Die US-Bischofskonferenz plant Maßnahmen zur Aufklärung der Fälle von Missbrauch. Der Papst hat sie gestoppt.

Eigentlich hatte ich Ende September dieses Jahres angekündigt, mich zum Thema Missbrauch und Kirchenpolitik nicht mehr zu äußern. Dieser Blog trägt aber einen Namen und ich denke, es wäre nicht gut, das Thema einfach auf sich beruhen zu lassen und so zu verschweigen, was in unserer Kirche vor sich geht. Darum hier doch noch mal wieder ein Artikel zu aktuellen Geschehnissen in den USA:
US-Bischofskonferenz und eine päpstliche Intervention
Zunächst bitte ich Sie, den hier verlinkten – recht kurzen – Beitrag auf domradio.de zu lesen. Es geht darum, dass der Papst die US-Bischofskonferenz, die in Baltimore tagt, gebeten hat, keine Entscheidung zu treffen über die Einrichtung einer Laienkommission zur Aufklärung von Missbrauchsfällen sowie zur Verabschiedung eines eigenen Verhaltenskodex. Stattdessen bittet er, das einberufene Welttreffen der Bischöfe im Februar 2019 abzuwarten.
Ich habe bewusst „Domradio“ als Quelle gewählt und nicht eine andere Seite, die sich kritischer mit dem Papst auseinandersetzt, weil ich hier von einem doch gerüttelt Maß an Loyalität gegenüber Franziskus ausgehe.
Interpretationen
Aber jetzt, da Sie den Beitrag hoffentlich gelesen haben, muss ich etwas zum Ausdruck bringen: Wie kommt man auf sowas? Da gibt es ein Land, in dem die katholische Kirche aufgrund der sexuellen Missbräuche im Feuer steht wie sonst nirgendwo auf der Welt. Da sind in den vergangenen Monaten Missstände aufgedeckt worden, die sich über Jahre bis Jahrzehnte hinziehen. Da stehen auch die Bischöfe in der Kritik, inklusive des Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, weil sie weggeschaut, Missbrauch und Verbrechen gedeckt oder gar begangen haben. Die US-Bischofskonferenz versucht nun – aus Sicht der Opfer endlich! – zu reagieren und Konsequenzen zu ziehen … und Papst Franziskus bremst sie aus?
Ich halte es durchaus für sinnvoll, dass man sich in der Kirche in vielen Themen auf ein gemeinsames Vorgehen einigt, vor allem, wenn es zum Beispiel um sakramentale und andere grundsätzliche Glaubensfragen geht (ein Feld, in dem der Papst immer mal wieder die Eigenverantwortung der Bischöfe ins Feld führt). Aber hier: Es ist Menschen unglaubliches Unrecht geschehen, die Verantwortlichen wollen sich damit auseinandersetzen, und ausgerechnet jetzt spielt man auf Zeit und bittet (machen wir uns nichts vor, wenn dieser Papst bittet, ist das Wort ein Euphemismus), ein gemeinsames Meeting in vier Monaten abzuwarten, von dem heute noch niemand weiß, was das Ergebnis sein wird?
Es ist der Papst
Auf Domadio wird Anne Barrett Doyle von der Organisation „BishopAccountability.org“, die Missbrauchsopfer vertritt, zitiert mit der Einschätzung, sie werte den Eingriff als „Versuch, selbst bescheidenen Fortschritt der US-Bischöfe zu unterdrücken“. Rod Dreher (Autor der „Benedikt-Option“) zitiert auf The American Conservative weiter: „Wir sehen, wo das Problem ist, das Problem ist der Vatikan.“ und betitelt seinen Beitrag noch weitgehender mit „Der Papst ist das Problem“. Ich bin – mit Verweis auf meine bisherigen Beiträge zu dem Thema – leider geneigt, zuzustimmen.
Persönlicher Nachtrag
Auch wenn es trivial erscheint, möchte ich eine kleine Episode aus dem Haushalt des PAPSTTREUEN ergänzen: In den vergangenen Jahren hatten wir in unserer Küche immer einen Papst-Kalender hängen. Wir haben uns entschieden, für 2019 keinen anzuschaffen. Ich bin gerne, und immer, bereit, für den Papst zu beten, aber im Moment möchte ich ihn nicht schon morgens beim Kaffeekochen sehen.
thysus
Wie ich seit einiger Zeit das Vaterunser beschliesse:
„…doch führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse Du uns von dem Übel!“
(„Das Übel muss in die Welt kommen – doch wehe…)
Andreas
Wenn ich die Macht habe, Aufklärung anzuordnen und Schuldige zu entfernen, stattdessen aber im Angesicht der Opfer „auf Zeit spiele“, obwohl ich damit rechnen muss bald vor Christus zu stehen, glaube ich dann wirklich an den Herrn?
gerd
„Der Papst ist das Problem“.
Da bin ich anderer Meinung. Johannes Paul II. ist gerade mal 13 Jahre tot. Gott schenkte ihn er Kirche 26 Jahre und 5 Monate. Ein längeres Pontifikat war nur Papst Pius IX gegönnt. Die Gläubigen hatten 26 Jahre und 5 Monate Zeit sich mit der Lehre und dem Vorbild des Papstes auseinander zu setzen. Heute wissen wir, dass sie es zum großen Teil nicht getan haben. (Das allerdings kreiden wir doch wohl hoffentlich nicht diesem Papst an.) Die logische Reihenfolge nach Papst Benedikt ist nun Papst Franziskus. So wollte es das Konklave und so wollte es Gott. Genau so wie er Karol Józef Wojtyła und Josef Ratzinger als Papst eingesetzt hat, setzt er Jorge Mario Bergoglio an diesen Platz. Es ist Gott der in seiner Kirche handelt. Es ist Jesus der, wir beten es im trostreichen Rosenkranz, „in seiner Kirche lebt und wirkt“. Nur Gott allein weiß wohin die Reise der Kirche geht, weil es sein Wille ist der geschehen soll und nicht unser Wille!
Ich kann mich im übrigen nicht daran erinnern, dass die Vorgänger von Franziskus die Abtreibung als „Auftragsmord“ bezeichnet haben. Dennoch hat der Papst in diesem Punkt recht und allein deswegen sehe ich mir sein Bild gerne an, nicht unbedingt beim Frühstück aber im Allgemeinen schon. Zum Thema Missbrauch ist meine Meinung: Wir sollten keinen Missbrauch mit dem Thema Missbrauch treiben. Sieht den keiner in der öffentlichen Diskussion, dass es anscheinend nur Missbrauch in der katholischen Kirche gegeben hat? Es gibt neben dem Katholizismus noch unzählige andere Religionsspielarten. Dort soll die Weste weiß sein? Kein Missbrauch im Judentum, im Islam, im Hinduismus oder bei den Anhängern Buddhas? Weder bei den Protestanten oder den Evangelikalen? Träumt weiter!
Momentan wird der ehemalige Bischof von Hildesheim H.M. Janssen durch die Gazetten getrieben. Er soll einem Messdiener in den 60. Jahren befohlen haben, sich vor ihm nackt auszuziehen. Furchtbarer Gedanke. Meine Erinnerung an diesen Bischof ist folgende: Er hat mich am 9.11.1972 gefirmt und mir den Hinweis gegeben etwas daraus zu machen. Ausziehen musste ich mich dabei nicht. Was genau sagt das nun über beide Geschichten aus? Richtig: Erst einmal nichts. Für mich persönlich(!) ist und war Heinrich Maria Janssen ein Vorbild im Glauben. Das sollte man mir schon lassen. Das wird sich auch nicht ändern. Egal wie sein Andenken und Leichnam nun gefleddert wird.
akinom
Ich spüre die „seelischen Bauchschmerzen“ des Papsttreuen und nehme sie ins Gebet, denn ohne Papst gibt es keine Kirche. Mein Franziskusbild hängt immer noch über meinem Laptop. Ich habe ihm gesagt: „Im Zweifel für den Angeklagten. Schon deshalb, weil ich kein Richter bin.“
Mir fielen dabei die 3 Siebe des Sokrates ein:
Eines Tages kam ein Bekannter von Sokrates ganz aufgeregt auf ihn zu: „ Sokrates, weißt Du schon, XY hat …“ „Einen Moment“ unterbrach ihn Sokrates, „bevor du weitererzählst: Hast du das, was du mir über XY erzählen möchtest, durch die drei Siebe gesiebt?“ „Welche drei Siebe?“ fragte der Mann überrascht. „Das erste Sieb: Bist du absolut sicher, dass das, was du mir erzählen möchtest, wahr ist?“ Das zweite Sieb: „Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“. Das dritte Sieb: „Ist es etwas Gutes, das du über diesen
Menschen erzählen möchtest?“ Wenn das, was dich so aufregt und was du mir da unbedingt erzählen willst, nicht durch alle drei Siebe – zumindest aber durch die ersten beiden – geht, dann tu mir den Gefallen und verschone mich und andere damit“.
Ich weiß, dass die Mühlen Roms langsam mahlen und kann 3 Monate abwarten – nicht für die konkrete Aufklärung konkreter Missbrauchsfälle (um die es wohl nicht geht), sondern um die Verabschiedung genereller Leitlinien für die ganze Weltkirche. Das würde dann verhindern, dass jede Bischofskonferenz ihr eigenes Süppchen kocht.
Sehe ich das falsch?
Jürg Rückert
Im Kampf der Kirchen „gegen rechts“ darf Domradio.de Köln inzwischen nie fehlen. Wer dort liest erkennt, dass auch die katholische Kirche eine Vorfeldorganisation der Grünen wurde. Die Wahrheit wird gefiltert, nicht durch die „drei Siebe des Sokrates“, sondern verfängt sich in den „drei Schleiern“ der Schlange, die da sind: falsche Maße, falsche Ziele, Feigheit vor der Macht.
Jürg Rückert
Sprach Kephas von sich je als dem Stellvertreter Gottes?
Waren die frühen Bischöfe von Rom nicht bescheidene Leute, die sich auf Glaubensfragen beschränkten? Ambrosius soll Bischof werden rief ein Kind und nicht der Papst.
Der König der Franken wurde um 800 in Rom von hinten überfallartig gekrönt. Botschaft: Du bist jetzt unter meiner Hand. Dann wurde noch der Betrug mit der Konstantinischen Schenkung inszeniert. (Goethe: „Nur die Kirche kann unrecht Gut verdaun!“)
Etwa mit Innozenz III hatte das Papsttum dann die Züge des lieben Gottes angenommen.
Ich sah einen Papst auf hohem Throne sitzen. Er war in Brokatgewänder regelrecht eingezwiebelt. Zum Schock wurden dann aber die beiden cherubimartigen Wesen, die unten vor ihm standen. Der Gläubige soll Gott sehen, wenn er den Papst sieht? Wo beginnt Blasphemie?
Was ist aus den Zwölfen geworden? Matthias wurde nachgewählt, damit dem Willen des Herrn entsprechend die Zahl der 12 erhalten bliebe. Hat einer alle anderen allmählich auskonkurriert?
Interessant auch die Auswahl von Matthias: nüchterne Kriterien, Gebet, dann ein Losentscheid, um dem Geist Gottes Raum zu geben. Wäre das nicht vorbildlich für die Papstwahl? Welche Chance hatte Gottes Geist bei der Wahl Bergoglios? Zumindest so weit formell bekannt keine.