Exodus 90 hat 90 Tage. Aber an Tag 91 ff gilt: Die Wahrheit liegt auf dem Platz
Der vorherige Beitrag datiert vom 2. Januar 2021 – zwei Tage, bevor ich mit dem Programm Exodus 90 gestartet bin, mich zusammen mit mehreren Hundert anderen Männern in Deutschland, Tausenden weltweit, und gemeinsam mit einer kleinen Bruderschaft von sieben Männern, auf den Weg der Freiheit gemacht habe: Ägypten hinter uns lassen, den Pharao besiegen, ausziehen in die Wüste, den Blick fest gerichtet auf den Herrn, um uns nicht zu verirren. Heute kann ich zwei Dinge sagen:
Frei sein!
Erstens, dass die Erfahrung der Befreiung von ungesunden Bindungen, seien es Medien, sei es Konsum, sei es Genuss, seien es die Wurzeln einer ungeordneten Sexualität, um ein vielfaches besser ist, als ich im Vorfeld geglaubt hätte. Den Israeliten kam die Sklaverei in Ägypten irgendwann gar nicht mehr als falsch vor. Man arbeitete für die Unterdrücker, begann, deren Gebräuche zu übernehmen, deren Götter anzubeten und sich in der Situation einzurichten. Wer sich fügte, der hatte vermutlich ein zwar hartes aber doch auch sicheres Leben. Erst als die Israeliten zunächst nur vom Pharao fordern, ihren Gott anzubeten, stellt sich heraus, wo die Fesseln liegen.
Der Pharao, wie jeder falsche Gott, ist bei vielen Dingen kompromissbereit, aber nicht, wenn es darum geht, ihn nicht mehr als Gott zu akzeptieren. Spürt man erst mal die Fesseln der eigenen Abhängigkeiten, und der dahinter stehenden eigenen Dämonen, dann wird es umso erleichternder, wenn sich diese langsam lösen – in meinem Fall unter Begleitung zweier Priester mit einem fast körperlichen Gefühl der Befreiung, der Lockerung der Fesseln um mein Herz.
Nie wieder nach Ägypten!
Und das zweite, was ich heute sagen kann ist, dass ein Entschluss feststeht: Nie wieder zurück nach Ägypten! Dessen Fleischtöpfe, die die Israeliten im Buch Exodus so anziehend fanden, sind nur ein Abklatsch dessen, was Gott für einen Ehemann, einen Familienvater, einen Sohn seiner Eltern, einen Freund anderer Männer, einen Kollegen, ein Mitglied einer Gemeinde, vorgesehen hat. Ist es angenehm, sich abends vor den Fernseher zu hauen und Chips und Schokolade zu futtern? Ist es angenehm, sich (im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten) einfach zu kaufen, was man haben will? Ist es angenehm, sich zu gönnen, was einem vermeintlich zusteht? Natürlich ist es das.
Und es ist sicher alles bequemer, als sich im Rahmen von asketischen Übungen zu bescheiden, sich von Süßem und Alkohol, Medien und anderen Versuchungen fernzuhalten, morgens früh aufzustehen, kalt zu duschen und dann eine Stunde zu beten. Aber wie Papst Benedikt es 2005 zu deutschen Pilgern gesagt hat: „Bequem sind die Wege des Herrn nicht, aber wir sind ja auch nicht für die Bequemlichkeit, sondern für das Große, für das Gute geschaffen.“
Gamechanger
Und so kann ich das Programm Exodus 90 nur wirklich jedem empfehlen – aber Vorsicht: Wer das ernsthaft macht, für den wird es das Leben wandeln! Dann gibt es Dinge, die man einfach nicht mehr tun mag. Es gibt einige Dinge, die ich aus dem Programm mitnehme, einfach, weil sie mir geistlich wie körperlich gut tun (bevor jemand fragt: Ja, wer keine Süßigkeiten mehr isst, keinen Alkohol trinkt und stattdessen dreimal die Woche Sport macht, der nimmt an Körpergewicht ab). Manches davon ist eher unauffällig: Wenn ich weiterhin meinen Fernsehkonsum reduziere und zumindest ein bisschen besser darauf achte, was meine Familie und ich da schauen, dann ist das nach außen nur eine Kleinigkeit.
Leb wohl, Facebook!
Außenwirkung – in meiner eigenen sozialen Blase – hat dagegen mein Entschluss, mich in Zukunft von sogenannten sozialen Medien fernzuhalten. Wenn ich etwas, nach einer kurzen Anlaufzeit, in diesen 90 Tagen nicht vermisst habe, dann ist es das Herumstreunen in Facebook & Co. Es tut meinem Blutdruck nicht gut, mich mit anderen Menschen, die meine Meinung teilen, in Wut und Zorn über politische und gesellschaftliche Fehlentwicklungen hineinzusteigern. Und in meinen eigenen kurzen Beiträgen ist im Normalfall auch nichts, was nicht schon ein anderer gesagt oder geschrieben hätte. Der Welt entgeht schlicht keine wichtige Weisheit, wenn ich meine Meinung nicht mit ihr teile.
Daher werde ich diesen Beitrag dort noch teilen, und mich in ein paar Wochen vollständig dort zurückziehen. Ich respektiere jeden, der Facebook als Medium nutzt, aber ich selbst bin nicht stark genug, um ausreichend Distanz zwischen mich und die dort behandelten Themen zu bringen. An der Stelle folge ich meinen Lieblingsfreikirchler, John Eldredge, dessen Podcast-Beiträge mich auch durch die vergangenen Monate begleitet haben, mit den Worten: „Don’t let that into your heart!“.
Weg mit den Dämonen
Ein Programm wie Exodus 90 legt behutsam aber deutlich offen, wo die eigenen Dämonen zu Hause sind, warum sie so oft „erfolgreich“ sind, welche persönlichen Wurzeln sie nutzen und wie zerstörerisch sie wirken. Ich selbst habe mich beispielsweise nach einigen Tagen der Exodus-Erfahrung entschieden, mich parallel beim Programm „Generation David“ von free!ndeed anzumelden, um die noch verbliebenen Bindungen an ungeordnete Sexualität zu bekämpfen (übrigens ein Programm, das ich jedem Pornografieabhängigen – trocken oder nicht – nur sehr ans Herz legen kann – siehe meinen schon etwas älteren Beitrag hier).
Ich habe begonnen, abgesehen von den Exodus-90-eigenen Betrachtungen des Buches Exodus, intensiver die Bibel zu lesen. Und ich sehe jetzt zu, dass die Beschäftigung mit der Schrift ein wesentlicher Teil meines Lebens bleibt, um tiefer zu entdecken, wo Jesus mich haben möchte. Den Kontakt zu meiner Bruderschaft will ich – unter uns besteht da auch Einigkeit – aufrecht erhalten, um immer weiter auch zuzusehen, dass wir nicht wieder in „alte Muster“ der ungesunden Bindungen und Verstrickungen zurückfallen.
Zur Freiheit hat uns Christus befreit.
Im Sport heißt es so schön „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“, insofern waren die 90 Tage des Exodus ein intensives Trainingscamp. Jetzt aber gilt es, jetzt ist es notwendig, im „normalen“ Leben, das aufrecht- und präsent zu halten, was ich dort von und über Gott gelernt habe (zum Beispiel, dass Gott mit mir spricht, wenn ich im Gebet schreibe … eine wunderbare Entdeckung!). „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht daher fest und lasst euch nicht wieder ein Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1) – diese beiden Sätze habe ich mir gemerkt und zur Sicherheit in unserer heimischen Gebetsecke aufgehängt. Das kann ich nur allen anderen Teilnehmern von Exodus 90 wünschen und für sie beten, und meine Leserinnen und Leser einladen, ein solches oder ein ähnliches Programm auch einmal zu durchlaufen.
Und natürlich bitte ich meine Leserinnen und Leser um Gebet für meine Brüder und mich, dass wir den eingeschlagenen Weg weiter gehen lernen. Schauen wir mal, wie der Herr uns weiter durch die Wüste führt.
Jakob Hasenmaile
Großartig! Ich kann nur jedes Wort bestätigen. Ich durfte Exodus 90 schon zum dritten Mal durchlaufen und jedes Jahr erlebe ich seit dem ein Osterfest wie niemals zuvor in meine 60 Lebensjahren.
Es ist unbeschreiblich in welche Tiefen des Glaubens und in welche Freiheit vom Zeitgeist jeder vordringen kann, der sich darauf einläßt.
Bist Du bereit für mehr?
Ja, dann los, wer wagt gewinnt!