6 Comments

  1. Margot Hintzpeter

    Danke für diesen Beitrag. Während meiner Ausbildung hat ein Kollege von mir ganz ähnlich gehandelt, und das habe ich nie vergessen. Die Buchhandlung, in der ich meine Ausbildung gemacht habe, lag in der Schaufensterfront eines großen Kaufhauses, dabei auch ein Schnellimbiss. Dort saß fast täglich ein Bettler, ein abgerissener Mann, ungepflegt und vermutlich alkoholabhängig. Mein Kollege hat ihn eines Tages angesprochen und ihn mitgenommen in das Selbstbedienungsrestaurant des Kaufhauses, wo er mit ihm zusammen eine warme Mahlzeit und ein Bier verzehrt hat. Auch wenn der Kollege mit dem Glauben nicht viel am Hut hatte (soweit ich mich erinnere) das war ein beeindruckendes Beispiel für echte Nächstenliebe. Dadurch, dass er mit ihm gegessen hat, hat er dem alten Mann Würde gegeben. Der Kollege hat nicht davon erzählt, ich war in meiner Mittagspause selber in diesem Selbstbedienungsrestaurant. Sonst hätte ich nie davon erfahren.

  2. Lehrer Lämpel

    Danke für die eindrucksvolle Schilderung, Herr Honekamp.

    Ich habe mich leider oft selbst so gegenüber betteln Menschen verhalten, wie Sie es selbstkritisch von sich selbst beschreiben.

    Habe das u.a. auch schon in die hl. Beichte gebracht. Bei mir lag es einerseits am Misstrauen gegenüber den Bettlern, z.T. auch an Gleichgültigkeit aber auch oft an mangelnder Courage, mich selbst in der Öffentlichkeit zu überwinden und etwas zu geben und vor allem auch freundlich dem Bettelnden gegenüber zu sein.
    Ich bin jahrzehntelang als Arbeitnehmer werktäglich von und zu meiner Dienststelle in der 40km entfernten Metropole mit öffentlichen Verkehrsmitteln gependelt.
    Besonders in den letzten 20 Jahren baten dann auch öfters bettelnde Menschen uns Reisende um eine kleine Spende.

    Lange gab ich stets nichts aus den o. gen. Gründen.

    Irgendwann – u.a. nach entsprechenden Beichtgespräch en – kam ich auf die Idee und gewöhnte mir an, wenigstens 1€ dafür lose in der Tasche parat zu haben, den ich dann jedem mich Anbettelnden zu geben mir vornahm.

    Das habe ich dann auch so umgesetzt, und ich war u.a. ganz überrascht, dass es gar nicht so viele waren, denen ich so zu geben die Gelegenheit und Ehre hatte.

    Arm an Geld bin ich dadurch jedenfalls nicht geworden – dafür erntete ich oftmals wie der „Business-Typ“ in Ihrer geschilderten wahren Geschichte echte Dankbarkeit, die mich wg. meiner früheren Gleichgültigkeit, Feigheit und Hartherzigkeit oftmals regelrecht beschämte.

  3. Stefan Schmidt

    Beschämt bin auch ich, der ich das lese.
    Wie oft gehe ich selbst an Bedürftigen vorbei, obwohl ich konkret helfen könnte.

    Ich habe nicht viel Geld….aber immerhin finanziere ich immer noch meine Sucht, derer ich immer noch nicht wirklich Herr geworden bin….da wäre schon was drin.
    Ich hoffe, dass mich das langfristig beschäftigt und zu einer Änderung führt.

    Hoffentlich war das jetzt nicht zu negativ für diese Serie.
    Der Ausblick ist immerhin, dass es etwas angeregt hat in mir und auch in Ihnen.
    Dass wir, wenn ich das einmal so sagen darf, nicht unberührt davon bleiben ist ein gutes Zeichen, dass Besserung möglich ist.
    Ich danke Ihnen für diesen Bericht.

  4. Ist hier nicht wichtig

    Mein eigentlicher „Arbeitgeber“, ein total Querschnittgelämter schenkte mir Bier aus einer Kleinbrauerei. Er wollte dafür nichts haben. 20 € gehen an KiN für Hl. Messen um seelische Gesundheit für ihn.
    Beim Einkaufen nehme ich gern Artikel mit Rabatt. Das Ersparte geht an 1000+.

  5. GS

    Das „Problem mit dem Spenden-Wollen“ ist ja gerade in Städten kein seltenes. Ich kenne das von mir selbst – als Großstadtbewohner bin ich am täglichen Arbeitsweg oft mit drei bis fünf „Stammbettlern“ an angestammten Plätzen in der U-Bahn oder an stark frequentierten Plätzen konfrontiert. Zumindest bei einigen weiß ich mit Sicherheit, dass es organisierte Bettlerei ist – sie werden in der Früh mit einem Bus dort „abgeliefert“ und am Abend wieder abgeholt, sind oft bewusst zu wenig bekleidet und auch sonst armselig anzusehen, und werden de facto von einer Bettel-Mafia ausgebeutet. Normalerweise zähle ich diese Begegnungen im Geist mit – ein Euro pro Begegnung – und spende einmal im Monat die ungefähre Summe in der Kirche.

    Diesen Advent habe ich einen Selbstversuch gewagt: Ich habe ausnahmslos jedem Bettler und jeder Bettlerin, denen ich begegnet bin, bei jeder einzelnen Begegnung eine kleine Spende (1 oder 2 Euro) gegeben, möglichst direkt in die Hand statt in den Becher und mit einem Lächeln und einem kurzen freundlichen Gruß. Das war sehr „befriedigend“, allein schon deshalb, weil ich einmal nicht den ständigen Gewissenskonflikt zwischen „was ihr dem Geringsten meiner Brüder tut“ und „das ist organisierte Bettlerei, die darf man nicht unterstützen, sonst werden noch mehr Menschen auf diese Art ausgebeutet“ aushalten musste.

    Aber der hier geschilderte Fall liegt ja anders: Hier war der Bedürftige eindeutig nicht „organisiert“; und in solchen Fällen ist freizügiges Geben – noch dazu in Form von Lebensmittelspenden, die daher nicht in Alkohol oder andere giftige Substanzen münden können – tatsächlich nur ein Win-Win. Ich hatte das eine oder andere Mal in Bahnhöfen und vor/in Supermärkten (alte Frau mit Kopftuch steht am Förderband, der Kassier nennt ihr den Endbetrag, und die Frau beginnt zögerlich, ein oder zwei der Lebensmittel zurückzugeben…) ähnliche Gelegenheiten, und sie auch gern genutzt, zum Wohl des Armen und zur Ehre des Herrn. Ich kann das jenen unter uns, für die Geldmangel keines der persönlichen Top-5-Probleme ist, nur empfehlen!

  6. Don

    Good news mit den Good news!

    Bezugnehmend auf Kommentator GS muss man schon sagen, dass die christliche Reaktion auf Bettelei eine nicht immer einfache Sache ist. Aber vermutlich besser einmal zuviel einem „Falschen“ geben als einmal zuwenig einem „Richtigen“. Fragwürdige Praxis bis hin zum Betrug gibt es ja in allen Geschäftssparten.
    Wenige Male hab ich versucht, mit dem Bettler ein Geschäft einzugehen: Geld gegen Vaterunser. Dann fällt mir das Geben leichter und ich bild mir ein, der andere fühlt sich auch mehr wertgeschätzt. Einmal (vor einer Kirche in Bonn) war’s richtig gut : der Gegenüber fragte gleich von sich aus, für wen er beten soll. Fand ich klasse.

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