Der Angriff auf Frank Magnitz stellt sich heute anders dar als gestern noch anzunehmen. Die Reaktionen bleiben aber ein Skandal.

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In meinem gestrigen Beitrag zum Anschlag auf den AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz hatte ich über Reaktionen aus der politisch links einzuordnenden Landschaft geschrieben. Heute nun stellt sich das Geschehen vom Montagabend ein bisschen anders dar, und ich sehe mich in der Pflicht, auch hierüber zu berichten.
Kein Einsatz eines Schlaggegenstands
Zunächst mal erscheint die AfD-Darstellung, dass Frank Magnitz, der selbst nach eigenen Aussagen kaum Erinnerung an den Vorfall hat, mit einem Kantholz attackiert worden sei, nach Polizeiberichten auf Grundlage einer Videoaufnahme nicht nachvollziehbar. Entsprechend hätte ein Angreifer Magnitz geschlagen, der daraufhin gestürzt sei. Auch Tritte gegen den Kopf, von denen ich gestern noch berichtet habe, scheint es nicht gegeben zu haben.
Die Verletzungen, insbesondere Platzwunden am Kopf aber auch Prellungen am Körper, hat sich Frank Magnitz daher wohl eher bei dem Sturz zugezogen. Er selbst tätigte gegenüber der BILD die Aussage, dass es zwar nicht sehr wahrscheinlich sei, es sich aber auch um einen nicht politisch motivierten Überfall gehandelt haben könnte.
Spekulationen
Natürlich schießen bei einer solchen Nachrichtenlage Spekulationen ins Kraut: War Frank Magnitz womöglich nur das zufällige Opfer eines Überfalls? Hat die AfD in Bremen bewusst in der Darstellung des Hergangs übertrieben – oder ist der Einsatz eines Schlagwerkzeugs nur nicht eindeutig nachweisbar?
Entsprechend der aktuellen Einschätzung ermittelt die Polizei nunmehr „nur noch“ wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Für Frank Magnus persönlich sind die Konsequenzen die gleichen, aber von einem Mordversuch oder der bewussten Inkaufnahme schwererer, vielleicht tödlicher Verletzungen durch die Täter kann man nicht mehr so ohne weiteres sprechen.
Was aber wahr bleibt
Über eines sollte man sich allerdings trotzdem nicht täuschen: Die gestern zitierten Kommentare stellen an keiner Stelle den Verlauf des Angriffs in Frage. Im Gegenteil: Politiker und Medien gingen, genauso wie die Polizei gestern, von einem politischen Hintergrund und der Möglichkeit eines Anschlags aus. Die veröffentlichten Bilder ließen auch kaum Zweifel an der Schwere der Verletzungen; zum Glück wissen wir heute, dass Frank Magnitz keine Schäden davon tragen wird.
Vor diesem Hintergrund bleiben die Kommentare, die zwar einen Anschlag verurteilen, Magnitz aber in eine Reihe mit Nazis stellen, ergänzt um Kampfaufrufe „gegen Rechts“ weiterhin unverantwortlich. Es sind die Reaktionen von Menschen, die davon ausgegangen sind, dass auf Frank Magnitz ein feiger, politischer Mordanschlag verübt wurde.
Freude und bleibende Sorge
Wir dürfen uns heute mit Frank Magnitz und seiner Familie freuen, dass offenbar alles so glimpflich abgelaufen ist. An meiner gestrigen Einschätzung zu den Kommentaren, habe ich aber nichts zurück zu nehmen. Im Gegenteil: Im Lichte der neuen Entwicklungen haben potenzielle linksextreme Gewalttäter nun eine Blaupause möglicher Reaktionen, die sie nur bestärken können, dass Gewalt „gegen Rechts“ keine politischen Konsequenzen haben werden.
Und auch für den Fall, dass mein Beitrag gestern in dieser Hinsicht missverständlich gewesen sein sollte: Der Angriff auf Frank Magnitz ist kein Zeichen eines „Weimar 2.0“; er war es auch nach gestriger Einschätzung nicht. Die politischen Reaktionen sind allerdings ein Vorzeichen, dass die Gesellschaft in diese Richtung unterwegs ist, wenn man dem nicht gegensteuert.
Stefan Schmidt
Schön, dass Sie das hier thematisieren.
Ich bin der Meinung, dass selbst wenn Herr Magnitz über einen Kiesel gestolpert wäre, ja selbst wenn die ganze Geschichte von vorne bis hinten erlogen wäre, selbst dann hätten wir hier einen ganz klaren Offenbarungseid des linken Mainsteams vor uns.
Gestern haben wir alle vor dem Hintergrund eines politische Attentates diskutiert.
Wir waren zurecht entrüstet und der linke Mainstream hat relativiert und im schlimmsten Fall sogar gefeiert (jedenfalls verbal).
Das habe ich in meinem Kommentar unter Ihrem gestrigen Artikel schon angesprochen.
Diesmal macht Twitter gar nichts, hunderte Tweets die sich über Gewalt freuen und nichts, rein gar nichts.
Niemand macht groß etwas. Was ist denn mit den Kirchen? Müsste man sich nicht offen gegen diese menschenveracchtenden, gewaltverherrlichenden Aussagen aussprechen? Naja gegen den Beschluss von den Jusos hat man ja auch nichts gesagt, ich habe jedenfalls keinen Widerspruch gehört.
Wie gesagt wir haben uns alle unter dem Eindruck eines politischen Verbrechens geäußert und wissen dadurch jetzt mit wem wir es zu tun haben, wie diese Menschen wirklich denken, wie weit sie gehen würden, vielleicht nicht sie selbst, aber wir wissen was sie zu unterstützen bereit sind.
Aber genug dazu ich wiederhole mich eigentlich nur.
Ich bin übrigens sehr wohl der Meinung, dass all die Drangsal die bereits gegen AfD Politiker ausgeübt wird und auch z.B. gegen identitäre Aktivisten, wenigstens entfernt an Weimar erinnert.
Aber da kann man sicher verschiedener Meinung sein.
Konrad Kugler
Bei diesen Verletzungen?
Bei einem Sturz gibt es Beulen und Abschürfungen.
Wer hat Kirsten Heisig in den Wald gehängt und wer die beiden Uwe erschossen?
Gregor Kühn
Absolut sauberer Umgang mit dem Thema, meinen Respekt. Auch wenn die AFD in ihrer Reaktion übertrieben haben sollte – bei dem Trommelfeuer, das seit Jahren aus allen gesellschaftlich relevanten Gruppieren, inklusive beider Volkskirchen auf diese auf dem Boden des Grundgesetzes stehende Partei niedergeht, würde ich ihr keinen Vorwurf machen. Wenn ich bedenke, wie viele Menschen in meinem persönlichen Umfeld sich nicht mehr frei äußern, welche Entwicklung die CDU genommen hat, welch laxen Umgang die Altparteien mit linker Gewaltbereitschaft pflegen – dann besteht nur noch Unklarheit darüber, wie weit sich dieses Land unter der Kanzlerschaft Merkels schon in Richtung Diktatur entwickelt hat. Aber die beängstigende Entwicklung als Solche ist leider unbestreitbar. Die schlimmste Enttäuschung, die das alles erst möglich gemacht hat, ist die völlige Entkernung der CDU und die Haltung beider Kirchen.
Siegfried Simperl
Am Ende siegt immer die Wahrheit. Aber leider sind wir erst am Anfang.Das sollte uns stärken, kräftigen und trösten, wenn wir angesichts dessen, was wir zu sehen und zu hören bekommen, der Mut sinken möchte.