
Meister Yoda ist nicht Gott … aber ist er vergleichbar? Das und andere Zusammenhänge zwischen Star Wars und christlichem Glauben hinterfragt Sebastian Moll.
Wer über Star Wars nicht mehr weiß als die etwas gewöhnungsbedürftige Grammatik des Jedi-Meisters Yoda, für den wird der Vergleich zwischen dieser Filmreihe (nebst Fernsehproduktionen und kaum überschaubarem Merchandising) vielleicht etwas weit hergeholt erscheinen. Und er wird sich fragen, was eigentlich diese „verkehrte“ Kapitelreihenfolge im Inhaltsverzeichnis des hier besprochenen Buches (IV, V, VI, I, II, III, VII und VIII) soll. Für alle anderen aber erscheint das Spannungsfeld durchaus realistisch, geht es doch bei den Jedis und ihrer „Macht“ auch um Glauben, um Religion im Sinne einer Suche nach dem Sinn des Lebens.
Jungfrauengeburt und Star-Wars-Heilige
Sebastian Moll, evangelischer Theologe und Studienleiter der THS-Akademie für pastorale Führungskräfte in Bingen, hat sich jedenfalls die Mühe gemacht, die Glaubensinhalte der Jedi-Religion auseinanderzupflücken und zu untersuchen auf Gemeinsamkeiten und Trennendes zur christlichen Religion. Interessanterweise – und keine Sorge, ich werde mich in dieser Rezension jedweder „Spoiler“ enthalten – sind die Ergebnisse nicht immer so eindeutig, schon gar nicht, wenn man die christliche Religion um Theologie, Soziallehre und ähnliches erweitert.
Wer die Filme kennt, wird sich beispielsweise erinnern, dass Anakin Skywalker nach Aussagen seiner Mutter keinen Vater hat … Jungfrauengeburt? Aber was hat es mit diesen Midi-Chlorianern auf sich, die sich in Anakins Blut finden und beweisen, dass er quasi genetisch ein Jedi ist? Sind Jedi, die Heiligen des Star-Wars-Universums, eine besondere Rasse … oder sind sie vergleichbar mit den christlichen Heiligen?
Die Handelsföderation und christliche Kapitalismuskritik
Lesenswert, besonders aus libertärer Sicht, auch der Vergleich zwischen christlicher Soziallehre bzw. der unter vielen Christen beliebten Kapitalismuskritik und der Handelsföderation – geradezu ein Hollywood-Abbild gewissensamputierter Kapitalisten. So viel an Inhaltswiedergabe sei erlaubt: Moll spricht jedem Marktwirtschaftler aus der Seele, wenn er vor dem Hintergrund der wirtschaftspolitischen Einlassungen von Theologen, die einen immer wieder mit dem Kopf auf die Tischplatte aufschlagen lassen wollen, schreibt:
Es ist nicht verwerflich, sich mit wirtschaftlichen Themen auszukennen, aber es ist verwerflich, über Dinge zu urteilen, mit denen man sich nicht auskennt. Auch und gerade in kirchlichen Kreisen ist dieser Fehler allerdings weit verbreitet.
Korrekt daher seine Einschätzung, die sich auch Kirchenvertreter hinter die Ohren schreiben dürfen, die gerne das Wirtschaftssystem für etwas verantwortlich machen, was Menschen verursachen: „Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels, nicht aber das Geld selbst.“ Dass Moll dabei noch den wirtschaftsliberalen Carl Menger, einer der Väter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie zitiert, macht mir das Werk und die Ausführungen nur noch sympathischer.
Humor statt trockener Exegese
Aber keine Sorge, „Glauben du musst – Star Wars und der christliche Glaube“ – so heißt Molls kleines Buch von rund 160 Seiten – ist kein knochentrockenes Sachbuch eines Star-Wars- und Jesus-Fans, der exegetisch nachzuweisen versucht, ob oder inwieweit sich die verglichenen Religionen ähneln. Im Gegenteil strotzt das Buch von hintersinnigem Humor gegenüber allzu verbissenen Ansätzen, aus Star Wars eine Religion bzw. – aus christlicher Sicht – eine Häresie zu machen (falls Sie sich schon immer gefragt haben, was eigentlich die „Konvergenz der Macht“ sein soll … es wird Sie vielleicht überraschen).
Was ist das Buch dann? Eine vergnügliche Lektüre, nach der man als Christ ein bisschen mehr über Star Wars weiß … und als Star-Wars-Fan hoffentlich ein bisschen mehr über den christlichen Glauben, und warum der allemal erfüllender ist, als ein auf Filmen aufgebautes Glaubenssystem. Ich habe mich jedenfalls sehr amüsiert und kann „Glauben du musst“ daher nur jedem Leser meines Blogs ans Herz legen, der sich noch ein bisschen Selbstironie erhalten hat.

Matthias Schrader
An diesem Buch und seinem Inhalt interessiert ich bin, mein junger Padawan! ?