Gesetze sollen den Menschen dienen, ihre Freiheit sichern. Alles was darüber hinausgeht ist mindestens schwierig. Das kann man auch als Siebenjähriger feststellen.
Junge, bin ich stolz auf meinen Sohn! Ab und an beschleicht einen ja die Befürchtung, dass Erklärungen, erzieherische Maßnahmen, Lob und Tadel eher in den Wind gesprochen sind. Gerade Jungs, jedenfalls wenn sie „nach mir“ kommen, sind da schwierig, weil sie sich wenig äußern und kaum Einblick in ihre Gedankenwelt öffnen.
Das gute Gesetz
Umso schöner, wenn man dann doch mitbekommt, dass etwas, das schon lange „gärt“ am Ende Früchte trägt. So habe ich meinen Kindern direkt nach ihrer deutschen Veröffentlichung die Bücher der Tuttle-Zwillinge geschenkt und – zunächst – vorgelesen. Zu denen gehört auch Connor Boyacks (der Erfinder der Buchreihe) „Die Tuttle-Zwillinge und das Gesetz“, basierend auf Frédéric Bastiats „Das Gesetz“, ein Standardwerk libertärer Literatur.
Darin wird erläutert, dass Gesetze nur dann gut sind, wenn sie die Menschen und ihre Freiheit schützen und immer dann pervertieren, wenn Interessengruppen Gesetze gegen andere durchsetzen oder sich bereichern, sodass jeder versucht, ein möglichst großes Stück am Umverteilungskuchen zu bekommen. Grundsätzlich aber: Gesetze sollen die Freiheit des Menschen bewahren, dann sind sie gut.
Reale Gesetze
Und dann stößt mein Sohn auf gesetzliche Regelungen, die ihm völlig unverständlich erscheinen:
Da war unser Auto zur Reparatur, das Licht hinten war ausgefallen. Die notwendigen LED-Lampen mussten im Autohaus bestellt werden: man darf die – aus unerfindlichem Grund – nicht auf Lager haben. Dann hat er im Fernsehen eine Ausgabe von „The voice of Germany“ gesehen, in der eine der jüngeren Künstlerinnen nur noch im Publikum sitzen durfte, weil in Deutschland Kinder und Jugendliche ab 23 Uhr nicht mehr auf einer Bühne stehen dürfen.
„Papa, hast Du nicht mal gesagt, Gesetze sollten sinnvoll sein?“ war die Eingangsfrage, bevor er mir erläuterte, um was es ging. Und je mehr er mir berichtete, umso stolzer wurde ich auf ihn. Denn er macht sich tatsächlich Gedanken, wozu solche Regelungen wohl gut sein könnten.
Gut gemeint …
Ich habe versucht zu erläutern, dass ganz oft ein gut gemeinter Ansatz hinter manchen Regelungen steckt: Dass Kinder nicht – von ihren Eltern gepusht – bis nachts auf der Bühne stehen sollten, kann man verstehen. Aber wenn die Rahmenbedingungen passen (die man gesetzlich kaum regulieren kann), dann verliert ein solches Gesetz jeden Sinn. So saß also die junge Sängerin im Publikum, anstatt dass man sie auf die Bühne gelassen hätte, wo sie selbst hin wollte. Und früher schlafen gegangen ist sie dadurch sicher auch nicht.
Und wir mussten ein oder zwei Tage warten, bis unser Auto repariert werden konnte. Vermutlich gibt es irgendeine Idee hinter dem Verbot, bestimmte Ersatzteile vorrätig haben zu dürfen, aber wir – mein Sohn und ich – haben schnell entschieden, dass dieser Vorsatz auf jeden Fall nach hinten losgegangen ist.
Warum ist das so schwer zu verstehen?
Und das Fazit: Gesetze sollten gut sein, sie sollten den Menschen und seine Freiheit schützen. Das tun sie aber in aller Regel nicht, sondern bevormunden den einen oder benachteiligen einen anderen. Unsere Gesetze sind meiner eigenen Schätzung nach – abgesehen von den BGB-Grundlagen und ähnlichen – vermutlich zu 99 % keine guten Gesetze sondern resultieren aus einem Regulierungs- und Machbarkeitswahn der Politik, die meint, sie müsse nicht unsere Freiheit beschützen sondern uns – ungefragt – vor Schaden bewahren.
Mein Sohn hat das mit seinen knapp acht Jahren verstanden – ich frage mich, wieso das anderen so schwer fällt?
Nachtrag: Aktuell erschienen ist aus der Buchreihe „Die Tuttle-Zwillinge und der Ärger um die Imbisswagen“ – habe ich noch nicht gelesen aber bestellt und empfehle ich aber blind!
Stefan Schmidt
Ein schönes Erlebnis mit ihrem Sohn. :)
Ganz genua die richtige Einsicht. So bin ich sehr dafür, dass Gesetze regelmäßig auf Sinnhaftigkeit und Nutzen untersucht werden sollten, aber wo kämen wir dahin? Politiker machen doch keine Fehler.
Wie dem auch sei.
Etwas anderes erregt hier meine Aufmerksamkeit um das ich mir schon länger Gedanken mache.
Sie schreiben hier davon, dass Sie stolz sind auf Ihren Sohn. Ich finde das gut und richtig so.
Allerdings gehört doch der Stolz auch zur Todsünde Hochmut, oder nicht?
Ich weiß das bis heute nicht richtig einzuordnen. Gibt es zwei verschiedene Arten von Stolz? Oder gehen wir doch in die Irre mit solchen Gefühlen und Aussagen?
Andererseits ist das doch auch wichtig für ein Kind und dessen Entwicklung und auch für einen selbst.
Papsttreuer
Danke für den Kommentar!
Was den Stolz oder Hochmut angeht: Das lohnt sicher eine tiefere Betrachtung, aber ich denke, es ist ein Unterschied, ob man selbst „stolz“ ist oder „stolz auf jemanden“ ist. Bei letzterem ist es dann ein Unterschied, ob das einfach ein – vielleicht nicht ganz glücklich gewähltes Synonym – für „ich freue mich über dich“ ist oder ein „Schau mal, wie gut ich das mit Deiner Erziehung gemacht habe“ – Letzteres habe ich natürlich nicht gemeint. Es ist tatsächlich die Freude über den Sohn, und ein gewisses Maß an Freude, dass sich Gott meiner Hilfe bei dessen Erziehung bedient.
Aber wie gesagt: Das ist ein größeres Thema, das vielleicht mal eine Serie lohnen würde.
Herzliche Grüße und Gottes Segen!
Stefan Schmidt
Danke für Ihre Antwort.
Für eine Serie zu dem Thema würde ich mich sehr interessieren.