, da bin ich nicht sicher, meinem katholischen Bauchgefühl entspricht es aber.
Beziehungsstatus: Es ist kompliziert
Wo liegt dann mein Problem mit Maria? Erstens vielleicht darin begründet, dass ich nicht in einer Marienfrömmigkeit sozialisiert wurde. Es ist nicht so, dass Maria in meiner katholischen Bildung als Kind und Jugendlicher nicht vorgekommen wäre. Sie hatte aber auch nicht den Ehrenplatz, der ihr eigentlich gebührt. Im Gegenteil wurde in meinem Umfeld Marienfrömmigkeit eher ein bisschen belächelt. Dem kann man sich als Kind nur schwer entziehen.
Zweitens aber gibt es noch etwas, was tatsächlich eine gewisse Distanz herstellt, die mich alle diejenigen beneiden lässt, die eine intensive Marienbeziehung haben: Marias Reinheit, trotzdem dass sie doch Mensch und Geschöpf Gottes ist, schüchtert mich in mancher Hinsicht eher ein, als dass sie mich Vertrauen schöpfen lässt. Ein Priester meinte mal, wir könnten uns aufgrund ihrer Reinheit bedenkenlos an Maria wenden. Das sehe ich gerade anders: Heilige wie Augustinus oder der Pfarrer von Ars, auch Jesu Ziehvater Josef, liegen mir da deutlich näher. Sie haben eine Vergangenheit, die deutlich macht, dass sie Versuchungen ausgesetzt waren und ihnen auch nachgegeben haben könnten.
Jeder Heilige hat eine Vergangenheit, außer …
Wenn ich auf mein eigenes Leben schaue, dann muss ich leider feststellen, dass ich alles andere als ein heiligmäßiges Leben führe. Etwa alle vier Wochen gehe ich zur Beichte, ab und zu auch zwischendurch, und habe nie die Situation gehabt, dass ich nur Kleinigkeiten vor den Herrn zu bringen hätte. Da geben andere Heilige durchaus Anlass zur Hoffnung: Die hatten teilweise deutlich mehr auf dem Kerbholz, aber, wie es heißt: Jeder Heilige hat eine Vergangenheit, jeder Sünder eine Zukunft.
Mit Maria sieht das anders aus: Unbefleckt empfangen, unbefleckt gelebt, unbefleckt in den Himmel aufgenommen – der Anspruch erscheint mir manchmal zu hoch, eben einschüchternd. Ich weiß wohl, dass ein heiligmäßiges Leben nicht allein der Verdienst des Heiligen ist sondern zu einem großen Anteil auch ein Geschenk Gottes. Ich weiß auch, dass ich auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen darf und darum zwar nicht sicher aber doch hoffnungsvoll sein darf, eines Tages auch Maria im Himmel zu sehen.
Vorbild oder Vision?
Aber eignet sie sich deshalb als Vorbild wie es andere Heilige tun? Ist die Vorstellung, ein Leben wie sie zu führen nicht eher „visionär“ als ein auch nur halbwegs realistisches Ziel? Andererseits: Maria ist, in ihre Unschuld, ein Mensch, wie Gott ihn sich gedacht hat. Während „wir“ am Ende unseres Lebens erfahren werden, wie groß der Unterschied zu Gottes Ursprungsidee unseres Lebens war, gibt es bei ihr diesen Unterschied nicht. Sie war immer schon ganz bei Gott.
Und ich? Ich falle immer wieder. Ich bemühe mich, soviel kann ich sagen. Aber mein Bemühen ist häufiger von Misserfolg denn von Erfolg gekrönt. Wie kann ich da eine Beziehung zu Maria aufbauen? Wie kann ich mich da an sie wenden – auch wenn ich im Kopf keinen Zweifel daran habe, dass das richtig wäre – wenn ich mit Sünden und Verfehlungen beladen bin, die sie gar nicht aus eigener Erfahrung kennt?
Der Weg zu Jesus
Doch dann und wann kommt der Gedanke, dass Maria über einen solchen Gedanken nachsichtig lächeln könnte. „Es geht doch nicht um deine Beziehung zu mir, es geht um deine Beziehung zu meinem Sohn“ mag sie vielleicht sagen. Alles was sie sich von mir wünscht, was sie vielleicht auch als ihren Auftrag sieht, ist, dass ich zu Jesus finde. Darin ist auch die Kirche ein Abbild Mariens – sie hat keinen anderen „Zweck“, kein anderes Ziel, als Menschen zu Christus zu führen. Bildlich kann ich mir sogar vorstellen, dass sie „aus dem Weg geht“, sollte sie feststellen, dass ich über sie nicht zu Jesus finde.
Die Wahrheit aber ist: Es ist doch nur mangelnde Kenntnis der Reinheit und Demut Mariens und ihrer Liebe zu den Menschen, die mich daran hindert, sie zu „nutzen“. Wieder bildlich: Vielleicht geht sie „aus dem Weg“, aber sie wird niemals außer Sichtweite gehen, denn sie weiß, dass ich eines Tages ihre führende Hand brauchen und auch ergreifen werde. Das ist noch keine enge Marienbeziehung, wie sie andere Menschen haben. Aber es ist ein Anfang, dessen ich mir jedes Jahr zu den Marienfesten wieder bewusst werden kann. So bleibe ich hoffnungsvoll, an Marias Hand zu Jesus zu finden.
Andreas N
Jungfrau oder junge Frau-Wie die neue Einheitsübersetzung lehrt? Theologisch genauer oder zeitgeistiger? Nachdem Frau Käßmann das für ihre Vereinigung geklärt hat, wann ziehen Marx und Konsorten nach? Wer glaubt hier eigentlich überhaupt was?
Konrad Kugler
Mir scheint, daß mit der Verbannung des Begriffs „Weib“, die Vernunft baden gegangen ist.
Die Paarungen sind doch ganz klar: Mann – Weib, Vater und Mutter, Herr und Frau. [Wer hift mir, den Gegenpart zur Dame zu finden?]
Als Kardinal Gerhard Müller den Wortlaut des Gebetes von Amsterdam veränderte, begann ich darüber nachzudenken. „Die Frau aller Völker, die einst Maria war“ ist natürlich völlig korrekt. Schließlich machen die meisten weiblichen Wesen eine ähnliche Karriere. Das Weib als Jungfrau wird Mutter und ist Frau (in der Öffentlichkeit).