Unfreiheit gibt es nicht nur politisch sondern auch im geistlichen Leben. Nicht selten ist Verzicht ein Weg zur Freiheit, der zur Erfüllung führt.
Es ist ja kein Geheimnis, dass mich das Thema Freiheit umtreibt. Nicht überraschend ist es für regelmäßige Leser dieses Blogs auch, dass es mir dabei in aller Regel um politische Freiheit geht: Die Freiheit von politischer Macht, die Freiheit des Eigentums als Grundlage des Wirtschaftens und nicht nur des persönlichen Wohlstands sondern auch der Generierung gesellschaftlichen Wohlergehens. Aber auch die Freiheit der Meinung, der Presse … alles in allem ganz gut zusammengefasst in Roland Baaders (meine Einstiegsdroge zum Libertarismus) Diktum: „Das einzig wahre Menschenrecht ist das Recht, in Ruhe gelassen zu werden.“
Politische Unfreiheit
Daraus speist sich auch meine Einstellung, dass Politik uns nicht retten wird – sowieso nicht geistlich, aber auch nicht weltlich. Denn was ist Politik am Ende anderes als Interessendurchsetzung? Das gilt nebenbei natürlich auch in einer Demokratie, die gerade darauf fußt, dass eine Mehrheit ihre Interessen gegen eine Minderheit durchsetzt. Oder noch deutlicher: Wer die Mehrheit in der Demokratie auf seiner Seite hat, kann seine eigenen Interessen durchsetzen. Was das mit Freiheit zu tun hat, hat mir bislang noch niemand erklären können.
Andererseits begeben sich nicht Wenige in eine selbstgewählte Abhängigkeit, gerade auch vom Staat, tauschen Freiheit gegen (vermeintliche) Sicherheit und zwingen mit Wahlergebnissen andere, es ihnen gleich zu tun. Die Freiheit, von vielen im Munde geführt, hat einen schweren Stand gegen Verbots- und Regulierungsarien der Politik, die sich parteipolitisch gesehen nur in der Stoßrichtung der Verbote und Regulierungen unterscheiden, nicht aber in der Grundeinstellung, durch Gesetze und staatliche Einflussnahme die Probleme und Sorgen der eigenen Klientel zu lösen. Freiheit, machen wir uns nichts vor, gerät mehr und mehr unter die Räder angeblich gut gemeinter Regelungen von der Anschnallpflicht bis hin zur Widerspruchsregelung zur Organspende. Freiheit hat in dieser Gemengelage nur eine Chance, wenn sich mehr und mehr Menschen dafür entscheiden, das eigene Leben selbst zu verantworten und es nicht einem ausufernden Nannystaat überlassen.
Freiheit von Schokolade
Selbstgewählte Abhängigkeit und Unfreiheit gibt es aber auch in anderen Bereichen. Denn auch abseits von staatlicher Regulierung und weltlichen Drogen gibt es Süchte, die einen Menschen in der Freiheit beschränken. Ganz einfaches Beispiel: Wer mal ein paar – sagen wir drei – Abende in Folge vor dem Fernseher eine Tafel Schokolade gegessen hat, kann mal versuchen, es am vierten Abend zu lassen. Die Entscheidung, drei Abende hintereinander Süßes in sich hineinzustopfen war frei und vermeintlich frei ist auch die Entscheidung, es am vierten Abend zu lassen … aber es fällt deutlich schwerer, als wenn man sich gar nicht erst auf die ersten drei Abende eingelassen hätte.
Niemand zwingt einen, am vierten Abend noch eine Tafel Schokolade zu essen, aber wer es ausprobiert wird bemerken, dass er nicht gänzlich frei ist, es nicht zu tun. Und wenn ich mich mit dieser Unfreiheit abfinde, esse ich einfach weiter jeden Abend eine Tafel Schokolade, erst am Wochenende und dann auch an sonstigen Abenden irgendwann zwei … Alles von außen betrachtet freie Entscheidungen, aber getroffen in Abhängigkeit: Freiheit sieht anders aus.
Geistliche Abhängigkeit und Unfreiheit
Keine Sorge, es geht mir nicht darum, Schokoladenkonsum zu „regulieren“, sondern darum, ein Auge darauf zu haben, in welche Abhängigkeit ich mich begebe. Und einen Blick dafür zu bekommen, dass auch Verzicht, freiwillig eingegangen, einen Beitrag zur persönlichen Freiheit leistet. Die christliche Fastenzeit hat nicht zuletzt auch den Hintergrund, auf Dinge zu verzichten, die zu wichtig geworden sind, beinahe oder tatsächlich die Rolle eines Götzen eingenommen haben. Konsum gehört dazu, es können aber auch Abhängigkeiten zu Menschen sein, Abhängigkeiten von Medien, Abhängigkeiten letztlich von Dingen, die an sich gar nicht schlecht oder falsch oder gar böse sind, die es aber durch meine eigene Inthronisierung als wesentlicher Bestandteil meines Lebens werden.
Das hat auch nichts mit Askese zu tun sondern mit einem guten Blick darauf, wo mein Herz ist – und wo mein Herz eigentlich sein sollte, wem es gehören sollte. Es wird niemanden verwundern, wenn ich hier den Primat Gottes sehe: Gott ist derjenige, der wirklich den ersten Platz in meinem Leben haben sollte.
Leben in Fülle
Und bevor jetzt jemand meint, das ginge nicht so ohne weiteres und ein solches Leben sei wohl besonders berufenen Heiligen vorbehalten: Nein, zu einem solchen Leben sind wir alle berufen, und ein solches Leben schließt auch ganz und gar nicht Genuss aus. Jesus sagt selbst: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Johannes 10,10b) Und zu dieser Fülle hat Gott auch die Möglichkeiten zum Genuss geschaffen. Seine ganze Schöpfung strotzt vor Überfluss.
Wie mir mal ein Priester erläutert hat, würde es auch ausreichen, wenn wir uns von einer grauen Pampe mit ausreichend Kalorien, Nährstoffen und Vitaminen ernährten, ergänzt um klares Wasser. Aber was für ein Unterschied, wenn man im Kontrast dazu Jesu Wunder der Wandlung von Wasser in Wein in Kanaa betrachtet. Wer zweifelt, ob Gott uns auch Genuss gönnt, der muss neben dem obigen Zitat nur diese Stelle (Johannes 2,1-12) lesen.
Der Dieb der Freiheit
Vor dem Zitat mit dem Leben in Fülle weist Jesus aber noch auf etwas anderes hin: „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten.“ (Johannes 10,10a). Und was will der Feind stehlen und zerstören? Im Prinzip einfach: Unsere innige Beziehung mit Christus. Und das stellt er vergleichsweise geschickt an: Er fordert uns nicht auf, ihn oder die Sünden anzubeten. Er macht sie nur vermeintlich klein: „So schlimm ist das schon nicht … ein bisschen Genuss hat noch niemandem geschadet, gönn dir doch was. Und ruhig auch ein bisschen mehr als nötig …“ Womöglich beschleichen uns dann irgendwann Zweifel, wenn dieser Genuss sich zur Sünde wandelt oder schon immer eine war, ob Gott wirklich das Leben in Fülle für uns will. Warum sollte ich mir diesen oder jenen Genuss nicht gönnen? Warum will Gott mich daran hindern? Warum verbietet er mir etwas als Sünde, wenn es sich doch so gut anfühlt?
An diesem Punkt hat der Teufel fast (!) gewonnen: Der Kreislauf eines ungezügelten Genusses ist da, und es fällt zunehmend schwer, sich daraus zu lösen. Wobei der Begriff des Genusses hier schon nicht mehr richtig ist, weil ich mich nicht mehr frei dafür entscheide, sondern in Abhängigkeit bin. Und je nach Art des Genusses sind es unterschiedliche Grade der Abhängigkeit. Die Abhängigkeit von der Schokolade ist vermutlich einfach zu überwinden, die Abhängigkeit von Medien wie Fernsehen oder auch sozialen Medien (Facebook, Twitter etc.) ist schon schwerwiegender, weil geistiger und nicht körperlicher Natur. Pornografie ist ein Thema, dass sich direkt mit dem ersten Konsum im Hirn festsetzt und darum auch „in kleinen Dosen“ erheblichen Schaden anrichtet.
Der Teufel gewinnt immer nur „fast“
Von jetzt auf gleich ist die Freiheit weg, steht man in Abhängigkeit zur Sucht, wird abhängig – wie in Fällen der Pornografie oder anderer Verstöße gegen moralische Imperative oder die Zehn Gebote – von der Sünde, steht in Abhängigkeit vom Widersacher.
Aber der Teufel hat eben nur „fast“ gewonnen! Denn Jesus kämpft auf unserer Seite mit! Wir sind in der Lage, mit ihm wieder Kraft zu sammeln, uns der Götzen zu entledigen, und die bösen Geister, die uns zur Sünde verführen wollen, in die Schranken zu weisen. Die Sünde macht abhängig von der Sünde. Der Verzicht macht frei! Und ein solcher Verzicht bedeutet auch, sich Angriffen zu erwehren, die mich immer wieder zur Sünde verführen wollen. Das ist in vielen Fällen ein echter Kampf, der nicht leicht zu gewinnen ist. Aber mit Jesus sind wir in der Lage, die Angriffe abzuwehren, uns zu befreien von falschen, ungesunden und sündhaften Bindungen.
Buchtipp: Unbound
Gerne verweise ich an dieser Stelle auf ein Buch, das mir erst kürzlich ein Priester ans Herz gelegt hat und das die „Mechanismen“ der falschen Bindungen genauso erläutert wie unsere Mittel, uns davon zu befreien: Neal Lozanos „Unbound – A Practical Guide to Deliverance“ ist gerade auch auf Deutsch erschienen („Befreit: Ein Leitfaden für den Dienst der Befreiung“; die Übersetzung kenne ich allerdings nicht) und begleitet den, der sich wirklich befreien will, auf den notwendigen Schritten, unterstützt nicht nur durch Techniken sondern auch Betrachtungen und Gebete. Begibt man sich dabei noch in die Hände eines erfahrenen geistlichen Leiters oder sucht sich weitere geistliche Unterstützung, ist jede teuflische Abhängigkeit lösbar.
Geistliche Freiheit ist machbar
Freiheit ist machbar: Die Freiheit, die Geschenke Gottes zu genießen, ohne sie zu Götzen zu machen. Die Freiheit, der Verführung und der Sünde eine Absage zu erteilen. Die Freiheit, sein Leben ganz auf Gott auszurichten, der Mensch geworden ist in Jesus, damit wir das Leben in Fülle haben. Das ist dann im engeren Sinne gar kein Verzicht mehr sondern eine wunderbare und erfüllende Art zu leben. Dabei kann man stolpern, aber dann hat man auch die gottgeschenkten Mittel, um auf Christus gestützt wiederaufzustehen und sie zu genießen: Die echte Freiheit!
akinom
Mit Opfer, Askese und Verzicht tun wir uns schwer. Mit Blick auf Jesus, der uns über alles liebt formuliere ich meine Vorätze lieber so: „Ich möchte das tun, was mir wirklich gut tut!“ Gut tut alles, was nicht süchtig macht. „Nicht Opfer will ich, sondern Barmherzigkeit „, heißt es in der Bibel.
Ein Tema, das mir auf der Seele brennt ist auch die im Blog erwähnte „Widerspruchsregelung zur Organspende.“ Dafür wurde der sogenannte Hirntod erfunden.
Gregor
Was dieser Zeit fehlt, ist eine breit aufgestellte ethische Diskussion über die Art, wie wir uns als Menschen definieren und wie wir leben wollen.
Derzeit werden von bösen Kräften außerhalb der Gesellschaft jegliche Gruppierungen in der Gesellschaft gegeneinander aufgehetzt, um als Ergebnis ein moralisch-geistiges Trümmerfeld zu hinterlassen, welches dann leicht zu beherrschen ist.
Und das weltweit.
Es geht nicht um rechts oder links, nicht um Islam oder Christentum, nicht um jung oder alt, homosexuell oder normativ….es geht um den künstlich zugespitzten Zwist und die daraufhin folgende Teilung der Menschen in unversöhnliche Einzelgänger.
Wollen wir z.B. uns unsere Politik von einem geistig behinderten Mädchen aus Schweden diktieren lassen?
Wollen wir aktzeptieren, daß ein harmloser Flirt als „Sexismus“ kriminalisiert wird?
Wollen wir dulden, daß uns Politiker beherrschen, die intellektuell und moralisch mit unserem Leben nicht nur keinerlei Berührungspunkte haben, sondern auch in diesem sofort scheitern würden?
Wollen wir eine Hetz- und Lügenpresse als das Normalmaß ansehen welches wir zu tolerieren haben?
Diese Antworten finden sich nicht in der Bibel.
Wer dort danach sucht, wird sicher Aussagen finden, die ihm zwar vollumfänglich recht geben, aber auch seine Gegner werden mit völlig gegensätzlichen Textstellen fündig.
Das führte zu nichts.
Denn Freiheit und Verzicht sind Dinge, die nicht nur unterschiedlichen Sichtweisen unterworfen sind, sondern auch dem unterschiedlichen Zeitgeist.
Man wird deshalb ums Reden nicht herum kommen.
Und darum, die Initiatoren dieser globalen gesellschaftlichen Veränderung namhaft zu machen und ihrer habhaft zu werden.
Diese Menschen sind für mich die Stellvertreter Satans auf Erden.
Und ohne das wird es weder Frieden noch Ruhe geben.
Papsttreuer
Ich erlaube mir, auf die Worte Jesu hinzuweisen: Matthäus 13, 24-30 – Wir werden in der Zeit auf Erden mit dem Unkraut leben müssen. Das Unkraut sind aber – ich hoffe, dass das klar ist – nicht die Menschen.
Gottes Segen!
gerd
„Das Unkraut sind aber – ich hoffe, dass das klar ist – nicht die Menschen.“
Was genau wird dann am Ende der Zeiten verbrannt? Menschen vor denen wir uns hüten müssen?
Papsttreuer
Ich glaube, ich habe mich hier in der Kürze der Zeit falsch ausgedrückt. Worauf ich eigentlich hinauswollte war, dass es nicht an uns liegt, Menschen zu verurteilen „ihrer habhaft zu werden“ etc. Das ist ein Auftrag, der Gott selbst vorbehalten ist. Das heißt nicht, dass man die „Kinder des Bösen“, wie Jesus sie später bezeichnet, einfach gewähren lassen muss, aber ich warne vor allzu martialischen Vorstellungen, wie man mit ihnen umgehen sollte.
Ich hoffe, so drücke ich mich klarer aus?
Gottes Segen!
Konrad Kugler
Papsttreuer
Beim Unkraut geht es sicher nicht um Brennesseln oder abgeschnittenen Rebzweigen, die ins Feuer geworfen werden.
Es geht um die Seelen derjenigen, die in ihrem Hochmut Gott ins Angesicht widerstehen. Wie Lucifer. Ich deute deshalb den Hochmut als die Sünde, die nicht vergeben werden kann. (Keine Einsicht – keine Reue)
Jeder, der im Stand der Heilgmachenden Gnade, also ohne Todsünde stirbt, ist gerettet. Zur Vollendung hilt das Fegfeuer.