
Meckern können wir alle, und es gibt nicht wenige Gründe zur Beschwerde. Aber können wir, kann ich auch noch gut reden – benedicere?
Kein Wunder: Ab und zu hat man die besten Ideen in der Heiligen Messe. Und eine besondere hatte ich am vergangenen Sonntag: Unser Pastor predigte über die drei Weisen aus dem Evangelium und über die Sternsingeraktion. Sein Kerngedanke war, dass die Kinder, die in diesen Tagen durch die Straßen gezogen sind, den Segen für die Häuser gebracht haben, die sich besuchten. Es geht bei den Sternsingern nicht um eine politische Aktion, da ist bei den Kindern kein Hintergedanke der Beschwerde.
Sternsinger und Weise aus dem Morgenland
Es geht nur darum, den Segen Jesu auf das Haus zu wünschen und bei der Gelegenheit noch Geld für einen wohltätigen Zweck zu sammeln. Wobei: Der Zusammenhang ist nur die Gelegenheit– der Segen und seine Wirkung ist nicht abhängig von der Spende (muss man vielleicht mal darauf hinweisen). Auch die drei Weisen haben die Reise auf sich genommen, um dem neuen König zu huldigen, mit ihren Gaben und ihren Worten. Sie sprechen „gut“ und segnen damit auch das Kind, von dem sie vermutlich noch nicht ganz sicher sind, was für eine besondere Art von König er eigentlich ist.
Unmut und steigender Blutdruck
Und dieses gute Sprechen … das liegt uns, eigentlich muss ich von mir sprechen: Das liegt mir oft ganz fern. Es gibt ja auch genügend gute Gründe, sich aufzuregen. Seien es gesellschaftliche Entwicklungen, kirchliche oder politische oder eine Mischung aus all dem. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht kopfschüttelnd Nachrichten sehe, höre oder lese und mein Blutdruck steigt. Und auch wenn ich mir attestieren möchte, mir Mühe zu geben: Die Protagonisten der Nachrichten ziehen sich dabei regelmäßig meinen Groll zu: Kanzlerin, Minister, Opposition (links wie rechts), Lobbygruppen, Bischöfe, selbst der Papst … vor meinem Unmut ist niemand sicher.
Nun interessiert die meisten dieser Betroffenen mein Unmut ungefähr so viel wie der in China umfallende Sack Reis. Aber ich habe hier Leser, und die Tatsache, dass Sie diese Zeilen hier lesen, macht deutlich, dass Sie das offensichtlich interessiert. Und wenn Sie diesen und andere Blogs lesen, dazu Nachrichten, Magazine, Reportagen, Sachbücher … egal welche Quellen es auch sein mögen, dann bilden Sie damit Ihre Meinung und es bildet sich auch so etwas wie eine Weltsicht heraus. Ich weiß nicht, wie groß mein Einfluss sein wird, aber die Wirkung dieses Blogs auf Ihre Meinung und Weltsicht ist nicht „Null“ (selbst wenn Sie allem widersprechen sollten, was ich hier schreibe).
Das gute Reden fehlt
Und weil das so ist, kam mir in der Predigt der Gedanke, dass auf diesem katholischen Blog – zumindest in den vergangenen Monaten – etwas Entscheidendes fehlte: Das „gute Reden“, die „gute Rede“. Gut zu reden, sei es über einen Menschen, eine Institution, eine gesellschaftliche Entwicklung, das kommt hier kaum vor. Das, was wir an den Sternsingern so lieben, was uns vielleicht manchmal naiv, aber doch eigentlich nachahmenswert vorkommt, das ist hier kaum ein Thema. Und bei den meisten der von mir beobachteten Quellen ist das nicht anders.
Bei Nachrichtensendungen ist das noch entschuldbar, aber bei einem katholischen Blog? Natürlich kann ich an tausenden Beispielen belegen, wie wenig gottgemäß sich die Entwicklung der Welt darstellt – aber heißt das, dass ich nicht auch darüber schreiben könnte, wo etwas sehr im Sinne Gottes passiert?
benedicere
Darum habe ich mich entschieden, eine neue Serie zu starten (weil mich das selbst ein bisschen unter Zugzwang setzt zu schreiben, was ich sonst eher vergessen würde) mit dem Titel „benedicere“. „Christus Mansionem Benedicat“ – Christus segne dieses Haus, wünschen die Sternsinger, und das Wort „segne“ – „bendicat“ leitet sich aus dem lateinischen „benedicere“ ab (ich hoffe, ich liege damit auch wirklich richtig, ein echter Lateinkenner bin ich – trotz (großen) Latinums – leider nicht). Und für benedicere gibt es in den Wörterbüchern drei wesentliche Bedeutungen:
- gut reden, wohl reden, richtig reden
- segnen, weihen
- lobpreisen, preisen
Gut über jemanden oder etwas reden
Und insbesondere um ersteres soll es in dieser Serie gehen: Gut zu reden, wohl zu reden über jemanden oder etwas. Über etwas berichten, das Gottes Wirken in der Welt verdeutlicht. Alles Negative (das es auch gibt, und über das ich weiterhin berichten werde) bleibt bei diesen Beiträgen außen vor. Denn ich bin überzeugt: Gott hat diese Welt gut geschaffen, er hat den Menschen gut (und frei) geschaffen. Und nur weil Welt und Mensch gefallen sind, heißt das nicht, dass ich mir vorstellen kann, dass Gott es gut findet, wie ich bisweilen über seine Schöpfung und seine Geschöpfe rede.
In diesen Beiträgen werde ich mir herausnehmen auch nur positive – gut redende – Kommentare frei zu schalten. Wenn ich also über jemanden berichte, der etwas Gutes gemacht, initiiert oder gesagt hat, dann interessiert es für den Moment mal nicht, dass der gleiche an anderer Stelle leider wenig Gutes von sich gegeben hat. Ich bin sicher, gemeinsam werden wir ausreichend Gründe finden, über Menschen und Geschehen gut zu reden. Nur für diese Serie lassen wir also alles Negative mal außen vor. Ob das unsere Weltsicht, meine und Ihre, verändern wird? Ich bin auch hier sicher: Die Wirkung wird nicht Null sein!
Vorschläge?
Seien Sie also gespannt auf den ersten inhaltlichen benedicere-Beitrag … und Vorschläge, über wen oder was ich zur Abwechslung mal gut reden (oder schreiben) könnte, nehme ich natürlich auch gerne entgegen.
Stefan Schmidt
Eine Serie die ich auf jeden Fall binge readen (facepalm) werde.
So eine Serie hat auf jeden Fall ihre Berechtigung, ebenso Ihre Entscheidung nur positive Kommentare zuzulassen.
Bisweilen verliert man den Blick für das Gute das überall passiert, weil man sich immer lieber auf das Schlechte stürzt.
Mir geht es ganz genauso. Manchmal verzweifel ich an der Welt, dann habe ich definitiv meinen Blick zu sehr eingeschränkt, habe mich zu sehr auf das fokussiert, was grade nicht so gut läuft.
Dann ist es ganz wichtig sich positive Eindrücke zu gönnen, damit das Weltbild wieder grade gerückt wird.
Ich freue mich drauf!
Claudia Sperlich
Ich finde, das ist eine sehr gute Idee – und vielleicht auch eine „ansteckende“.
Jedenfalls freue ich mich auf die „benedicentia“ des Papsttreuen.
Alexander Scheidweiler
Um gleich mal etwas Gutes zu sagen, und zwar mit Blick auf „die Wirkung dieses Blogs: Ich für meinen Teil habe früher alle möglichen Blogs gelesen, mittlerweile lese ich fast nur noch Ihren, Herr Honekamp. Und zwar deshalb, weil die thematische Kombination von Religion und Zeitgeschehen sowie die weltanschauliche Kombination von katholisch-konservativem und klassisch-liberalem Denken in dieser Form einzigartig ist. Die Reichweite des papsttreuen Blogs mag begrenzt sein, dennoch leisten Sie einen wichtigen und unverwechselbaren Beitrag zum öffentlichen Diskurs. Zudem ist lobenswert, daß Sie sich immer darum bemühen, mehrere Sichtweisen auf ein Problem gegeneinander abzuwägen.
Machen Sie weiter so, und schreiben Sie doch gelegentlich wieder eine Rosenkranz-Betrachtung.
akinom
„Christus Mansionem Benedicat“. Wie gerne würde ich davon berichten, dass der Segen der Sternsinger in unserem Haus Früchte getragen hat, dass die Parteien wirklich eine Hausgemeinschaft geworden sind!
„Das gute Reden fehlt!“ – Das ist mir schon seit langem ein wichtiges Anliegen. „Etwas Gutes sage ich immer ganz laut weiter!“, pflege ich zu sagen, wenn ich zum Beispiel vom Handeln meiner Hausärztin und von Rücksprachen mit Fachärzten berichte.
In diesem Sinne Gottes Segen für den Neujahrsvorsatz von Felix Honekamp.