Ein Gespräch zwischen Bischof Barron und Jordan B. Peterson bietet eine Fülle an Erkenntnissen – hier ist eine: Du kannst das besser!
Es gibt Bücher, Artikel, Lieder oder andere Veröffentlichungen, die treffen einen immer dann, wenn man sie wirklich als notwendig erachtet. Ich bin davon überzeugt, dass es sich dann in vielen Fällen nicht um einen Zufall handelt, sondern um ein Wirken des Heiligen Geistes, der einem etwas ganz dringend klar machen möchte. Und wenn ich durch einen Podcast etwas gelernt habe, dann möchte ich das hier gerne weitergeben – wenn es etwas ist, das der Heilige Geist vermutlich für wichtig hält, kann ich selbst das auch kaum für mich behalten.
Jordan B. Peterson und Bischof Robert Barron
Vor ein paar Tagen habe ich einen Podcast-Beitrag des kanadischen klinischen Psychologen Jordan B. Peterson verfolgt. Peterson wird von konservativer Seite derzeit auf allen Kanälen „gehyped“, was aber nichts Schlechtes sein muss: Regelmäßig lässt der in Diskussionen und Talkshows Feministinnen, Gender-Apologeten und – ganz generell – Modernisten schlecht aussehen. Dieser Mann mit der eher unscheinbaren Stimme wird womöglich dadurch unterschätzt; den Fehler machen seine Gesprächspartner aber vermutlich nur einmal. Seine Sicht auf Feminismus, besonders aber auf Männlichkeit ist ausgeprägt und fundiert, und wenn jemand ein Buch mit dem Titel „12 Rules for Life“ herausbringt, das die Bestsellerlisten stürmt, dann kommt man auch als Christ nicht an ihm vorbei.
Und so ist vermutlich auch aus der Auseinandersetzung Petersons mit dem Glauben (er selbst argumentiert nicht als Christ, erweist sich aber als Kenner des christlichen Glaubens und der christlichen Philosophie) und seiner Rezeption in katholischen Kreise ein Gespräch zwischen ihm und Bischof Robert Barron, Weihbischof in Los Angeles, erwachsen. Letzterer ist, wie Peterson, in allen wesentlichen sozialen Medien unterwegs und sein Online-Apostolat „Word in Fire“ erreicht weltweit Millionen Menschen.
„Catholicism and the modern age“
Wenn beide aufeinandertreffen, ist nicht nur ein intellektuell ansprechender Austausch zu erwarten sondern auch neue Erkenntnisse und – dem Medium Podcast angemessen – ein kurzweiliges Gespräch. Ich kann also nur empfehlen, dem Beitrag zu folgen, der allerdings mit gut 100 Minuten zwar kurzweilige aber nicht kurz geraten ist, und dem man auch sprachlich nicht ganz leicht folgen kann (mir ist es aber ziemlich gut gelungen, dann wird es so schwer auch wieder nicht sein). Veröffentlicht ist der Beitrag unter dem Titel „Catholicism and the modern age“ zum Beispiel auf Spotify, hier:
„Love is brutal“
Mehr als 100 Minuten, das heißt am Ende auch, dass eine ganze Reihe von Themen besprochen wurden, aber eines hat es mir besonders angetan: Peterson und Bischof Barron waren sich nämlich in diesem konstruktiven Austausch hinsichtlich einer Sache durchaus im Klaren: Dass nämlich die Christen – nicht nur die Kirche als Vertreterin – in den vergangenen Jahren oft den Fehler begangen haben zu vermitteln, dass die Botschaft der Liebe eine von „Friede, Freude, Eierkuchen“ sei.
„Love is brutal“ ist eine der Aussagen, die man versteht, wenn man sich vor Augen hält, wie der Begriff der christlichen Liebe oft missverstanden wird: „Gott ist die Liebe, Du bist schon okay wie Du bist, und es wird am Ende alles gut!“ Gegen diese Botschaft wettern beide an, denn sie hinterlässt die so geprägten Menschen in einer Notlage: Die Welt ist eben nicht gut, und wer sich selbst betrachtet wird feststellen, dass auch er selbst nicht nur gut ist. Eine Botschaft, dass Menschen im Grunde alle gut sind, geht also an der Realität vorbei. Sie trotzdem zu lehren, macht die Botschaften Gottes, Jesu, der Bibel und damit auch der Kirche zu etwas Beliebigem.
Das Potenzial zum Guten
Was allerdings richtig ist, dass wir aufgrund der Schöpfung das Potenzial haben, gut zu sein! Nicht wenige nutzen das Potenzial nicht, sodass sich auch das Potenzial zum Bösen zeigt. Wenn aber das Böse, das Unwahre, nicht mehr als solches benannt werden darf, dann hilft die Botschaft von der Liebe nicht mehr weiter. Die Liebe kann es aber nicht ertragen, jemanden in einem Zustand zurückzulassen, der weit hinter dessen Potenzial (zum Guten) zurück bleibt.
Natürlich ist Liebe auch Barmherzigkeit und Wahrheit sollte nicht in Härte entarten, aber die Wahrheit zu verschweigen, nämlich die, dass ein Gegenüber nicht okay ist, genau wie ich selbst nicht okay bin, ist absolut nicht christlich. Und wenn wir glauben, dass jeder Mensch das Potenzial zum Guten hat, letztlich das Potenzial zur Heiligkeit, dann ist jede Abweichung zum Schlechten ein Grund zur Korrektur.
Liebe oder Bequemlichkeit
Diese Botschaft, wie ich eingangs erwähnte eine, die mir in den vergangenen Wochen mehrfach begegnet ist, wird im Gespräch Peterson-Barron hergeleitet, und ich möchte sie mit eigenen Worten so wiedergeben: „Du bist noch nicht gut / heilig, aber du hast das Potenzial dazu, Du kannst heilig werden. Und es nicht zu tun, zu glauben, Du seist so schon in Ordnung, mit Deinen Sünden und Lastern, wird Dir selbst nicht gerecht.“ Das Problem dabei ist, dass die Weltsicht „Du bist okay, Heiligsein ist nur was für Auswerwählte, Du musst nicht so hohe Maßstäbe an Dich anlegen“ auch seitens der Christen gerne verbreitet wird, Laien wie Priestern.
Das ist aber keine Botschaft der Liebe sondern höchstens der Bequemlichkeit – eine Bequemlichkeit, die dem Widersacher in die Hände spielt. Es geht nicht darum, vor der eigenen Sündhaftigkeit zu kapitulieren, es geht darum, uns selbst und die Menschen um uns herum darin zu bestärken, dass sie ein besseres, ein heiligeres Leben führen können. Dazu sind sie geschaffen, und wenn sie dahinter bewusst zurück bleiben, ist das wohl kaum besser als es die eigentlichen Sünden sind, die aus einem schiefen Weltbild einfach toleriert werden.
„Gut genug“ ist nicht gut genug!
Ich kann es besser, Du kannst es besser – wir sind berufen zur Heiligkeit! Lassen wir uns von niemandem erzählen, wir wären schon gut genug! In diesem Sinne ist „gut genug“ eben nicht gut genug!
akinom
„Love is brutal!“ und nicht: „Peep, peep. Peep: ich hab Dich lieb!“
„Ich kann es besser, Du kannst es besser – wir sind berufen zur Heiligkeit! Lassen wir uns von niemandem erzählen, wir wären schon gut genug! In diesem Sinne ist !“ Wunderbar ist das Thema dieses Blogbeitrags! Lassen wir uns nicht verwirren von Forderungen wie Frauenpriestertum, Ehe und Eucharistie für alle etc. und schauen auf die unzähligen Heiligen beiderlei Geschlechts. Wir sind berufen zur Heiligkeit. Verlieren wir dieses Ziel nie aus den Augen. Himmel ohne Heiligkeit gibt es nicht!
gerd
„Gott ist die Liebe, Du bist schon okay wie Du bist, und es wird am Ende alles gut!“
Gegen dieses nihilistische Gottesbild hift nur die Betrachtung des Kreuzweges. Aber das scheuen die Herrschaften des Wohlfühlchristentums wie der Teufel das Weihwasser.