Warum ist eigentlich in der Politik die Bezeichnung des Arschlochs nicht mehr angesagt? Ich finde, das tut der Politik nicht gut – Mehr Randale!

Bild: Konstantin Gastmann / www.pixelio.de
Ganz ehrlich, es kann einem schon ziemlich auf den Keks gehen, wenn man sich die Politik dieser Tage ansieht, festgemacht am Beispiel der Fragestunde der Bundeskanzlerin. Okay, der AfD-Mann Gottfried Curio fragt Merkel, wann sie die Verantwortung für die Migrationsmisere übernimmt, die sie angerichtet hat (die Frage wird nicht beantwortet), ansonsten alles ein Friede-Freude-Eierkuchen-Affentanz. Es ist nicht zum Aushalte, wie diese Frau alles plattredet und mit grammatikalischen Sonderkonstruktionen verhunztem Deutsch teflon-artig an sich abperlen lässt.
Angebliche Hoffnungsträger
Aber andererseits: Ihr Versuch, so mit unangenehmen Fragen umzugehen ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass es die anderen mit sich machen lassen. Annegret Kramp-Karrenbauer, konservative potenzielle Nachfolgerin, stimmt denn auch das Loblied auf ihre Kanzlerin an, und wenn Sie mal nach Jens Spahn, diesem angeblichen Hoffnungsträger einer konservativen Wende der CDU googlen, finden Sie lange keine Äußerungen mehr, die diese Hoffnung rechtfertigen würden.
Von den Medien ist in dieser Frage sowieso nichts zu erwarten, die schnappen quasi über in den Lobhudeleien auf die Souveränität ihrer Kanzlerin. Mag schon sein, dass man in Deutschland die Zeitungen, Magazine und TV-Anstalten nicht direkt politisch zwingt, aber das Lob der Systemmedien der Türkei auf ihren Präsidenten ist auch nicht viel peinlicher als das von Focus oder Spiegel auf Merkel.
Erstickungsgefahr
Es liegt eine derartige Bewegungslosigkeit, eine Trägheit auf dem Land, die kaum auszuhalten ist. Ich zitiere hier gerne noch mal Matthias Matussek, der in seinem Buch „White Rabbit“ seinerseits Sloterdijk zitiert:
Wenn ich in diesen drei Jahren oft das Gefühl hatte zu ersticken, dann lag es an dem, was Sloterdijk den „Lügenäther“ im politischen Raum genannt hatte, dieses sinnbetäubende Gemisch aus Verfälschung und ausgesparter Wahrheit und Sprachregelung, so dicht, dass ich die Fenster aufreißen und schreien wollte. Doch ein Schulterschluss aus Politik und verbrüdertem Journalismus bildete einen Riegel, der schwer zu durchstoßen war.
Was also tun, was ist der Wunsch? Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster, und ich gebe gleich im Vorfeld zu, dass ich mich bislang nicht immer daran gehalten habe: Lassen wir die Politik doch mal „die Sau rauslassen“ anstatt sie immer gleich einzuhegen. Ich wünsche mir Politiker, die Klartext reden, viele wünschen sich das, und selbst in den Medien wird dieser Typus angemahnt. Aber kaum macht einer den Mund auf mit einer Meinung, die nicht im anerkannten Korridor liegt, wird er medial und politisch fertiggemacht.
Zurückbölken statt Petzen
Natürlich, wer austeilt, muss auch einstecken können, aber warum manche Talkshows Politiker, die in ihren Äußerungen über die Stränge geschlagen sind, nicht mehr einladen, erschließt sich mir nicht. Nehmen wir den aktuellen politischen Gott-sei-bei-uns Alexander Gauland: Ich missbillige sein „Vogelschiss“-Wortbild und nehme ihm persönlich nicht eine Sekunde ab, dass er es nicht exakt so gemeint hat, wie es interpretiert wird, bin mir nur nicht sicher ob aus politischer Überzeugung oder aus medialem Kalkül. Aber hey – wenn einer so rumbölkt, dann bölken wir doch bitte zurück und petzen nicht beim nächsten erreichbaren Blockwart!
Da ist mir ja ein Anton Hofreiter von den Grünen lieber, der mit hochrotem Kopf, wild herumkrakeelend Wortmeldungen der AfD im Bundestag begleitet, als diejenigen, die ihre Rolle in diesem Verfassungsgremium selbst nicht mehr ernst nehmen und sich erst mal bei der eiskalten Mutti rückversichern, was sie denn sagen dürfen. Verehrte Politiker-Kaste: Echauffiert Euch, brüllt rum, rastet aus, aber tut wenigstens so, als wenn Euch die Themen, für die einige Euch in den Bundestag gewählt haben, interessieren würden!
Arschloch, Drecksack und Idiot
Ich bin mittlerweile entschieden der Meinung, dass Begriffe wie Arschloch, Drecksack und Idiot zu selten Verwendung finden im Bundestag. Nicht als tatsächliche persönliche Herabwürdigung, sondern als Signal, dass man eine derart andere Meinung vertritt, dass man dafür kaum Worte findet. Vergleichen wir es mit Stammtischbrüdern, die sich über unterschiedliche Auffassungen zu einer Schiedsrichterentscheidung in der Bundesliga derartige „Nettigkeiten“ an den Kopf werfen und trotzdem noch zusammen ein Bier trinken gehen.
Manche mögen meine, so etwas täte dem Niveau in dem „hohen Hause“ nicht gut, aber wenn Niveau bedeutet, dass sich jeder dreimal überlegt, ob er etwas sagt, weil er damit rechnen muss, dass so eine Aussage schon mal von Adolf-Nazi benutzt wurde oder sich irgendeine Minderheit beleidigt fühlen könnte, dann läuft etwas schief.
Knigge-inkorrekte Äußerungen
Diese Art von Politikern, die in erster Linie darauf bedacht sind, keinen Fehler zu machen, bloß nicht aus der Deckung und der politischen Komfortzone herauszuragen, die braucht wirklich kein Mensch. Zu meiner Forderung gehört dann aber natürlich auch, dass nicht jede politisch oder von mir aus auch nur Knigge-inkorrekte Äußerung gleich in einer Weise skandalisiert wird, dass der Gegner medial und politisch erledigt wird.
Dazu gehört auch, dass Medien sich nicht von vorneherein auf eine Seite schlagen. Gottfried Curio fordert in der Kanzlerinnen-Befragung deren Rücktritt und weist in deutlichen Worten auf Migrationspobleme hin? Das ist keine Majestätsbeleidigung, es ist auch kein Populismus, es ist schlicht sein Job, das zu tun. Und wenn sich heute niemand aus der restlichen Opposition (aus der Koalition schon gleich gar nicht) heraus traut, Merkel für die BAMF-Affäre in die Verantwortung zu nehmen, dann machen die ihren Job eben genau nicht! Um meiner Forderung nach Kraftausdrücken direkt selbst nachzukommen: DAS sind die Arschlöcher, nicht die, die mit Forderungen ein bisschen über das Ziel hinausschießen.
Liebe Parlamentarier
Ich habe das verschiedentlich schon geäußert: Ich habe die AfD nicht gewählt und zur Zeit sieht es auch nicht so aus, als ob sich das so schnell ändern würde. Aber ich bin froh, dass sie im Bundestag sitzt. Man stelle sich vor, sie wäre bei den letzten Bundestagswahlen an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert – was für einen lahmen Haufen hätten wir dann in diesem Parlament sitzen?
Also, liebe Parlamentarier … alles, was nicht Regierung ist: So geht Opposition! Und alles, was CDU und SPD ist: In einer Partei zu sein, heißt nicht, dass man nicht auch mal innerparteilich das Maul aufmachen kann! Und alle: Haut rein, macht Lärm – zeigt, dass Euch die Themen wichtig sind, dass Ihr für Eure ganz persönliche Meinung zu kämpfen bereit seid, mit allen demokratischen Mitteln. Oder geht nach Hause und verkriecht Euch, wenn Ihr keinen Gegenwind wollt und die Gefahr lieber meidet! Ich kann Euch Arschlöcher da nicht mehr sehen!
Nachtrag: Dieser Beitrag war schon fertig, bevor Einzelheiten zur Ermordung der 14-jährigen Susanne bekannt geworden sind. Obschon nicht fernliegend fand ich es dennoch unpassend, das hier noch zusätzlich / nachträglich zu thematisieren und verweise auf den Beitrag meines Freundes Klaus Kelle: „Nur Susannas Familie und Freunde werden niemals aufhören zu weinen„. Ich bitte stattdessen meine Leser um Gebet für Susanne und ihre Angehörigen und Freunde.
„Dies Irae“ soll eine neue Serie bei mir heißen, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Beiträge eher einen Wutausbruch denn eine inhaltlich durchdachte Auseinandersetzung darstellen. Als Westfale fällt mir ein Rant im Normalfall eher schwer (oder er ist als solcher gar nicht zu erkennen) – aber Wut im Bauch, davon bin ich zwischenzeitlich überzeugt, muss manchmal (nicht immer) raus, bevor sie abkühlt und man meinen könnte, es sei alles in Ordnung.
Gerd
„Ich habe das verschiedentlich schon geäußert: Ich habe die AfD nicht gewählt und zur Zeit sieht es auch nicht so aus, als ob sich das so schnell ändern würde.“
Es gibt gute Gründe ein „Arschloch“ zu sein und die AfD zu wählen. Sonst wird das nämlich nix in Deutschland.
Gerd
Erhellendes vom „letzten Menschen“ nach Friedrich Nietzsche:
„Man wird nicht mehr arm und reich: beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich.
Kein Hirt und eine Herde! Jeder will das Gleiche, Jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig in’s Irrenhaus……Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit.“
Freiwillig gehe ich zwar noch nicht, aber ansonsten: Chapeau! Treffer! Versenkt!
Gerd
Randale in der Politik? Ein Fundstück:
8.6.2018: AfD (Thomas Seitz MdB) nutzt Redezeit für Schweigeminute für Susanna – Claudia Roth würgt ab.
Thomas Seitz begann die Schweigeminute mit einem kurzem Gebet. Nach einer Zeit der Stille begann die Randale von Claudia Roth. Sie rief den Abgeordneten Seitz dazu auf, die Tagesordnung zu beachten. Als dieser noch in der Stille verharrte, randalierten linke und grüne Abgeordnete mit Zwischenrufen gegen das stille Gedenken an einer ermordete 14-jährigen. Dass Grüne und Linke die Stille nicht ertragen können, ist nachzuvollziehen. Dann wird der ganze Trümmerhaufen ihrer „Politik“ nämlich um so lauter schreien. Dem AfD Abgeordneten gebührt Respekt für seinen Mut, den die „etablierten Parteien“ nichts entgegen zu setzen haben, als Pietätlosigkeit, Randal und unterirdische Reaktionen.
https://www.youtube.com/watch?v=Dk7z8Dg6Q1U
Hans
„Nach einer Zeit der Stille begann die Randale von Claudia Roth.“
Randale will doch der Papsttreue. Und nun passt es Ihnen doch nicht?
Gerd
Randale während einer Schweigeminute? Das kann keiner wollen. Außer Claudia Roth…….
Hans
Es gab 2017 in DE fast 1300 Tote durch Straftaten. Sollen jetzt in also in jedem Fall eine Schweigeminute im Bundestag eingeführt werden? Und was heißt „Schweigeminute“? Jeder Abgeordnete kann dann eine persönliche Schweigeminute für sich ausrufen, für jeden Fall den er dafür erachtet? Oder nur die Afd? Warum eine Schweigeminute von Afd jetzt, nicht schon von Anfang an für die Opfer von tödlichen Straftaten?
Nichts als billige Polemik von Afd, wo die Ermordung von Millionen als „Vogelschiss“ deklariert wird. Nichts als Heucheler….
Gerd
@Hans
Die Heuchler innerhalb der AfD zu suchen, hat ja mittlerweile den Fußball als beliebteste Sportart der Deutschen verdrängt. Aber das Gute daran ist: Die Grünen und Linken raffen es nicht mehr, dass sie durch die Randale während einer Schweigeminute, die Wähler scharenweise in die Reihen der AfD jagt.
„Warum eine Schweigeminute von Afd jetzt, nicht schon von Anfang an für die Opfer von tödlichen Straftaten?“
Überlegen sie doch Hans, wie lange die AfD im Bundestag sitzt. Dann kommen sie schon drauf. Im übrigen kämpfen Linke und Grüne für das Recht die Ermordung von Millionen von Menschen als Frauenrecht zu deklarieren. Lustig wenn sie mit der Nazikeule winken.
Hans
@Gerd
Die Afd ist ein gutes halbes Jahr im Bundestag. Also seit ca. 600 Ermordeten in DE.
Aber jetzt eine „Schweigeminute“, weil der Täter ein Flüchtling war. Schweigeminuten im BT werden nicht von einzelnen Abgeordneten nach Gutdünken dem Bundestag ohne Abstimmung durchgeführt. Ausser natürlich die Afd, (weil Afd-Sonderrechte?) weil ein Flüchtling…Nein, nichts als Heuchelei! Das ist so offensichtlich wie Wasser nass ist.
Übrigens habe nicht ich Randale gedordert, sondern Papsttreuer Felix Honekamp. Also dem wird’s dann wohl gefallen haben. Die Reaktion von C. Roth auf die Afd-Heuchlerminute finde ich übrigens zumindest verunglückt. Aber ich muss ja nicht immer der Meinung des Papsttreuen sein.
Gerd
Eine Schweigeminute weil der Täter ein Flüchtling war? Warum nicht? Dann kann zumindest die Kanzerin, so sie anwesend war, über ihren Spruch „Wir schaffen das!“ sinnieren. Die Millionen von Bürgern die ihre Scheuklappen ablegen, kommen zu einem anderen Schluss: „Das schafft uns!“, dürfte mittlerweile wohl eher die Motivation sein, um die AfD zu wählen. Aber sie haben natürlich recht: Eine Schweigeminute für die Opfer von Flüchtlingen würde das Protokoll des Bundestages wirklich durcheinander bringen. Man käme aus dem Schweigen gar nicht mehr heraus. Nur die Linken und Grünen können ihr Plappermaul nicht halten. Im übrigen beteiligen sie sich an der „Randale“, wenn sie hier kommentieren.
Hans
Ja, scheinheilige Heuchelei als Politik – wird zwar angeprangert von der Afd, machen’s jedoch selber permanent. Heuchelei ist zwar keiner der immer wieder beschworenen christlich-abendländischen Werte, aber was kümmert so was die Afd.
Aber wenn Sie solche Heuchelei gut finden, dann ist das Ihre Sache.
Konrad Kugler
Was ist Korruption? Bestechung! Direkt und indirekt.
Die hohen Diäten plus Kostenpauschale mache ich direkt verantwortlich für die Schafherdenmentalität unserer Abgeordneten, deren Hauptaufgabe deshalb in der Sicherung ihres Direkt- oder Listenmandats besteht.
Hans
Und Sie meinen, dass mit geringeren Diäten & Kostenpauschalen die Bestechung verhindert wird?
Oder was sehen Sie als Lösung des Problems?
Gerd
Bei Joschka und Claudia sind Diäten völlig sinnlos.
Hans
Ah, damit sind alle Probleme gelöst?! Super! Ein Geniestreich!
Joschka ist übrigens seit 13 Jahren nicht mehr im Bundestag. Aber was kümmern so Kleinigkeiten ein Genie…
Gerd
Sarkasmus ist nun wirklich nicht ihre Stärke, Hans. Diäten lösen natürlich keine Probleme, Joschka wurde deshalb auch mal spöttisch als Mr. Jojo bezeichnet. Der Triathlon Mann: Fressen, Fasten, Laufen. War mal seine Spezialdisziplin.
Papsttreuer
Und so geht dann Randale ab :-) Es gab bei mir allerdings den Hinweis auf den Stammtisch: Man sollte schon noch in der Lage sein, sich nach der Randale gegenseitig in die Augen schauen zu können. Das ist der Unterschied zwischen Randale (wie ich sie verstehe) und Boshaftigkeit.
Was die Schweigeminute und den Zusammenhang zu diesem Beitrag angeht: Es wird diesen „westfälischen Rant“ doch nicht wirklich jemand so verstanden haben, dass ich damit Pietätlosigkeit entschuldigen möchte? Nein, das kann nicht sein, dass mich jemand so verstanden hat.
Allerdings, und da geht die Randale schon wieder los, nehme ich der AfD nicht ab, dass sie diese ungeplante und für alle anderen überraschende Schweigeminute ohne Kalkulation des jetzt auch erreichten Ergebnisses in den Raum geworfen hat. Die Reaktion der anderen Parteien war nicht souverän und ebenfalls von politischer Kalkulation geprägt. Alles in allem eine ziemlich unwürdige Geschichte, in der sich niemand mit Ruhm bekleckert hat.
Gottes Segen für alle randalierenden Leser!
Gerd
Zumindest ich behaupte nicht, dass hinter der Schweigeminute eines AfD Abgeordneten für Susanne, kein Kalkül steht. Wenn die voraussagende Berechnung der Wirkung die ist die nun stattfindet, dann immer her damit. Wenn schon Randale, dann bitte mit Kalkül.
Gottes Segen zurück, mit dem Hinweis, dass der Stifter unserer Religion wegen Randale zum Tod verurteilt wurde. Wir sind also in bester Gesellschaft.