Die freiheitliche Grundordnung in Deutschland steht auf der Kippe. Der Umgang mit Corona-Maßnahmen ist ein Symptom des Niedergangs.

Eigentlich muss man der Dame ja dankbar sein: Unsere Kanzlerin spricht von „Öffnungsdiskussionsorgien“ und macht dadurch – nach „alternativlos“, „nicht hilfreich“ und „nicht mehr mein Land“ – erneut deutlich, was sie als ehemalige FDJ-Sekretärin vom demokratischen Austausch von Meinungen hält. Beunruhigend ist daran aber vor allem, dass man vermuten muss, dass sie mindestens eine absolute Mehrheit der Bundesbürger hinter sich hat, die offenbar der Meinung sind, der Staat solle für sie entscheiden, welches Risiko sie eingehen dürfen und was verboten gehört.
Notwendige Verbote?
Warum sind solche Verbote für diese Menschen notwendig? Würden sie unweigerlich vor jeden LKW laufen, wenn das Überqueren der Straße bei „rot“ nicht verboten wäre? Würden sie ihre Kinder und ihre gebrechlichen Eltern dabei gleich mit ziehen? Also reichen für solche Menschen keine gesundheitlichen Bulletins, es reichen auch keine Virologen, die Gefahrensituationen beschreiben und Maßnahmen zu deren Vermeidung vorschlage. Ein Großteil der Menschen ist ohne Verbote und Zwangsmaßnahmen ganz offensichtlich nicht lebensfähig … und da verunsichern natürlich Diskussionen über Sinn und Unsinn einzelner solcher Maßnahmen nur.
Nun hat aber der „Lockdown“, das weitgehende zum Erliegen bringen des öffentlichen Lebens, auch noch mindestens zwei unangenehme Nebenwirkungen, nicht nur, dass manchem der dauernde Aufenthalt zu Hause auf die Nerven gehen kann. Es ist erstens der Verlust der sozialen Kontakte, den man mit Videokonferenzen nur bedingt ausgleichen kann. Natürlich kann man telefonieren, natürlich kann man Skype, Zoom, Webex etc. zum Einsatz bringen. Aber die Nähe eines Menschen, mit dem ich mich in einer Kneipe oder einem Café treffe, um über Gott und die Welt zu schnacken, ist nicht durch Emojis zu ersetzen.
Soziale Wesen
Menschen sind soziale Wesen; eine Gesellschaft funktioniert nur so lange gut, wie soziale Kontakte gewährleistet sind. Autoritäre Systeme kennen das und nutzen den Effekt: Seit jeher gehört es zum sozialistischen Gedankengut, allzu enge Bindungen aufzulösen und als altbacken, fortschrittshemmend oder – natürlich – konservativ und im Zweifel rechts zu denunzieren. Wenn wir also heute eine politische Landschaft vorfinden, deren Protagonisten sich in erster Linie als „links“ definieren, dann ist Gefahr im Verzug: Die politische Nomenklatura hat längst für sich entdeckt, dass Angst ein wunderbares Vehikel ist, um den Menschen alle möglichen sozialen Einschränkungen zu „verkaufen“.
Zweitens gehört zu den windfall-profits einer Politik, die die Gesellschaft nach ihren eigenen Vorstellungen umbauen möchte, die Schwächung des christlichen Glaubens. Ob man nun Gottesdienste explizit verbietet oder sich diese nur aus anderen Freiheitseinschränkungen ergeben, ist dabei unerheblich. Die Kirchen sind weitgehend leer, abgesehen von Online-Angeboten mit durchaus unterschiedlicher und teilweise durchwachsender Qualität, liegt das geistliche Leben weitgehend brach. Wer den Gang in die Messe immer schon als eher störend empfunden hat und nur „in die Kirche gegangen“ ist, weil man das so tut, für den ist die jetzige Situation eine Entlastung. Diejenigen aber, die eine Messe besuchen wollen, die eine auf YouTube verfolgte Messe nicht für einen adäquaten Ersatz für die Beteiligung an einer Eucharistiefeier halten, leiden in diesen Tagen, und nicht nur zu Ostern.
Wie ziviler Ungehorsam aussehen könnte
Und sie leiden noch mehr, weil es die deutschen Kirchenführer nicht für nötig halten, sich dagegen adäquat aufzulehnen. Wenn man es wirklich ernst meinte mit dem Protest gegen religionsfreiheiteinschränkende Maßnahmen wäre der zivile Ungehorsam schnell hergestellt: Der Dispens, die Pflicht zur Teilnahme an der Heiligen Messe auszusetzen, kann bestehen bleiben, darüber hinaus gestaltet man die Kirchenräume risikoreduzierend, sorgt für Abstand zwischen den Familien und findet Möglichkeiten zum Empfang der Eucharistie, die sowohl für Priester wie auch für Gläubige das Risiko einer Corona-Infektion minimieren. Dann möchte ich mal sehen, wie Hundertschaften von Polizei und Ordnungsamt ausrücken, um tausende Heilige Messen in diesem Land zu unterbinden.
Das aber wäre eine Abkehr von dem Konsens, als Kirchenorganisation alles zu tun, um der Politik zu gefallen. Es wäre ein deutliches Zeichen des Widerspruchs gegen eine Politik und gegen einen gesellschaftlichen Trend, die den Glauben an den Rand zu drängen und den Kirchenbesuch auf eine Stufe mit einem Konzertbesuch zu stellen versuchen. Das stimmt mich wiederum nicht sehr optimistisch: Die Kirche als Stachel im Fleisch der Gesellschaft? Das ist leider schon eine ganze Weile her, auch wenn es unter den Bischöfen immer wieder auch Ausnahmen gibt, die sich mit der Politik nicht gemein machen.
Chefs oder Hirten?
Bei der Gelegenheit möchte ich mich schützend vor die einfachen Gemeindepriester stellen, die oft selbst unter der Situation leiden, ihren Bischöfen aber gehorsam bleiben. Ich kann gut verstehen, dass sie sich nicht gegen ihren „Chef“ auflehnen, auch wenn man durchaus unterschiedlich innovativen Umgang mit den Einschränkungen beobachten kann. Es ist eben ein Unterschied, ob ich die Kirchen lediglich öffne, oder ob das Allerheiligste ausstelle, damit die Menschen vor Jesus beten können – auch um ein Ende der Pandemie. Es ist ein Unterschied, ob ich ein YouTube-Video ins Netz stelle oder für Gelegenheiten sorge, bei aller gebotenen Vorsicht zu einem Austausch mit den Gläubigen zu kommen. Wenn Priester mit dem Monstranz durch die Straßen ziehen oder gar – wie in meiner Nähe geschehen – mit dem Flugzeug über die Gemeinde fliegen um sie aus der Luft zu segnen, dann zeugt das von viel Phantasie, Christus zu den Menschen zu bringen, wenn sie nicht zu ihm kommen können.
Nicht selten wird auf solche Ausnahmeinitiativen hingewiesen, wenn Kritik daran laut wird, die Kirche sei in dieser Zeit nicht in der Nähe der Menschen. Aber erstens sind es in der Tat Ausnahmen, und zweitens – was noch schwerer wiegt – tragen diejenigen, die qua Amt als Bischöfe die Hirten ihrer Gläubigen sein müssten, dazu offenbar nichts bei. Man hat es sich auf Bistumsebene in den Schützengräben anscheinend gemütlich gemacht, übt sich in falschem Gehorsam der Politik gegenüber und wartet, dass der Sturm vorüber geht. Keine Ahnung, wer diese Art von Hirten noch braucht?!
Demokratie im Test
Am Ende ist es aber – wie eingangs erwähnt – offenbar ein gesellschaftlicher Konsens, der sich hier wiederspiegelt (was insbesondere bei kirchlichen Würdenträgern nichts entschuldigt), dass man lieber kein Risiko eingeht, Menschen in Krankenhäusern und älteren Menschen in Altenheimen sich selbst und dem medizinischen Personal (die wirklich Anerkennung verdienen!) überlässt, und ansonsten meint, der Staat würde sich schon um einen sorgen. Das tut er in gewisser Weise, aber in besonderer Weise für sich selbst: Die Politik weiß, was sie an Menschen hat, die sich in ihren Häusern und Wohnungen einschließen lassen, den volkswirtschaftlichen Ruin in Kauf nehmen, wenn Vater Staat dafür aufzukommen und Entlastung verspricht, die ihre geistlichen Grundlagen aufzugeben und alles zu akzeptieren bereit sind, was ihnen die Regierung als alternativlos und/oder risikoreduzierend abverlangt.
Die Demokratie in diesem Land erlebt den vielleicht härtesten Testlauf seit ihrem Bestehen nach dem zweiten Weltkrieg, größer jedenfalls als durch linken Terror in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts oder den islamistischen Terror seit Beginn dieses Jahrtausends. Und weil die meisten diesen Test nicht mal sehen, bin ich mehr als vorsichtig in der Bewertung, wie der Test ausgeht: Wenn die deutsche Gesellschaft feststellen sollte, dass ihr weder der Glaube noch die Freiheit viel wert sind, dann haben ihre Gegner gewonnen.
Mechthild
Lieber Papsttreuer,
Wie schlimm es ist, wurde mir kürzlich bewusst als ein Cousin von mir beigesetzt wurde. Er starb an einem schnell fortschreitenden Krebs. 10 Jahre hatte er in der Türkei gelebt und gearbeitet, und sein letzter Wunsch war, in seinem Geburtsort in Deutschland beerdigt zu werden. Er hat 2 erwachsene Kinder, 3 Geschwister und seine über 90jährige Mutter lebt noch in einem abgeschlossenen Seniorenheim. Als zehnte Person durfte ich an der Beisetzung teilnehmen. Illegalerweise waren wir dann 11, denn die Mutter, meine Tante, hatte wieder Erwarten eine Ausnahmegenehmigung bekommen, das Heim zu verlassen und vermummt mut Mundschutz, Handschuhen und einem Netz über ihrer Kleidung an der Beisetzung teilzunehmen. Ich durfte uns Cousins vertreten. Man traf sich am Grab, auf dem Friedhof, wo mein Cousin über all die Jahre hin das Grab seiner Großeltern erhalten hatte – als hätte er geahnt, dass es einmal seine letzte Ruhestätte sein würde. Seine Schwester brachte die alte Mutter im Rollstuhl. Seine Kinder und die Geschwister hatten alle mehrere Stunden Fahrt. Es sollte eine katholische Beerdigung sein. Aber ein gemeinsamer Abschied in der Kirche war nicht erlaubt. Auch kein Zusammensitzen und Gespräch im Anschluss. Wir durften uns nicht die Hand drücken und in den Arm nehmen. Die Gefahr, dass die alte Mutter das Virus in das Heim einschleppt, war zu groß. Die Kinder meines Cousins habe ich seit Jahren zum erstenmal gesehen. Auch sie durften ihre Oma nicht umarmen. Die Beisetzung stand unter einem gewissen Zeitdruck, denn die Friedhofsmitarbeiter sollten nicht zu lange der Gefahr ausgesetzt sein. Man durfte keine Erde und kein Weihwasser auf den Sarg geben, damit nicht durch das Berühren der Geräte das Virus übertragen wird. Der Pfarrer kannte meinen Cousin nicht, aber er predigte schnell, las alles ab, es wirkte unpersönlich. Da war kein Aufschauen vom Textblatt, keine Pausen … Noch während wir vom Grab weg gingen, begannen die Friedhofsmitarbeiter zu schaufeln. Dann traten alle ihre zum Teil 3 stündigen Heimwege an.
Am nächsten Tag ging ich zum Grab. Ich wohne dort in der Kleinstadt. Auch meine Großeltern und andere Verwandte liegen da begraben. Ich begegnete zwei Frauen, die ich seit Jahren kenne, und immer wieder im Abendgottesdienst traf. Sie erzählten mir, dass einer der Pfarrer gesagt hat, wir Gemeindemitglieder seien selbst schuld, dass es jetzt keine Gottesdienste gebe. Wären wir halt öfter in die Kirche gegangen … Und das zu jemand, der wirklich immer teilnimmt …
Das war das traurigste, was ich seit vielen Jahren erlebt habe. Ich finde auch, dass unsere Hirten uns im Stich lassen.
M. Dreiling
Ein mir bekannter Priester ist neulich auch unter minimaler Teilnehmerzahl unter die Erde gekommen. Man kann froh sein, wenn es in diesen Zeiten noch Beerdigungen gibt (daß nicht alles verbrannt wird).
akinom
Den Beitrag habe ich zuerst bei KAT.NET. gelesen.
Im Vaterunser bete ich jetzt immer: „Dein (nicht nur virtuelles) eucharistisches Brot gib uns wieder“ in der Hoffnung, dass die Sehnsucht danach innerhalb der „deutschen Kirche des synodalen Irrwegs“ wächst. Das bezieht sich auch auf die auf den St. Nimmerleinstag verschobene Erstkommunion und Firmung meiner Enkel. Bitte mit ins Gebet nehmen.
Von meinem Laptop aus blicke ich auf die Turmuhr der Pfarrkirche St. Gudula, die mir zeigt, was die Stunde geschlagen hat, mich an den Engel des Herrn erinnert und die Nähe des Tabernakels spüren lässt. Möge Maria, die Knotenlöserin nicht aufhören der Schlange den Kopf zu zertrete!
akinom
„Ich freue mich auf die Erstkommunion, wenn dies alles vorbei ist!“ So zitierte der Kölner Weihbischof bei der Messe bei EWTN ein Frau der Gemeinde und forderte alle dazu auf, sich zu überlegen, wie sie diesen Tag feierlich begehen können.
Wir müssen die Sehnsucht nach dem Sakrament wachhalten und neu entdecken.
M. Dreiling
Heute habe ich mehrere Vorträge zu Corona auf youtoub von Raphael Bonelli gesehen und gehört – ja, ich konnte mich nicht satt sehen! Am besten war er als „Corona-Panik-Jäger“ und fragte fast zu Beginn; „Sind wir schon auf einer großen Psychiatrie?“ Bei lauter Angsthasen?
Seitdem die Kirchen keine Hl. Messen mehr anbieten, habe ich noch nie wieder so gelacht wie heute – bitte ansehen! Wenn wir uns weiter so schützen, haben sich die Letzten in 10 Jahren noch nicht immunisiert. Corona wird uns erhalten bleiben, länger als uns lieb ist.
Da die „Hunderttausend“ von einer Testreihe kommen – nicht etwa von tatsächlich Kranken im Bett – , kann ich natürlich alles mögliche und auch unmögliche zählen. 150 Euro kostet ein Test (für Freiwillige; siehe Dr. med. Claus Köhnlein = Leugner).
Am meisten ärgert mich, daß „die Kirche“, konkret die Bischöfe uns und damit auch sich selbst aufgegeben haben – im wahrsten Wortsinn. Und die Bischofskonferenz erlaubt sich, vom 2. zum 3. Mai – über Internet – , um Priesterberufung zu beten, ganz zu schweigen von den vielen Konto-Nr., die uns momentan mitgeteilt werden.
Was mir quer im Magen liegt, ist folgendes: In Italien hat man ja im Norden nicht genügend Beatmungsplätze. Und dann wird dort lt. Information eines Arztes – was er ursprünglich nicht glauben konnte – innerhalb von 2 Tagen mit Morphium entsorgt (siehe katholisch.info).
Keine Sorge – bei uns ist das genauso geregelt: Beatmungsplatz, wenn die nicht ausreichen, dann Palliativversorgung, d. h. bedarfsgerecht mit Morphin, Lorazepam und Midazolam (Morphium ist das billigste) mit Absegnung der Ethikkommission. Ein Sterben ohne „Palliativ“ gibt’s im Coronafall scheinbar gar nicht. In einem normalen Bett könnten die Viren ja Beine kriegen und davon laufen. Und ich befürchte: das wird – mit unserm neuen Gesetz – die „Sterbe-Zukunft“ für Deutschland sein.
Was sagte noch neulich der Bischof von Essen: Nichts wird bleiben, wie es war!
Da hilft wirklich nur, sich Gleichgesinnte suchen.
J. D.
Sie haben zu 100 % recht! Danke für diesen auch mutigen Beitrag!
Horst
Danke!
Die Freiheit hat leider nicht viele treue Freunde.