Kann eine Osterfreizeit ein gelungenes Wochenende und ein geistlich reiches Osterfest beinhalten? Und ob!

Osterfreizeit – Jesus und Maria im Blick (Bild: Felix Honekamp)
Wer schon mal versucht hat, die Karfreitagsliturgie mit seinen kleinen Kindern in einer Gemeinde zu feiern, hat eine Vorstellung, wie schwierig das Flöhehüten sein kann. Bei den meisten Familien führt das dazu, dass man sich aufteilt: Wer geht zur Gründonnerstagsliturgie, wer zur Ölbergstunde, wer begleitet den Karfreitag, wer darf in die Osternacht, wer zur Morgenmesse am Ostersonntag? Bei letzterer geht es dann vielleicht auch wieder mit den Kindern, aber ansonsten müssen die – nicht offiziell, aber eben doch – draußen bleiben. Und in der Tat ist es ja auch nicht so einfach: Der Karfreitag zeichnet sich durch eine ganz besondere Stimmung aus, da erscheint Kindergeschrei nicht angemessen. Und die Osternacht wird zu einer Zeit gefeiert, zu der Kinder bestenfalls im Bett liegen, jedenfalls aber nicht in ruhiger Gemütsverfassung zum Verbleib in der Kirchenbank bewegt werden können. Dass also die Anwesenheit von Kindern zu diesen Festen störend sein kann, verstehe ich durchaus (wenn ich auch ein bisschen mehr Toleranz erwarten würde für die Zukunft der Kirche).
Aber es gibt eine Lösung, die eigentlich auf der Hand liegt: Man feiert das Triduum Sacrum einfach mit anderen Familien und ihren Kindern gemeinsam: Störungen passieren dann durch jede Familie, aber man kann die Liturgie auch durchaus auf die Belange von Familien zuschneiden. Nein, nicht „umgestalten“ aber man kann auch eine Karfreitagsliturgie so feiern, dass sie auch für Kinder interessant ist und sie in die Lage versetzt werden, „durchzuhalten“. Nebenbei passiert in der Liturgie dieser Tage soviel, dass man sie den Kindern durchaus auch schmackhaft machen kann – wenn man ihnen denn erklärt, warum der Priester einigen Männern die Füße wäscht oder Priester und Ministranten sich auf den Boden legen. Wir haben in diesem Jahr darum wieder – zum dritten mal – an der von einigen Mitgliedern der Laienorganisation Regnum Christi organisierten „Osterfreizeit“ teilgenommen. Im Gegensatz zum letzten Jahr ging immerhin (manche meinen „leider“) beim österlichen Weihrauch kein Feueralarm im evangelischen Freizeitzentrum in Oberursel los. Aber abgesehen davon war es wirklich eine positive Weiterentwicklung dieses schon zur Tradition gewordenen gemeinsamen Wochenendes: 50 Personen, davon geschätzt 30 Kinder im Alter zwischen einem und vielleicht zwölf Jahren konnten gemeinsam und unter Begleitung von zwei Priestern die Kartage und das Osterfest begehen.
Und das Beste daran: Es funktioniert! Das gemeinsame Ziel vor Augen – sich zusammen auf Ostern vorzubereiten und zu feiern – geht viel mehr, als man glaubt: Die meisten Feiern mussten aufgrund der relativ kleinen Kapelle im Speisesaal gefeiert werden, aber die Vorbereitungen dazu, inklusive einiger räumlicher Unwägbarkeiten, haben alle gemeinsam – nicht zuletzt auch die Priester – gemeistert. Die Kinderbetreuung während einzelner Vorträge war geregelt, es gab ein differenziertes Programm für drei Altersgruppen, sodass die Eltern auch geistlich genährt wurden. Dazu gemeinsame Aktivitäten der ganzen Familie, vom Kreuzweg über das Basteln von Osterkerzen bis zum Besuch des empfehlenswerten Bibelmuseums in Frankfurt. Durch gegenseitige Rücksichtnahme konnten auch unruhige Phasen in der Liturgie eingefangen werden, die so auch für die Kinder zu einem Erlebnis wurden. Man kann sagen: Am Samstagabend waren alle bereit für eine feierliche Osternacht, die Kleinsten schon im Bett, die größeren Kinder ausreichend instruiert, dass sie teilnehmen konnten. Die Aussicht auf das Osterfeuer und eine an die Osterliturgie – mit allen (!) Lesungen – anschließende Feier mag dazu beigetragen haben, dass einige ruhiger waren, als sie es sonst gewesen wären.
So habe ich auch in diesem Jahr wieder ein gutes Osterfest feiern können, mit geistlicher Vorbereitung, Beichte bei einem der beiden – nebenbei unglaublich engagierten und stressresistenten – Priester und, besonders wichtig: Mit der ganzen Familie!
Das Format kann ich darum nur jeder Familie empfehlen. Ob im gemeinsamen Freundeskreis oder in einer geistlichen Gemeinschaft: Wer als Familie gerne zusammen und nicht hintereinander Ostern feiern möchte, hat so die Möglichkeit dazu. Und als angenehmer Nebeneffekt nehmen die Kinder auch noch zusätzliche geistliche Nahrung und Erfahrungen der Liturgie mit, die ihnen ansonsten für die ersten Jahre versagt bleiben würden.
akinom
Ich geb’s zu: Ich mag keine „Familien-Event-Gottesdienste“ und auch keine Schulmessen, die es ja kaum noch gibt. Aber um so mehr habe ich Sehnucht nach der Wiedergeburt einer wirklich jungen Kirche. Gönnen wir Kindern auch ab und zu einmal das seltene Event „Ruhe“ und „Schweigen“. Viele kennen es gewiss nur noch in digitaler From. Oder?
Irgendwo habe ich auch mal gelesen, Kinder müssten sich auch mal „mit Anstand langweilen“ können.
Gerne gebe gebe ich einem Kind einen Euro mit der Frage: „Hast Du wohl noch Zeit, (mit der Mama) ein Kerzchen für mich bei der Gottesmutter anzumachen? Wenn man etwas für andere tut, hilft das nämlich immer viel mehr, als wenn man etwas für sich selber tut!“ Diese Bitte ist mir noch nie abgeschlagen worden. Auch nicht von Jugendlichen und Erwachsenen.
Matthias Schrader
Ich glaube Birgit Kelle hatte das mal mit „in Anstand langweilen“ für Kinder in der Messe geschrieben. Den Bericht über die Osterfreizeit empfinde als sehr wohltuend und Herz erwärmend. Das „Geheimrezept“ ist wohl die gute Mischung aus verständnisvollen Priestern und anderen Familien, Erläuterung der österlichen Geheimnisse für Herz, Hand und Verstand und einem stressfreier Rahmen. Ich freue mich für Sie und Ihre Familie mit.
a
Ja, es ist eine frohe Botschaft, die Felix Honekamp mit Familie erlebt und als Zeuge im weltweiten Netz eindrucksvoll verkündet hat. Es tut mir Leid, dass ich dies in meinem Leserbrief nicht an die 1. Stelle gesetzt habe. Möge das „Geheimrezept“ Schule machen, auch wenn es eine 70jährige Oma nicht mehr betrifft. Wir sind ja „die Eltern kommender Generationen“, wie es Henri J.M. Nouwen in seinem Büchlein „Die Gabe der Vollendung“ formuliert.
Dieter Schrader
Meine Frau und ich haben in diesem Jahr einen evangelischen Gottesdienst am Ostermontag miterlebt, in der eine Familie mit 4 ( vier) kleinen Kindern anwesend war. Das Angebot an die Kinder den separaten Kindergottesdienst mitzufeiern lehnten sie mit der Begründung ab sie möchten gern den ganzen Gottesdienst miterleben. Das taten sie denn auch in vorbildlicher Weise, indem die älteren alle Teile die von der Gemeinde mitgesprochen bzw. mitgesungen wurden, ebenfalls Mitsprachen bzw. mitsangen. Die Gemeinde der SELK ( Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche) war entzückt und der anwesende Bischof ermutigte die Eltern auf diesem nicht einfachen Weg mutig weiter zu machen.
akinom
Über SELK weiß ich überhaupt nichts. Doch verbinde ich den Begriff mit Personen: Mit Prof. Berger (und seinen Buchtitel „Glaubensspaltung ist Gottesverrat“), mit Andreas und Gudrun Theurer, und mit den Emmaus-Jüngern des Ostermontag. Sind die Genannten nicht auch Emmausjünger mit ihrer schmerzlichen Berufung? Über die Männer der Bibel mit den „brennenden Herzen“ und ihre Biografien erfahren wir nicht viel. Doch scheint mir, sie sind gerade heute Hoffnungsträger der Kirche…
Ihr Ostermontagserlebnis, Herr Schrader, macht mich ein wenig neidisch, wenn ich an Gottesdienst und meine 4 Enkelsöhne (im Alter von 2 – 10 Jahren) denke. Es ist wahr: Wir dürfen Kinder nicht ausgrenzen mit kindischen Verwahr-Ersatzprogrammen. Toll, wenn sie sich dagegen wehren! „Lasset die Kindlein zu mir kommen!“
Für mich ist ein zufällig besuchter Gottesdienst im Kölner Dom ein Aha-Erlebnis gewesen mit vielen Touristen jeden Alters aus aller Herren Länder, Angehörigen vieler Religionen und Ungläubigen. Sie durften staunend, schweigend und andächtig erleben, was Liturgie eines Gottesdienstes ist. Hier dient uns Gott und nicht wir ihm! Lassen wir uns von ihm bedienen!