Gerhard Kardinal Müller hat ein Glaubensmanifest verfasst. Dessen Kritiker entlarven sich weitgehen selbst als nicht mehr so ganz katholisch.

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Wenn ein Kardinal, noch dazu einer, der fünf Jahre lang der Präfekt der Glaubenskongregation und damit von Amts wegen für die Sicherstellung des wahren Glaubens in der Kirche zuständig war, ein „Glaubensmanifest“ verfasst, nach eigenen Angaben auf Bitten vieler Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien, dann ist das schon etwas Besonderes. Manifeste verfassen heute viele, und wenn mal wieder eine (dem Namen nach) katholische Laienorganisation ein solches Papier verfasst oder die gängigen innerkirchlichen Kritiker, dann kann man sicher sein, dass das, was da drin steht, viel mit Zeitgeist und wenig mit Wahrheit zu tun hat.
Leseempfehlung
Zumindest mal die Grundannahme darf bei einem Gerhard Kardinal Müller schon eine andere sein. Und er enttäuscht tatsächlich nicht! Ich bin leider erst jetzt, und das am Ende auch nur im Zuge der Kritik an dem Dokument, dazu gekommen, die gut vier Seiten zu lesen. Und ich empfehle sie jedem zur Lektüre, idealerweise, aber nicht zwingend, mit dem Katechismus daneben.
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren“ (Johannes 14,1) ist das Manifest überschrieben, und genau darum geht es. Ich möchte nicht das große Wort „Schisma“ führen, aber wenn Bischöfe das Kreuz in öffentlichen Gebäuden ablehnen und es selbst, angeblich um „Missverständnisse“ und „Provokationen“ zu vermeiden, ablegen, wenn Offizielle der Kirche sich mehr um politische Belange und Ausgrenzung einzelner, demokratisch legitimierter Parteien als um die Verbreitung des Glaubens kümmern, wenn selbst der Papst den Eindruck erweckt, es sei nicht so entscheidend, ob man nun Moslem oder Christ sei, dann ist Verwirrung nicht weit. Und als Katholik wissen wir, wessen Frucht die Verwirrung ist.
Der Auftrag der Glaubensvermittlung
Priester, Bischöfe und Theologen sollten dabei von Berufs wegen, einen tiefen Einblick in die tatsächliche Glaubenslehre haben. Und sie sollten aufgrund ihrer Berufung Abstand davon nehmen, die Gläubigen mit eigenen, abweichenden, zeitgeistigen Meinungen zu beeinflussen. Vor ein paar Jahren meinte mein früherer Religionslehrer im Blick auf das, was ich in diesem Blog hinsichtlich katholischer Morallehre schreibe, dass er mir das doch nicht beigebracht hätte. Richtig, hat er nicht, haben und tun auch viele Priester und mit der Glaubensvermittlung Betraute heute noch nicht. Wer wissen will, was die Kirche – als mystischer Leib Gottes – sagt, der muss sich selbst bemühen.
Da kann man Kardinal Müller nur dankbar sein, für seine einerseits leicht verständlichen, andererseits glasklaren Aussagen, die sich auf den Katechismus und die Heilige Schrift beziehen und auf sonst nichts. In dem Text ist eben nicht – wie derzeit teilweise kritisiert wird – Kardinal Müller drin, in dem Text ist kirchliche Lehre drin.
Zeigeist
Nun mag es und wird es Laien, Priester und Bischöfe geben, die die Erläuterungen Müllers zur Dreifaltigkeit Gottes (und damit eines fundamentalen Unterschieds mindestens zum Islam), zur Kirche, den Sakramenten, zur Morallehre, und zum ewigen Leben (aber auch der aus der Ablehnung Gottes drohenden Hölle) ablehnen. Sie können sich dann aber nicht auf die Bibel oder die Kirche berufen. Ihre einzige Argumentationsgrundlage ist der Zeitgeist, wenn sie Frauen als Priester fordern oder meinen, die Sakramentenlehre, insbesondere das Zusammenspiel von Buße und Eucharistie, und damit einhergehend des Ehesakraments, sei nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr zu vermitteln.
Jüngst äußerte sich auch Walter Kardinal Kasper, und ließ es sich – absehbar – nicht nehmen, das Manifest zu kritisieren. Es biete, so zitiert es katholisch.de (ein Medium, das auch nie weit ist, wenn es „gegen Rom“ geht) „‚halbe Wahrheiten‘, allzu ‚pauschale Aussagen‘ oder nur ‚private theologische Überzeugung‘“. Exakt das tut das Dokument nicht, und davon kann sich bei der Lektüre jeder überzeugen. Journalist und Bloggerkollege Peter Winnemöller, hat sich schon – in gebotener Kürze – mit den Einlassungen Kaspers befasst und weist nach, wie dessen Kritik Leser und Beobachter zu manipulieren versucht.
Wahrheit und Barmherzigkeit
Am Ende ist es, insbesondere bei den Fragen des interreligiösen Dialogs, immer die gleiche Leier: Soll man die Wahrheit betonen oder die Barmherzigkeit, Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen und Konfessionen oder Unterschiede? Katholisch ist nur das „et-et“, das sowohl als auch. Nur haben seit Jahrzehnten diejenigen Konjunktur, die die Barmherzigkeit in bequemer Manier über die Wahrheit setzen und zeitgeistig meinen, es sei ja doch der gleiche Gott, den wir – Christen, Muslime oder andere Religionen – anbeteten. Wer aber auf diese Art die Wahrheit mit Füßen tritt, der kann auch nicht mehr für sich in Anspruch nehmen, barmherzig, geschweige denn christlich zu argumentieren.
Das ist das Besondere Verdienst Kardinal Müllers und des von ihm verfassten Manifests: Er verdeutlicht prägnant die Wahrheit und macht gleichzeitig deutlich, dass die Vermittlung dieser Wahrheit eine viel größere Barmherzigkeit bedeutet als der bequeme Relativismus, der es vermeidet, andere mit der Wahrheit auch mal zu konfrontieren. Barmherzigkeit und Wahrheit gehen Hand in Hand, sonst verdienen sie beide den Namen nicht.
Glaubensmanifest_Kardinal_Mueller
Jürg Rückert
Kardinal Müller erinnert daran, was tatsächlich katholisch ist. Das macht Dämonen unruhig.
Absalon von Lund
Und ihren Chef, den Teufel. Mein Gott, hat der wieder viel Arbeit!
akinom
„et-et“- „Wahrheit und Barmherzigkeit!“ Das spricht aus meinem Herzen, das mich nicht verwirren soll. Ich will es mir merken! Danke für den Beitrag, der mich dazu verleitet hat,einen offiziellen Text ganz zu lesen, was ich sonst nur selten tue.
„Ob gelegen oder ungelegen“ bietet Kardinal Gerhard Müller in seinem Glaubensmanifest einer „Diktatur des Relativismus“ Paroli. Schon einmal hatte ein „Panzerkardinal“ dies als Präfekt der Glaubenskongregation gewagt. Er wurde ganz ohne demokratische Mitsprache aller Katholiken zum Papst gewählt und hat als solcher Glaube und Vernunft miteinander versöhnt: Auch ein „et-et“, das wir nicht vergessen sollten!
Immer noch weht der Geist, wo er will. Es gilt, ihn von Ungeistern zu scheiden.
Absalon von Lund
Nach langer Zeit wieder ein felsiges Dokument, leider nicht vom Papst persönlcih. Der Geist der Unterwelt, der für mich aus dem anderen erwähnten Kardinal spricht, hält dagegen Was ist seine Masche? Es geht um die Auffassung von Wahrheit und Bamherzigkeit: relativ oder absolut, zeitlich oder ewig?
1) Die Behauptung, wir beten doch alle den gleichen Gott an, ist eine Lüge. Gott ist objektiv für alle derselbe, aber die Religionen haben verschiedene Götter. Die Protestanten haben Luther und die Muslime Mohammed, beides sterbliche Menschen ohne Vollmacht, niemals Gott und beide tot.
2) Der Maßstab der göttlichen Wahrheit ist absolut. Reue und Umkehr ermöglichen Gottes Barmherzigkeit und allein sie ist gültig und wirksam. Der Teufel sagt: du mußt es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, du kannst ruhig zweimal heiraten, kein Problem, ich bin trotzdem barmherzig mit dir. Seine Barmherzigkeit ist nichts wert, weil er keine Vollmacht hat, aber er gewinnt so Macht über dich und klagt dich bei passender Gelegenheit deiner Missetaten an, der alte Trickser!!! Die Formel heißt: „ich widersage dem Satan!“
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren“, von Kardinal Müller ist das katholische Manifest zur rechten Zeit, einfach, klar und wahr. Andere zuletzt erschienene Manifeste sind Zeitgeistdokumente und leider vom Teufel!