Der Titel von Birgit Kelles neuem Buch ist Programm: Wie Gaga Gender Mainstreaming ist sollte nach der Lektüre klar sein!
Zum Thema Gender Mainstreaming gibt es zwischenzeitlich einiges an kritischer Literatur, die es aber selten in die höheren Gefilde der Bestsellerlisten schaffen. Anders sieht das bei Birgit Kelles neuem Werk „GenderGaga: Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will“ aus, das es zum Zeitpunkt dieser Rezension zum Amazon-Bestseller Nr. 1 im Thema Gesellschaftskritik geschafft hat. Das mag daran liegen, dass sich bisherige Werke – im katholischen Umfeld sei vor allem Gabriele Kubys „Die globale sexuelle Revolution: Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit“ genannt – mit wissenschaftlicher und/oder ethisch-moralischer Akribie diesem Thema annähern: Eine durchaus sinnvolle Auseinandersetzung, aber selbst für diejenigen anstrengend, die die Gefahren hinter dem Konzept des Gender Mainstreamings durchaus kennen.
Birgit Kelle beschreitet dagegen einen anderen Weg: Anhand vieler Beispiele, manche bekannt aus den Medien, manche akribisch recherchiert, zeigt sie zwei Dinge auf: Auf welche Themenbereiche sich das Gender Mainstreaming alles bezieht, und welch skurrile Blüten, die sich aus einer inneren Logik heraus ergeben, diese unwissenschaftliche Ideologie der Geschlechtergleichheit treibt. Das ist auf den ersten Blick amüsant zu lesen, wenn es zum Beispiel um Unisex-Toiletten geht oder um ein/e/n Professor/in/x, der/die/das nicht mit geschlechtsspezifischen Worten angesprochen werden möchte. All das könnte man einfach unter Unsinn abhaken, wenn es nicht die Masse an Beispielen gäbe, und wenn es den Vertretern dieser Zunft nicht tödlich ernst wäre.
Denen geht es nämlich – anders als gerne in Medien und Talkshows kolportiert wird – nicht um Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, es geht um die ideologische Feststellung der Gleichheit aller Geschlechter, die man – je nach Lesart – auf bis zu 4.000 Stück ausweiten kann. Birgit Kelle stellt diesen Irrsinn dar, und jeder der ihr in den zahlreichen mitunter aggressiven Repliken Unwissenschaftlichkeit vorwirft, müsste eigentlich erst mal nachweisen, wie er denn beispielsweise dazu kommt, sexuelle Orientierungen zu einem eigenen Geschlecht umzudefinieren, für deren Toleranz die Gesellschaft auch noch Sorge zu tragen habe. Vollends abstrus wird es bei der Beschreibung von schwulen Mädchen (also Frauen, die meinen, sie seien eigentlich ein Mann, aber auch Männer lieben) und lesbischen Jungs (sie wissen schon …). Nicht, dass es solche Abweichungen nicht gäbe, Gender Mainstreaming versucht aber, sie alle als Normalfälle darzustellen, für die die Gesellschaft Toleranz und Akzeptanz zu zeigen habe: Fundamentalismus verkleidet als Gleichberechtigung!
Gerade die letztere Forderung nach Akzeptanz, die weit über das „Ertragen“ der Toleranz hinausgeht, hat es den Gender-Aktivisten angetan, und so hat sich um das Gender Mainstreaming ein ganzes Maßnahmennetz entspannt, von dem Landesbildungs- und Aktionspläne wie die in Baden-Württemberg nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Da geht es dann nicht mehr um das Werben für Toleranz und die – nachvollziehbare – Ächtung von Diskriminierungen, es geht um eingeforderte Vorteile – wie gerade in der entschiedenen Frauenquote dokumentiert – und es geht vor allem um Indoktrination schon kleinster Kinder, die auf Akzeptanz – nicht einfach Toleranz – sexueller Minderheiten eingeschworen werden sollen.
Dass das alles, vom Ampelmädchen über Unisex-Toiletten und diversen Gender-Lehrstühlen bis hin zur Durchdringung aller öffentlichen und privaten (Merke: Das Private ist politisch!) Lebensbereiche mit der Gender-Ideologie, unglaublich viel Geld kostet (das wohl niemand ernsthaft mit eigenen Mitteln finanzieren wollte, wären es keine Steuermittel, die da verjubelt werden), ist dann nur noch der kleinste Aspekt der Gender-Politik. Denn auf der Grundlage dieser – man muss es immer wieder betonen – wissenschaftlich nicht fundierten Theorie werden Lehrpläne neu gestaltet, Kommunikation sowohl im öffentlichen wie im privaten Rahmen gesteuert (die „gendergerechte“ Sprache ist eines der Hauptanliegen und -indokrinationsinstrumente der Protagonisten) und soll letztlich das Wertegefüge der Gesellschaft dekonstruiert und zu Gunsten der Gender-Ideologioe umgebaut werden.
Das beinhaltet in einem Kerngebiet vor allem die Reduzierung des Einflusses und der Bedeutung der Familie. Dieser Aspekt geht leider im Buch für meinen Geschmack ein wenig unter (vielleicht hätte es für ein einführendes Werk auch einfach zu weit geführt), daher zitiere ich gerne Birgit Kelle aus einem Interview:
Die Familie aber, die von Gender Mainstreaming zerstört werden soll, ist die Keimzelle unserer Freiheit. Eine stabile Familie braucht den Staat nicht. Denn diese Verbindung von Mann und Frau, aus der ein Kind entsteht, ist die natürlichste Bindung der Welt, die auch ohne Staat, Grundgesetz oder Religion funktioniert. Wird diese Zelle der Freiheit zerstört, entsteht eine Gesellschaft von Individuen, die dann vollständig auf den Staat und die Gesellschaft angewiesen sind.
Das Verdienst dieses Buches ist es, das Thema Gender Mainstreaming endlich der öffentlichen Diskussion zuzuführen, derer es bei einem solchen gesellschaftlichen Querschnittsthema bedarf. Die Gender-Ideologen scheuen das Licht der Öffentlichkeit, weil dann sehr schnell klar werden würde, dass sie ohne demokratische Legitimation und ohne wissenschaftliche Fundierung dastehen. Sie scheuen das Licht, weil sonst die Frage gestellt würde, mit welchem Recht hier Steuergelder gesellschaftsschädigend verschwendet werden in einem Staat, der ansonsten jeden Cent zwei mal umdrehen muss. Und sie scheuen das Licht – das sei vor dem Hintergrund der Bildungsplandiskussionen als wichtiges Teilproblem nicht unterschlagen – weil sie sich im deutschen Schulpflichtsystem an unsere Kinder heranmachen wollen, um sie mit ihren Ideen zu indoktrinieren (von den offenbar pädophilen Phantasien einiger sogenannter Gender-Pädagogen will ich mit Rücksicht auf den Blutdruck meiner Leser gar nicht erst anfangen, dazu findet sich im Buch viel erhellendes und leider widerliches).
Sie scheuen das Licht, weil dann offenbar wird, dass der Kaiser nackt ist – und nebenbei ganz eindeutig ein Mann oder eine Frau … und Birgit Kelle hält den Scheinwerfer drauf!
Darum gilt für jeden, der sich mit dem Thema Gender Mainstreaming bislang noch nicht auseinandergesetzt hat: Jetzt wird es aber Zeit! Und ein genereller Lesebefehl gilt für GenderGaga von Birgit Kelle!
Birgit Kelles „GenderGaga“ ist im Februar im adeo-Verlag erschienen und auch als eBook erhältlich:
Weitere Rezensionen auf PAPSTTREUERBLOG.
Gassenreh
Nicht verschwiegen werden sollte, dass Gender Mainstreaming auch ein wenig ungesund für Frauen, Mütter und Kinder ist. Zum Beispiel das Negieren bedeutsamer und dem Mann überlegener weiblicher Eigenschaften mit der Folge, dass häufig der Body nur noch wichtig und die an sich höhere weibliche Depressionsneigung noch gesteigert werden. Vergessen der für Sprach- und Kognitiventwicklung wichtigen frühkindlichen Mutterbindung (infolge
des frühen flüssigkeitsgekoppelten Hörens des Foeten im Mutterleib) mit der
Folge von Sprach-, Lese- und Rechtschreibstörungen durch Fremdbetreuung.
Probleme durch Cortisolausschüttung (gefährliches Stresshormon) und
Schlafmangel mit entsprechendem Wachstumshormonmangel von Krippenkindern mit Hippocampusminderung (Lernmaschine des Gehirns).
Erschreckende Zunahme von Depressionen auch bei Kindern und Jugendlichen.
[siehe „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ in: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 5. Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-9814303-9-4 (http://www.medrum.de/content/buchbestellung-vergewaltigung-der-menschlichen-identitaet) und „Es trifft Frauen und Kinder zuerst – Wie der Genderismus krank machen kann“, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-945818-01-5 (http://www.medrum.de/content/wie-der-genderismus-krank-machen-kann)]
Richard
„und die an sich höhere weibliche Depressionsneigung noch gesteigert werden.“ Nur mal ein Hinweis: lt. der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie sind Schwangerschaft und Geburt die häufigsten Auslöser für Depressionen bei jüngeren Frauen. Mit Gender Ideologie hat das nichts zu tun.
Alexander Wallasch
Gut!
Richard
Bei allem Respekt vor Ihrer Buchbesprechung und ihrer Meinung. Ich kann nicht ganz verstehen, wie man dieses Buch als „sachlichen Beitrag zur Diskussion“ verstehen kann. Das beginnt damit, dass es schon von einer völlig falschen Prämisse ausgeht. Es gibt nicht EINE Gender Theorie. In der Gender Forschung ist es genauso wie überall in der Sozialwissenschaft, es gibt dutzende wenn nicht hunderte verschiedene Schulen und Theorien. Sich irgendwelche Extreme herauszugreifen und diese gewissermaßen zum Symptombild für das Ganze zu machen ist einfach unehrlich. Es gibt Genderforscher, die alle Unterschiede der Geschlechter für kulturell bedingt halten, diese sind aber die klare Minderheit. Es geht nicht darum OB es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt sondern welche Schlüsse man daraus zieht. Ein Beispiel: es ist bekannt, dass Männer bessere Ausdauerwerte haben als Frauen, das bedeutet aber noch lange nicht, dass Sie im Marathon gegen Frau Radcliffe auch nur die geringste Chance hätten. Nichtsdestotrotz wurde aus Gründen der „körperlichen Schwäche“ Frauen die Teilnahme an Marathonveranstaltungen vielfach verboten. Darum geht es in Wirklichkeit.
Die Focussierung in der Diskussion auf einige Extrempositionen (die auch wirklich lächerlich sind) führt nicht zu sachlicher Auseinandersetzung. Ich könnte mit der selben Stratgie die Kirche zur verfassungsfeindlichen Vereinigung machen, wenn ich exemplarisch nur die Aussagen einiger Pius Brüder zu Demokratie, Meinungs- und Religionsfreiheit zitiere.
Papsttreuer
Danke für die Hinweise auf andere „Schulen“ des Gender Mainstreamings. Die von Ihnen genannten schicken sich allerdings auch nicht an, Eingang in Gesetze oder staatliche und institutionelle Regelungen zu finden. Die von Ihnen beschriebenen „natürlichen“ Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wie Fragen der Kraft oder auch das immer viel zitierte Beispiel der Unterschiede in männlichen und weiblichen Kniescheiben (Sie erinnern sich vielleicht an die Hart-aber-Fair-Sendung) bedeuten aber letztlich nur eins: Die Unnötigkeit einer neuen Forschungsrichtung wie Gender Mainstreaming. Das ist alles mit der Biologie ausreichend beschrieben. Wenn dagegen heute Studentden bei Ihren Arbeiten Punktabzüge wegen nicht gender-gerechter Sprache bekommen (um nur eines der angeblichen Extrembeispiele zu nennen), dann hat das als Symptom eine ganz andere Bedeutung.
Natürlich liegt die Zielsetzung des Gender Mainstreamings aber nicht in der Schaffung von Unisex-Toiletten oder der Drangsalierung von Studenten, die nicht mehr wissen, wie Sie ihre/n/x Professor/in/x ansprechen sollen. Sie liegt in der Dekonstruktion der Geschlechter- und damit auch der Familienrollen. Dieser viel totalitärere Anspruch kommt in dem Buch (dazu auch mein kleiner kritischer Hinweis) ein wenig zu kurz, macht aber erst die Dramatik deutlich. Wenn’s mit Unisex-Toiletten oder Aufrufen gegen Diskriminierung getan wäre, würde ich mich nicht aufregen (und ich nehme an, Frau Kelle auch nicht), aber das ist nur ein Beispiel aus der bunten Welt des Gender-Mainstreamings. Wenn es dabei auch gemäßigte Stoßrichtungen gibt, haben deren Vertreter es bislang verstanden, sich aus dem Diskurs heraus zu halten.
Gottes Segen!
Richard
Die Studienrichtung heisst „Gender Studies“. Gender Mainstreaming ist eher die Bezeichnung für ein Programm, dass von UN und EU umgesetzt werden soll. Es ist richtig, dass z.B. in der Biologie (oder auch in der Sportwissenschaft – eher mein Gebiet), die Unterschiede zwischen den Geschlechtern auch beleuchtet werden, das hat aber mit Gender Studies nicht viel zu tun, denn dabei kommt es nicht so sehr darauf an welche Unterschiede ich definieren kann sondern welche gesellschaftlichen Schlüsse ich daraus ziehe. Wenn ich – um in meinem Bereich zu bleiben – feststelle, dass Frauen weniger leicht durch Training Kraft zulegen als Männer, dann kann ich daraus den Schluss ziehen, dass Frauen gar nicht Kraft trainieren sollen (so wie bei uns bis weit in die 90er) oder dass Frauen wesentlich mehr Kraft trainieren sollen als Männer um Defizite aufzuholen. So wird das heute gesehen. Weibliche Leistungssportler trainieren im Schnitt ca. 20 % mehr Umfang als männliche.
Papsttreuer
Jetzt bin ich verwirrt: Hatten Sie nicht in Ihrem Kommentar gemeint, dass es „in Wirklichkeit“ genau um diese Unterscheidungen von Mann und Frau, die ich in der Biologie, Sie in der Sportwissenschaft verorten beim Gender Mainstreaming ginge? Dann muss ich folgenden Text missverstanden haben und bitte um Aufklärung:
Gottes Segen!