Es ist vielleicht theologisch nicht das wichtigste, aber doch das schönste Fest: Weihnachten!

Machen wir uns nichts vor: Theologisch können wir so oft wir wollen betonen, dass das Osterfest das wichtigste Fest der Christenheit ist, da draußen wird das aber nicht ankommen. Man kann sich fragen, wie sich das entwickelt hat, schließlich läge das Osterfest jahreszeitlich deutlich schöner. Ist aber am Ende auch müßig: Da draußen bleibt Weihnachten DAS christliche Fest schlechthin.
Freude
Darüber kann man jammern, man kann aber auch versuchen, überhaupt mal wieder klar zu machen, was denn eigentlich das Weihnachtsfest bedeutet. Da wäre der Ansatz des vergangenen Gaudete-Sonntags auch nicht schlecht: Worin besteht eigentlich die Freude der Menschwerdung Gottes? Zwar werden immer wieder Videos und Umfragen präsentiert, die – in zunehmender Tendenz – beweisen, dass in der Welt nur noch die wenigsten wissen, welchen Hintergrund das Weihnachtsfest eigentlich hat, aber grundsätzlich ist die Geschichte mit Jesus, und dass der irgendwas mit Gott zu tun hat, schon noch bekannt.
Wenn das so ist, dann kann man ja dem einen oder anderen vielleicht auch klarmachen, welche Freude er empfinden würde, wenn ein geliebter Mensch, den er sehnlichst vermisst, vielleicht jemand, der bereits vor Jahren gestorben ist, wieder da wäre. Wäre das nicht eine (fast) unvergleichliche Freude? Und wenn nun die Menschen auf der Welt seit Tausenden von Jahren darauf gewartet haben, dass Gott zu ihnen kommt – wäre die Freude dann nicht noch unvergleichlich größer?
Freiheit
Von einem befreundeten Priester habe ich den folgenden Vergleich: Was, wenn ich seit Jahren im Gefängnis säße und plötzlich erreicht mich die Botschaft, das ich in ein paar Tagen freigelassen würde? Wäre die Freude nicht unglaublich? Und wie groß wird die Freude erst sein, wenn das jemand kommt, der mich aus all meinen Verstrickungen befreit? Der meine Schuld sieht und mich trotzdem liebt und nicht eher ruht, bevor ich nicht in Freiheit bin? Wie groß muss da die Freude sein?
Natürlich, als Katholiken sagen wir zu Recht, dass zu dieser Befreiung eben auch das Leiden, der Tod und die Auferstehung Jesu gehört. Ohne das Heilige Triduum ist diese Befreiung nicht denkbar. Und doch: Weihnachten, die Menschwerdung Gottes, legt den Grund für Ostern. Sollten wir da nicht nachsichtig sein und den Menschen nach Weihnachten langsam erst Ostern und dann die Leidensgeschichte Jesu erklären?
Zeichen Gottes
Logisch wäre eine andere Reihenfolge, aber wenn es das Ziel ist, verstanden zu werden, warum dann nicht mit dem anfangen, was bereits – zumindest in ganz groben Zügen – verstanden wird? Und dann passen auch ganz viele weihnachtliche Traditionen und ergeben – jenseits des Konsums – erst Sinn. Geschenke? Sie können ein Zeichen der Freude sein, die man teilen möchte. Wer als Christ erkennt, was er zu Weihnachten feiert, der kommt nicht umhin, sich zu freuen … und ein „Ventil“ für das Teilen der Freude zu suchen.
Natürlich wäre ein Besuch der Messe schön … aber wer einen weihnachtlichen Spaziergang macht, der mag erkennen lernen, dass da noch mehr ist zwischen Himmel und Erde als Atome und Elemente: Welchen Sinn hat die Schönheit eines rauhreifbedeckten Baumes? Welchen Sinn hat die geheimnisvolle Stimmung eines nebelschwadendurchzogenen Waldes? Welchen Sinn haben auch die Fantastilliarden Gerüche der Natur … oder von mir aus der Geschmack eines Hirschbratens oder heißer Maronen?
Schönheit
Effizient ist das alles nicht, aber schön ist es, ein Geschenk ist es, und Weihnachten, da nehmen wir als Christen diese Geschenke besonders an und danken dem Schenker: Für all diese weltlichen Geschenke aber auch für die Freiheit, die er geschenkt hat. Und dafür, dass er sich zu allem Überfluss auch noch zu uns gesellt hat, die wir drauf und dran sind, seine größten Geschenke einfach zu vergessen und sie geringzuschätzen.
Schönheit ist, so möchte ich sagen, ein Ausdrucksmittel Gottes. Gott kann – aus Prinzip – nur schön (auch wenn einem die Schönheit manchmal nicht so aufgeht). Schönheit ist ein Geschenk Gottes … und darum ist es gut, Weihnachten schön zu feiern. Baum, Kerzen, Musik, Kinderlächeln, Geschenke, leckeres Essen … von außen betrachtet alles wenig sinnvoll, aber innerlich alles Geschenk.
Fülle
Jesus ist gekommen, damit wir das Leben haben, und es in Fülle haben (vgl. Joh 10,10) – und was ist Weihnachten, die festliche Stimmung und der Genuss der Gesellschaft anderer Menschen, auch der Genuss von guten Speisen, wenn nicht ein Abbild (wenn auch verkleinert) dieser Fülle?
Würde Jesus sich wünschen, dass wir aufhören, uns gegenseitig zu beschenken, einen Braten zu genießen oder ein gutes Glas Wein zu trinken, nur weil andere den Zusammenhang zwischen diesen Dingen und ihm nicht verstehen? Ich kann es mir nicht vorstellen … sehr wohl aber kann ich mir seine Antwort vorstellen: „Dann erklärt es ihnen!“ Und das ist mit Weihnachten vermutlich leichter als mit jedem anderen unserer kirchlichen Feste.
Ein gesegnetes Fest
In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern, Ihren Verwandten und allen Lieben, die Ihnen am Herzen liegen, ein gesegnetes Weihnachtsfest! Genießen Sie die Geschenke Gottes … und auch die Geschenke, die andere Ihnen machen.
Ich werde bis zum Jahreswechsel pausieren, so Gott will werden wir uns aber im kommenden Jahr hier wiedersehen. Dafür also auch einen guten Rutsch und Gottes Segen für ein neues Jahr 2019!
akinom
„Natürlich wäre ein Besuch der Messe schön … aber wer einen weihnachtlichen Spaziergang macht, der mag erkennen lernen, dass da noch mehr ist zwischen Himmel und Erde als Atome und Elemente“ Wunderschön! „Den brennenden Docht löscht er nicht aus!“ So sieht es offensichtlich auch der Blogger.
Stefan Schmidt
Tja….was soll man dazu noch schreiben?
Wunderbarer Text.
Ich denke, dass Weihnachten bekannte und beliebte ist, liegt auch daran, dass es jetzt kalt ist (könnte gerne kälter sein) und dunkel und man dadurch so nach innen gedrängt wird. Die ganze Umwelt läd nicht nur ein zum Wahrnehmen, so wie Sie es schreiben, sondern auch zum Einkehren, Zusammenkommen im warmen Wohnzimmer bei schönem Kerzenlicht.
Eben das Gemütliche steht schon allein deshalb im Vordergrund, weil es draußen so ungemütlich ist, zu Ostern ist es schon wieder wärmer (vor allem wenn Ostern so spät ist so wie nächstes Jahr) und der Frühling birgt immer eine Aufbruchstimmung in sich.
Jedenfalls bilde ich mir ein, dass es was damit zu tun haben könnte.
Ich mag beide Feste gleich gerne, wobei zu Ostern traditionell der Schlaf etwas zu kurz kommt, aber ich mag Feuer sehr gerne. ;-)
Haben auch Sie schöne Weihnachten und einen guten Start in das neue Jahr.
Mehr kann ich diesem wunderbaren Text nicht mehr hinzufügen.
Mit dem Schlusswort meines Lieblingsfilmes zur Weihnachtszeit will ich schließen.
Ein frohes, besinnliches Fest!
Papsttreuer
… den „kleinen Lord“ muss ich diese Saison auch noch schauen …
Dito!
Stefan Schmidt
Hab ihn grade geschaut. Es heißt „Ein frohes, gesegnetes Fest.“ :D
Ich hätte beschwören können es hieße besinnlich, nun wie dem auch sein,
ich musste das einfach richtig stellen. :D
Konrad Kugler
Sehr geehrter Herr Honekamp,
um ihnen zu beweisen, daß es noch Sachverständige zu dieser Frage gibt, aber auch, um Ihnen vielleicht eine kleine Freude zu machen, das Folgende
Ohne Ihre Frage nach der Wichtigkeit des Weihnachtsfestes wäre ich nicht angeregt worden, die Frage genauer zu bedenken. Schon länger bin ich der Meinung, daß der Wortlaut bei Mariä Verkündigung nicht ganz klar ist.
Gabriel erschien und verkündete ihr, daß sie empfangen werde, fragte Maria erstaunt: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne[n will]?“ Diese Ergänzung schließe ich aus Offenbarungen Anna Katharina Emmerick oder der Resl von Konnersreuth. Eine von ihnen sagte, daß Maria jungfräulich leben wollte.
Aber die wichtigere Erkenntnis lautet so: Genau genommen beginnt unsere Erlösung mit Mariä Verkündigung. Ohne das paradiesische Geschöpf Maria keine Folgen.
Ostern ist ohne Mariä Verkündigung nicht denkbar.
Ihnen und uns allen wünsche ich ein friedliches Weihnachtsfest und ein von Vernunft geprägtes 2019.
Stefan Schmidt
„Ostern ist ohne Mariä Verkündigung nicht denkbar.“
So etwas ähnliches dachte ich auch, Herr Kugler. Weihnachten ist eine der Vorraussetungen für Ostern.
Etwas was Herr Prof. Siegfried Zimmer, ein protestantischer Theologieprofessor, in seiner Serie Worthaus auf Youtube mal sagte „Wenn man sich das Glaubensbekenntnis anguckt, man könnte meinen er hat überaupt nicht gelebt“.
Das soll keine Geringschätzung des Glaubensbekenntnisses sein, oder ähnliches, es soll einfach zeigen, dass das Leben Jesu auch wichtig ist, nicht nur sein Tod.
Gehaben Sie alle sich wohl. Ich freue mich schon darauf im neuen Jahr wieder hier zu kommentieren und zu diskutieren, mit Ihnen allen. :-)